Bullet Catcher: Wade (German Edition)
schützen. Nun, wer würde Eileens Geheimnis besser kennen als der Vater ihrer Kinder?«
»Das wäre nicht unmöglich«, sagte Fletch und strich sich über das goldfarbene Kinnbärtchen unter seiner Lippe. »Aber das Timing passt nicht. Sie hat die Babys im Juli 1977 zur Welt gebracht, und sie wurden gleich nach der Geburt tätowiert und verkauft, oder? Das heißt, sie bekamen die Tattoos acht Monate bevor Wanda Sloane getötet wurde. Warum hätte sie das tun sollen? Scheint mir ziemlich weit hergeholt, da einen Zusammenhang zu sehen.«
»Mir scheint es eher dumm, keinen zu sehen.«
Fletch grinste. »Ich habe dich schon immer für einen Weltklasse-Ermittler gehalten.«
»Wenn sie wach wäre, würde ich es ihr auf den Kopf zusagen.« Jack blickte zu der Tür, die zur Krankenstation führte. »Bislang hat sie sich geweigert, über den Mord zu sprechen. Vielleicht überlegt sie es sich jetzt anders, nachdem wir Miranda zu ihr bringen konnten und vielleicht sogar die beiden anderen Schwestern finden. Bis dahin allerdings haben wir nicht mehr als ›hi‹, › HI ‹ oder › 14 ‹ .«
»Lass uns doch Lucy einschalten, dann – «
»Nein.« Jacks Tonfall ließ keine Widerrede zu.
»Warum denn nicht?«, wunderte sich Fletch und versetzte Jack einen finsteren Blick. »Erinnere dich, wie schnell sie Vanessa Porter aufgespürt hatte. Sie hat unglaubliche Ressourcen, und seit ich sie für die Sache gewinnen konnte, verhält sie sich dir gegenüber auch wieder anständig. Mach dir ihre Möglichkeiten zunutze – «
»Niemand macht sich Lucy Sharpe zunutze, Fletch. Und ja, es stimmt, du hast wirklich etwas bei ihr erreicht, als du mir den Gefallen getan hast, Miranda zu suchen. Aber nichts, was seither in diesem Fall passiert ist, hat etwas damit zu tun, dass Lucy plötzlich ein Faible für den Ex-Mitarbeiter entwickelt hat, den sie am wenigsten leiden kann. Sie hilft Mirandas wegen und weil ihr beide heiraten werdet.«
»Aber was macht es schon, aus welchem Grund sie hilft? Sie hat alle Möglichkeiten, dich bei den Ermittlungen zu unterstützen . «
»Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass Lucy Sharpe sich einmischt.« Er verengte die Augen zu Schlitzen. »Sie ist ein Kontrollfreak, und das hier ist mein Fall.«
Als guter Freund und loyaler Mitarbeiter gab Fletch an dieser Stelle achselzuckend auf. »Wie du willst, Kumpel, aber du kennst sie nicht besonders gut.«
Da irrte Fletch wieder einmal. Jack kannte Lucy besser als jeder andere Bullet Catcher, einschließlich ihres Goldjungen Dan Gallagher.
»Versprich mir, dass du ihr von dieser Theorie nichts erzählst«, bat Jack. »Lucy ist nicht die Einzige, die erstaunliche Ressourcen hat. Rebecca Aubry wird bald aus Florida zurückkommen. Bei ihr werde ich ansetzen.«
»Wie hast du denn das herausgefunden?«
»Im Netz lässt sich alles rausfinden.«
Fletch lachte ungläubig auf. »Seit wann setzt du dich denn an eine Tastatur?«
»Tu ich gar nicht. Ich habe eine … Freundin, die früher Reisekauffrau war und sich für mich in das Reservierungssystem gehackt hat.«
»Ich hätte – « Fletchs Lächeln erstarb, und er stand so schnell von seinem Stuhl auf, dass der klappernd auf den Boden stürzte. »Was ist?«
MirandakammithochrotenWangenindieCafeteriagerannt.»Sieistwach!«SiepackteFletchamArmundzogihnzurTür.»Siehatetwasgemurmelt,dieAugengeöffnetundmichangesehen!«
»Gehen wir«, sagte Jack und drängte sich an ihnen vorbei auf die Krankenstation zu.
»Der Arzt ist bei ihr«, meinte Miranda. »Er hat mich rausgeschickt.«
»Keine Sorge, Liebes«, versicherte Fletch und legte ihr den Arm um die Schultern, während sie zu dritt den Gang entlangeilten. »Wenn sie wirklich wach ist, bist du der Mensch, den sie auf jeden Fall als Erstes sehen will.«
Vor der Tür stand ein finster dreinblickender, bewaffneter Wärter, dessen Miene und Haltung unzweideutig waren. »Kein Zutritt«, sagte er, offenbar für den Fall, dass sie seine Körpersprache nicht verstanden hatten.
»Tut mir leid, Jack.« Risa, die tüchtigste und gründlichste Krankenschwester, die er je erlebt hatte, kam mit warnendem Blick auf sie zu. »Sie können da jetzt nicht reingehen.«
»Risa, Süße, bitte – «
»Kommen Sie mir nicht so. Es ist das erste Anzeichen von Klarheit seit fast zwei Monaten. Ich kann die Vorschriften nicht umgehen, das wissen Sie genau.«
Er wusste das durchaus, doch er zog es gelegentlich vor, zu vergessen, dass dies der Krankentrakt eines Frauengefängnisses
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