Bullet Catcher: Wade (German Edition)
in dem gelben Pick-up wieder auftaucht, umso besser. Ich werde versuchen, den Anruf auf dein Handy zurückzuverfolgen; vielleicht bringt uns das weiter.«
Vanessa blieb auf der Terrasse stehen, während er nebenan im Schlafzimmer, das von einem riesigen Bett nahezu vollständig ausgefüllt war, telefonierte. Wie viele Nächte würde er wohl noch im Sessel schlafen – nachdem er ihr gesagt hatte, dass sie nicht sein Typ und er nicht auf schnellen Sex aus war?
Beim ersten Läuten hob Sage Valentine ab. »Ich wünschte, ich hätte bessere Neuigkeiten für dich, Wade. Euer Anrufer hat ein Satellitentelefon benutzt. In der Karibik sind Handys unzuverlässig, weil sich manche der Funktürme auf Schiffen befinden. Der Turm, der dieses Signal übertragen hat, wurde inzwischen wegen eines Sturms abgebaut.«
Solche Widrigkeiten konnten sie gar nicht gebrauchen. »Wie lange kann es dauern, bis du die Daten hast?«
»Ein, vielleicht zwei Tage.«
»Beeil dich bitte.«
»Ich tue mein Bestes.«
Er beendete das Gespräch und trat in den benachbarten Raum, wo Vanessa an der Kücheninsel stand und etwas auf einen Zettel kritzelte. Er erzählte ihr, was Sage ihm gesagt hatte, woraufhin sie nickte und auf das Papier klopfte.
»Dann müssen wir unsere eigenen Nachforschungen anstellen. Ich habe eine Liste von Lokalen, in denen Clive gesehen worden ist. Fangen wir mit dem Papaya’s in Brick Kiln an. Danach fahren wir zu einer abgelegenen Bar namens White Bay Beach. An den Namen des Ortes kann ich mich nicht erinnern, aber ich werde ihn auf jeden Fall wiederfinden. Ich hatte ein interessantes Gespräch mit dem Inhaber, der mich hundertprozentig angelogen hat. Ich bin gespannt, wie weit wir diesmal mit denen kommen.«
Er blickte auf ihr Gekritzel. »Wie kommst du darauf, dass sie diesmal etwas anderes sagen?«
»Weil du die Fragen stellen wirst. Die Gäste in diesen Etablissements sprechen auf Männer besser an.«
Er hob den Blick zu ihr. »Wer von uns ist denn jetzt ein Neandertaler?«
»Es sind Schwulentreffs, Wade. Du bist ein gefundenes Fressen für die Jungs.«
»Die sind schwul, aber nicht blöd. Die riechen einen Hetero meilenweit gegen den Wind.«
»Dann musst du dir eben besondere Mühe geben. Diesmal fragst du nach Russell Winslow, und ich halte mich im Hintergrund. Komm schon.« Sie zupfte an seinem Ärmel. »Du meintest, wir sind hier leichte Beute – aber das ist doch ein Plan. Du liebst Pläne.«
»Diesen nicht.«
»Wir müssen etwas unternehmen«, fuhr sie fort, »also warum nicht eine kleine Kneipentour?«
Eine knappe Stunde später trafen sie im Papaya’s ein. Getrennt voneinander betraten sie die langgestreckte, direkt aufs Meer ausgerichtete Terrasse. Zwischen den Einheimischen in ihrer Alltagskleidung saßen Touristen, die versuchten, diesen Stil nachzuahmen. Wade mischte sich in die Menschentraube, die sich um die Bar drängte: Die einen ließen sich das hiesige Bier schmecken, die anderen stampften fröhlich zum Beat einer Steeldrum-Band auf den Holzboden.
Vanessa zog sich in eine dunkle Ecke nahe der Küche zurück und lugte, die Baseball-Kappe bis auf die Brille gezogen, über den Rand einer laminierten Speisekarte hinweg zu Wade hinüber, der mit einem Bier an der Theke saß – sonnengebräunt und mindestens ebenso appetitlich wie die frittierten Muscheln, die er sich in den Mund steckte. Als sie sich in der Menge umsah, zählte sie fünf, sechs, nein, acht Frauen, die ihn musterten. Und drei Männer. Und sie.
Das war so weit keine Überraschung. Selbst das locker geschnittene T-Shirt – das er vermutlich trug, um seine Waffe zu verbergen – ließ keinen Zweifel daran, wie trainiert seine Arme und wie muskulös seine Brust war. Sein Haar war von der Sonne gebleicht, seine Züge durchaus vom Leben gezeichnet und vielleicht gerade deshalb atemberaubend lebendig, der Blick aus seinen blauen Augen offen und warm.
Sie trank einen Schluck von ihrem eiskalten Wasser, sah in die Speisekarte und dann wieder zur Bar, um noch einmal jeden Zentimeter von ihm in Augenschein zu nehmen.
Noch ein Schluck, und plötzlich wurde sie von einem sexuellen Impuls überrascht, der sich mit Warpgeschwindigkeit in ungezügelte Lust zu verwandeln drohte.
Was war los mit ihr? Der Typ war ein Ex-Marine und Waffennarr aus einem Kaff südlich von Alabama. Er war darauf aus, ihr das Leben zur Hölle zu machen, wollte sie zu einer Begegnung mit Menschen zwingen, die sie verabscheute. Und seine ganze Art, diese
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