Bullet Catcher: Wade (German Edition)
zusammen dorthin fahren?« Sie hob ihr gurkengrünes Glas an ihre vollen Lippen. »Ich weiß, er würde sich an mich erinnern. Wir hatten an dem Abend eine Menge Spaß beim Feiern.«
»Vielleicht fahre ich später noch hin«, sagte Wade und lehnte sich im Stuhl zurück, damit Vanessa ihn sehen konnte.
Er hatte drei oder vier Leute auf Clive angesprochen, als Sarah auf ihn zukam und ihn ansprach. Sie habe gehört, er suche jemanden, den sie vor Kurzem hier getroffen habe. Wobei »vor Kurzem« sich als äußerst dehnbare Zeitspanne erwies. Zuerst war es eine Woche, dann zwei; schließlich sprach die Freundin von »mehreren Wochen«. Die Unstimmigkeiten weckten sein Misstrauen – ebenso wie ihr rasches Vorgehen. Nichtsdestotrotz ließ er seine möglichen Informantinnen noch nicht ziehen. Ebenso wenig wie sie ihn.
»Ich fand ihn echt nett«, sagte Sarah zum fünfzehnten Mal, seit sie Wade von der Bar weg zu Maddie geschleppt hatte. »Ich meine, was für ein total netter Typ. Und sah nicht mal schlecht aus, wenn man auf groß und drahtig steht. Und Sie« – sie lachte und zeigte mit einem Finger auf Wade – »stehen ja anscheinend drauf, wenn Sie diesen Typen gut finden.«
Maddie stützte mit verträumtem Blick die Ellbogen auf den Tisch. »Warum sind nur die besten Kerle immer schwul?«
Sie tauschte mit Sarah einen deprimierten Blick, während Wade an seiner nächsten Frage bastelte, die so vage sein musste, dass seine Tarnung nicht aufflog, aber gleichzeitig zu einer verwertbaren Antwort führte.
»Und ihr seid sicher, dass er an dem Abend allein war?«, fragte Wade.
»Absolut«, versicherte Sarah. »Nur … « Sie blickte wieder ihre Freundin an. »Er war echt frustriert wegen eines Typs. Deshalb haben wir uns auch so die Kante gegeben. Wir haben › Zehn kleine Negerlein ‹ mit Tequilas gespielt.«
Maddie beugte sich vor und legte ihre Hand auf seine. »Vielleicht warst du ja derjenige.«
Wade nahm einen großen Schluck Bier und stellte dann die Flasche wieder ab. »Vielleicht.«
Die Mädchen tauschten verstohlen einen Blick.
Er lächelte vielsagend. »Vielleicht aber auch nicht.«
Wieder ein Blick, dann konnte Sarah nicht länger an sich halten. »Er war regelrecht am Boden zerstört wegen eines Typs namens Charlie.«
»Charlie?«, echote Wade. Nicht Russell?
»Ja, er war total am Ende wegen Charlie«, sagte Maddie. »Immer wieder meinte er, er habe alles versaut, er vermisse Charlie so sehr, und was mit ihm passiert sei, sei alles seine Schuld. Er fing sogar noch an zu weinen. Weißt du noch, Sarah?«
»Ich mag gar nicht daran denken«, wandte sich Sarah an Wade. »Inzwischen ist der sicher drüber weg. Außerdem war er so voll wie wir alle – das mit dem Weinen war bestimmt nicht so ernst.«
»Seid ihr sicher, dass er nicht wegen Russell geweint hat?«
»Einen Russell hat er auch erwähnt«, schob Maddie rasch nach. »Vielleicht ist der Typ doch zu leichtlebig für dich, Wade.«
»Das hab ich mir auch schon gedacht.« Er lächelte und nahm noch einen Schluck Bier. »Ihr zwei seid also jeden Tag hier?« Wenn dem so war, konnten sie ihm eine echte Hilfe sein. Wenn nicht, dienten sie vielleicht doch nur als Köder.
»Oh ja.« Maddie nickte. »Seit wir von Chicago hierhergezogen sind, kommen wir fast jeden Tag nach Feierabend her. Hat Sarah dir erzählt, dass wir den ganzen Sommer hier sind?«
»Schon dreimal«, erwiderte er augenzwinkernd.
»Wir arbeiten nämlich im Cliffdwellers«, erklärte Sarah Wade, nun auch bereits zum zweiten Mal. Wenn das so weiterging, würde er den beiden Schnapsdrosseln kein Wort mehr abnehmen. »Das ist ein echt schönes Hotel. Schon mal da gewesen?«
»Nein.«
»Aber du solltest nach Newcastle fahren und Clive finden, bevor er aus dem Nisbet auscheckt oder so«, sagte Maddie.
Sollte er das wirklich tun? Oder würde ihm dann wieder der Typ in dem gelben Pick-up folgen, um ihn von der Straße abzudrängen? Die Mädels hier waren gut, aber so gut nun auch wieder nicht. Wenn ihm genug Zeit blieb, würde er schon noch herausfinden, ob sie für jemanden arbeiteten.
»Weißt du was«, sagte Maddie und versuchte, ihre Finger in seine zu verschränken, »du siehst gar nicht aus, als ob du schwul wärst.«
Sarah zwickte ihre Freundin ins Bein. »So was sagt man nicht, meine Liebe.«
»Das sollte doch keine Beleidigung sein oder so.« Maddie rutschte verlegen auf ihrem Stuhl hin und her.
Wade lächelte sie gutherzig an. »Keine Sorge, Ma’am. Ich hab’s auch nicht
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