Bullet Catcher: Wade (German Edition)
es. Und woran glaubst du?«
»Es gibt andere Wege, für Gerechtigkeit zu sorgen.« Er drehte sich um und trat durch die Tür. »Ich werde deine Hilfe annehmen«, rief er über die Schulter, während er den Gang entlangging. »Ruf mich später an.«
Sie blickte starr auf die leere Türöffnung und rang nach Atem, so wie sie es immer nach einer Begegnung mit Jack tat.
Wade stand auf einer Holzterrasse, einen Fuß auf der handgezimmerten Sitzbank, von der sie eingerahmt wurde, und betrachtete die Blockhütte, die den großspurigen und irreführenden Namen Mango Plantation trug. »Für das Feriendomizil eines steinreichen Firmenbosses ist die Bude ziemlich bescheiden.«
Vanessa stieß eine der Jalousientüren auf, die vom Hauptraum auf die leere Terrasse führten. »Sie hat einen Privatstrand und eine Postkartenaussicht, und sie kostet normalerweise siebentausend Dollar die Woche. Ich würde sie als Geschenk der Urlaubsgötter betrachten.«
»Wenn wir denn im Urlaub wären.«
Sie verschwand wieder im Haus und ließ Wade bei seiner Begutachtung allein zurück.
Die Aussicht war tatsächlich spektakulär: Panoramablick auf kristallklares Wasser in allen erdenklichen Schattierungen zwischen Jadegrün und Marineblau, nur unterbrochen von der Erhebung der Nachbarinsel St. Kitts und ein paar Yachten, die in der Ferne majestätisch über die Wellen zogen.
Zugang und Sicherheitsvorkehrungen hingegen waren alles andere als spektakulär.
DasHausducktesichaneinenAbhangundwarvoneinemmitUnkrautüberwuchertenObsthainumgeben,derdemRegenwaldabgetrotztwar.ZwarschirmtesiederBlätterwaldvorneugierigenBlickenab,dafürwarensienurrundhundertfünfzigMetervonderStraßeentfernt,ohneZaun,MauerodergesicherteToreinfahrt.ZuallemÜberflussgabeskeinenZufahrtsweg,sodassWadedenJeepweithinsichtbaranderStraßeparkenmusste.
Die nächste Terrassentür ging auf, und Vanessa erschien mit siegessicherer Miene im Türrahmen. »Das Haus ist der Hammer. Es gibt Kabelfernsehen und Internet, der Kühlschrank ist eiskalt, und die Dusche ist riesig.«
»Super. Wir können also fernsehen, im Internet surfen, Bier trinken und zusammen duschen.« Er schüttelte den Kopf. »Wir sind hier nicht im Urlaub, Vanessa. Ich möchte so schnell wie möglich deinen Freund finden und dann von hier verschwinden, bevor derjenige auftaucht, der unser Hotelzimmer verwanzt und uns über die Bergstraße gehetzt hat.«
»Ich doch auch«, verteidigte sie sich. »Aber du könntest dich wenigstens bei mir bedanken, dass ich so eine grandiose Unterkunft für uns organisiert habe.«
»Danke«, erwiderte er einsilbig. »Aber dir ist schon klar, dass wir hier leichte Beute sind?«
»Es ist total abgeschieden.« Sie machte eine schwenkende Bewegung mit dem Arm. »Wir sind von Regenwald umgeben.«
»Die perfekte Deckung für einen Angriff aus dem Hinterhalt.«
»Wer auch immer dieses Haus gebaut hat, hat bestimmt daran gedacht.« Sie begann, auf den Holzplanken auf und ab zuhüpfen, aus denen die Terrasse rund um das Haus bestand. Aus dem gleichen Material waren auch der schmale Steg zur Straße und eine wackelige Treppe zum Strand hinunter gezimmert worden. »Die knarren, wenn jemand kommt. Das ist wie eine Alarmanlage.«
Allerdings keine professionelle. »In dieses Haus kann jeder, der sich ein bisschen Mühe gibt, problemlos eindringen, zu Fuß oder still und leise vom Boot aus.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Dann müssen wir eben vorsichtig sein. Und wenn doch jemand auftaucht, dessen Nase dir nicht gefällt, kannst du immer noch schießen.«
Er presste die Lippen zusammen und blickte zum Meer.
»Du hättest den Typen in dem Pick-up umbringen können«, sagte sie leise. Offenbar war ihr der Zwischenfall auf der Straße schon länger im Kopf herumgegangen.
»Aber ich habe es nicht getan.«
»Aber du hättest es tun können.«
»Ich habe es gelernt, ja«, stimmte er zu. »Das heißt aber nicht, dass ich herumlaufe und Leute umbringe.« Er schob sich an ihr vorbei ins Haus. »Ich überprüfe noch, ob…«
»Hast du?«
Obwohl er genau wusste, was sie meinte, fragte er zurück: »Hab ich was?«
»Jemanden umgebracht. Mit dieser Waffe.«
»Mit dieser Waffe? Nein.«
Sie schloss die Augen. »Mit einer anderen?«
»Mit vielen verschiedenen«, erwiderte er leise.
Sie nickte kaum merklich. »Nun ja, du warst früher bei den Marines.«
Einmal Marine, immer Marine , dachte er, sagte jedoch nichts. »Hör zu, je schneller wir von hier wegkommen, bevor unser Freund
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