Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Ānorudo
K…Fīrudokurausu
F…Shutorutzuferikkusu
P…Huángdì Pankofu, Pankov
Omo Mifunetoshirō.
Ich trenne mich von meinem Körper und mache einen
Spazierflug im Innern der Partykugel. Ich steige hoch hinauf zum Mittelpunkt,
weit weg von der Subjektivität, um die Feier als ein Gesamtphänomen zu
betrachten. Hier in fünfzig Kilometer Höhe wird die Menschheit zu einer
homogenen Masse aus Haaren, bunten Stoffen und Lichtquellen – zu einem Kosmos.
Drei Bilder hatten sich vermischt, um dieses Panorama zu erzeugen: der
erstarrte, buntscheckige Krebsnebel, eine in der Dunkelheit der Nacht funkelnde
Großstadt und die betriebsam lebhafte Oberfläche der Sonne… Ich höre ihre
Stimmen: ihr Reden, ihr Lachen und Schreien. Zwanzigmilliardenfach. Vermengt zu
einer Ursuppe der Ideenwelt – einer Flut aus Information jeglicher Güte… Ich
empfinde ihre Gedanken…
Hier oben komme ich mir sehr groß vor. Ich bin ein Riese –
allein in mein Auge würde eine Metropole hineinpassen, die Spannweite meiner
Flügel bedeckt einen Staat, mein Schnabel gleicht einer
Massenvernichtungswaffe. Aber ich bin ein friedlicher Raubvogel – ernähre mich
von ihren Träumen und Sehnsüchten, manchmal von ihren Sorgen, selten von ihren
Ängsten – sie haben selten Sorgen, sie haben kaum Ängste… Ich trenne sorgfältig
ihre Phantasien von ihren Illusionen – ich schäle die Kraft der Schöpfung, befreie
sie von der Fassade. Nur „nacktes Fleisch“ interessiert mich, am besten ohne
Namen – kleine „Würmer“, die es schaffen, unerkannt, verborgen zu bleiben…
Sobald sie einen klaren Gedanken fassen, ist es für mich verdorbene Nahrung –
ich bin weder Aasfresser, noch esse ich Warmes – bei ihrer Entstehung belauere
ich meinen Futter. Wenn sich ihnen etwas auf der Zunge dreht, wenn sie nach
einer Lösung oder einer Idee suchen, sollten sie sich beeilen, denn ich bin
bestimmt in der Nähe. Bleibt der Gedanke unfassbar, oder geht verloren, wird
ersetzt durch Alltagsprobleme, Dinge, die längst einen Namen haben, so können
sie sicher sein – ich habe mich damit gesättigt. Ich stehle ihre Geistesfunken…
Der Raum bekommt einen Riss und krümmt sich zu einer
Seite. Jedwedes Licht und jede Farbe verschwinden von der Oberfläche. Ich stehe
nun auf einer schwarzen Kugel unter dem blauen Himmel. Um mich herum sehe ich
eine Unzahl weiterer Kugeln – auf diesem Blumenfeld bin ich eine Biene, ich
schwebe von einer Blüte zur Nächsten… Ich breite meine Flügel aus und erhebe
mich über dem Unwerk, ich bin satt für heute… Auf der anderen Seite des Flusses
in den längst verlassenen Wolkenkratzern erwartet mich mein Zuhause, meine
immer hungrigen Kinder, die sich von den Geistern der Stadt ernähren. Der Spuck
der verlorenen Seelen ist wie Muttermilch für meine Jungen. Ein erwachsener
Vogel kann davon nicht überleben, denn die Gedanken der Geister haben zu wenige
Ballaststoffe.
Ich mache zwei fast rituelle Kreise über dem Feld, bevor
ich mich auf den Weg über den Fluss wage. Seltsame Gruselgestallten bewohnen
das dunkle, stürmische Wasser. Ich hatte zwar selbst noch nie eine gesehen,
aber man hört viele Geschichten. Ich will kein Risiko eingehen und steige hoch
zum Himmel hinauf, so hoch wie die höchsten Ruinen auf der anderen Seite, dann
erst überfliege den Spiegel des Flusses… Auf der anderen Seite angelangt fliege
ich über den Dächern auf der suche nach Geistern. Sobald ich welche finde,
fliege ich durch sie hindurch, ärgere sie, versuche sie, zum Verfolgen zu
provozieren. Wenn sie dann mir hinterher jagen, hindurch durch fensterlose
Hochhäuser, füttere ich sie mit Banalitäten der modernen Städte … meistens ist
es pure Freude am Spielen, unreflektierte Unterhaltung. Das Triviale reizt die
Geister, die mich verfolgen, macht sie tobend, inbrünstig … die werden mich so
bald nicht vergessen, bis wir mein Nest erreichen, wo meine hungrigen Jungen
sich an die Ströme schierer Energie anzapfen, die jedem Geist hervoreilen, und
an ihnen saugen, bis sich die Gemüte der wandernden Seelen abkühlen… Während
das passiert, darf ich nicht existieren, sonst finden mich die Geister und
stehlen meine gesamte Beute, dann muss ich vom Neuen anfangen. Also setze ich
mich auf einen Kragarm, eine Fensterbank oder eine Antenne um zu meditieren –
ich verstecke das Raubgut tief im Unterbewussten, im Nirwana… Meine Augen
werden schwer und müde, mein Körper entspannt sich, ich
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