Bullet Catcher: Wade (German Edition)
war.
»Wann?«, fragte er unbeeindruckt.
»Warten Sie, ich finde das heraus.« Damit verschwand sie in Eileens Zimmer, und Jack wandte sich an Miranda.
»Was hat sie denn gesagt, als sie wach wurde?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Miranda. »Es ging alles so schnell. Ich saß da, hielt ihre Hand und erzählte, wie ich es immer mache, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie mich doch hört.«
»Wovon hast du erzählt?«, fragte Fletch.
»Von dir.« Sie lächelte. »Ich habe ihr erzählt, wie wir uns begegnet sind und was dann passiert ist. Ich habe ihr erzählt, dass wir heiraten, und ich schwöre, in dem Moment hat sie meine Finger gedrückt.« Sie rieb sich die Arme. »Es hat mich kalt überlaufen. Es war wirklich, als … als würde sie mich hören.«
»Du hast gesagt, sie hätte etwas gemurmelt«, fuhr Jack fort. »Konntest du es nicht verstehen?«
»Nicht wirklich. Am Anfang war es mehr ein Stöhnen. Dann war es so ein Kauderwelsch. Ich will jetzt da rein.«
»Risa wird uns helfen«, beruhigte Jack sie. »Wenn es irgendjemand schafft, dann sie.«
Der Wärter schnaubte leise. »Das kann man wohl sagen.«
Die Tür ging auf, und Risa stand zwischen ihnen und Eileen. »Tut mir leid«, sagte sie und schüttelte bedauernd den Kopf.
Miranda schnappte nach Luft und legte die Hand auf ihren Mund. »Nein.«
»Oh, nein, sie ist nicht wieder weg«, setzte Risa rasch nach. »Sie schläft nur tief und fest. Aber der Arzt möchte mit Ihnen reden, Ma’am. Er möchte wissen, wie das war, als sie die Augen geöffnet hat, ob ihr Blick klar war und dergleichen.«
»Sie hat die Augen aufgeschlagen und mich angeschaut.« Ihre Stimme brach leicht. »Sind Sie sicher, dass sie nicht wieder ins Koma gefallen ist? Sie war definitiv aufgewacht.«
»Ich weiß, das ist frustrierend. Man hat das Gefühl, ganz nah dran zu sein, und dann ist wieder nichts«, sagte Risa.
Jack versetzte Miranda einen sanften Stoß. »Geh rein. Vielleicht wacht sie wieder auf, wenn sie deine Stimme hört.«
Er wandte sich Fletch zu, dem einzigen Freund, den er bei Bullet Catcher noch hatte. »Behalte meine Theorie für dich, okay? Ich mein’s wirklich ernst.«
»Mach ich. Trotzdem finde ich, dass du einen Fehler machst, wenn du Lucy nicht einschaltest.«
»Das werde ich auf keinen Fall tun.« Er hatte im Zusammenhang mit Lucy viel zu viele Fehler gemacht. Das würde ihm nicht noch mal passieren.
5
Stella Feldstein hing über der Reling der Valhalla , winkte miteinem orangefarbenen Sonnenhut und rief Vanessas Namen über den Hafen. »Wir treffen uns unten!«, fügte sie mit lauterStimme hinzu, um die über vierzig Segel zu übertönen, die gegendie hoch in den blauen Himmel ragenden Masten schlugen.
Super. Genau das, was sie jetzt brauchte. Hurrikan-Stella.
Seit dem Moment, als sie sich an Bord kennengelernt hatten, war Stella von der Mission beseelt, für Vanessa einen Mann zu finden. Zum Glück reisten die Männer alle mit Frau oder Freundin. Die beiden Frauen waren zusammen essen gegangen, und bis die Vorspeise kam, hatte Stella bereits alles über die Geschichte mit Clive gewusst.
Es war eine Erleichterung gewesen, mit jemandem reden zu können, allerdings hatte Stella Vanessas Problem sofort zu ihrem eigenen gemacht und erklärt, dass sie auf der Suche nach Clive jeden Insel-Stopp mitmachen werde. Bislang hatte Vanessa sie zurückhalten können. Doch Stella war nicht zu unterschätzen, und im Augenblick konnte Vanessa es einfach nicht mit ihr aufnehmen.
Außerdem wollte sie auf keinen Fall erzählen, was sie auf St. Kitts erfahren hatte.
Meine Mutter, die Mörderin, ist todkrank und hat sich kurz vor knapp doch noch entschieden, mich zu suchen, weil sie mein Knochenmark braucht. Ach, und ich habe zwei Schwestern, von denen ich bisher nichts wusste.
Vanessas Magen sackte kurz eine Etage tiefer, als sie sich an Bord des schwankenden Schiffes helfen ließ.
»Willkommen zurück, Miss Porter«, begrüßte sie der Steward. »Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Aufenthalt auf St. Kitts.« Die tüchtigen Crewmitglieder kannten nicht nur alle Gäste mit Namen, sondern wussten auch über ihre jeweiligen Ausflugspläne Bescheid.
Vanessa nahm die Wendeltreppe zum Deck, folgte einem mit Teakholz ausgelegten Durchgang und schlüpfte in ihre Kabine, ohne jemandem zu begegnen. Drinnen nahm sie eine kleine Reisetasche aus dem Schrank und packte Unterwäsche, ein paar T-Shirts, Jeans, Shorts und einen Baumwollrock hinein. Viel würde sie
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