Bullet Catcher: Wade (German Edition)
habe einem Mann aus einem halben Meter Entfernung ins Gesicht geschossen, Lucy. Ich habe gesehen, wie ihm der Schädel geplatzt ist. Er hat mir in die Augen gesehen, als er starb.« Wade sank auf seinen Stuhl und ließ seine breiten Schultern hängen. »Es ist etwas ganz anderes, als wenn man aus anderthalb Kilometer Distanz mit Hilfe eines Zielfernrohrs schießt. Und ich schätze, Sie können mir nicht garantieren, dass ich als Personenschützer nie wieder schießen muss.«
»Ich möchte Sie nicht anlügen, Wade. Es kann passieren, dass Sie in Erfüllung Ihrer Pflicht jemanden töten müssen. Dennoch besteht Ihre Aufgabe hauptsächlich darin, Leben zu schützen und zu retten. Vielleicht müssen Sie auch einmal eine vermisste Person aufspüren – mit Ihrer feinen Spürnase, Ihrem scharfen Verstand und Ihrer ruhigen Hand sind Sie dafür bestens ausgerüstet. Mal ehrlich, was haben Sie eigentlich mit Ihrem Leben noch vor?«
Er hob eine seiner eindrucksvollen Schultern. »Das weiß ich noch nicht. Aber ich würde mir gerne Zeit nehmen, um es herauszufinden.«
»In Ordnung.« Enttäuscht schob sie den nicht unterschriebenen Vertrag zurück in Wades Akte, als ihr Blick auf die Unterlagen für den nächsten Termin fiel … Ja! Das war es. Sie zog die Mappe heraus und drückte sie an die Brust, während sie ihn ansah. »Diesen Fall hier wollte ich eigentlich Donovan Rush als ersten offiziellen Einsatz geben – ist eigentlich ein Kinderspiel.«
»Ein Auftrag, der so gemütlich ist, dass man dafür bezahlen sollte, ihn zu bekommen?«
»Exakt.« Sie reichte ihm die Akte. »Sozusagen mein Geschenk an Sie. Machen Sie sich ein paar schöne Tage im Paradies, während Sie eine Frau ausfindig machen.«
Schalk glitzerte in seinen blauen Augen wie Eiskristalle. »Dann stimmt es also, was Ihre Männer über Sie sagen.«
»Dass ich mitfühlend und verständnisvoll bin und die beste Chefin, die man sich vorstellen kann?«
Er lachte über ihren Sarkasmus. »Dass Sie das Manipulieren anderer zu einer Kunstform erhoben haben und Nein als Antwort grundsätzlich nicht akzeptieren.«
»Ach das. Aber ich manipuliere Sie gar nicht. Ich gebe Ihnen nur Zeit und einen wundervollen Ort zum Nachdenken und Planen. Und Sie können Ihre Smith & Wesson getrost im Halfter lassen. Das einzige Talent, das Sie hier brauchen, ist Ihr Charme«, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.
Wade öffnete die Akte und überflog die erste Seite. »Wer ist Vanessa Porter, und was hat sie verbrochen?«
»Ihr Verbrechen besteht einzig und allein darin, geboren und auf dem Schwarzmarkt adoptiert worden zu sein. Wir müssen sie finden.«
Er hob den Blick. »Ich dachte, dieser Fall war längst abgeschlossen, nachdem Adrien Fletcher Miranda Lang vor ein paar Monaten in Kalifornien aufgespürt hat. Ich bin damals in der Schlussphase als Verstärkung dazugestoßen. Dieser Sektenführer, der Miranda Lang das Leben zur Hölle gemacht hatte, ist dem FBI übergeben worden.«
»Ja, und Miranda ist mit Fletch nach South Carolina geflogen, um ihre leibliche Mutter kennenzulernen, die, wie Sie wissen, wegen Mordes im Gefängnis sitzt.«
Mit einem Nicken widmete er sich wieder der Akte. »Die Mutter braucht eine Knochenmarkspende, nicht wahr?«
»Korrekt. Aber Miranda ist keine geeignete Spenderin. Deshalb brauchen wir Vanessa.«
Fasziniert musterte er das Foto, das an die Akte geheftet war. »Wer ist das?«
»Das ist Mirandas Schwester. Eileen Stafford, die leibliche Mutter, hat irgendwann verraten, dass sie damals am Sapphire Trail Drillinge zur Welt gebracht hat. Miranda und Vanessa sind zwei ihrer drei Töchter.«
Wade betrachtete das Bild der Blondine im schicken Business-Outfit, die über die Wall Street eilte, ein Handy am Ohr, eine glänzende Aktentasche unter dem Arm und eine dieser angesagten schwarz gerandeten Brillen im Gesicht. Beim Überfliegen der Seiten erfuhr er, dass sie Anlageberaterin und Workaholic war und allein in Manhattan lebte.
»Ihre Männer in Kalifornien haben erzählt, dass Jack Culver diese Eileen Stafford für unschuldig
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