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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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derjenige, der den Putsch anzettelte, der
leibliche Onkel von Kasupā, dem Witzbold (der gestern an der Außenkamera
zerschellte) und wahrscheinlich der Einzige, der genug Autorität besaß, um die
Mannschaft gegen mich anzuführen… Ich komme näher, um in seine offenen Augen
hineinzuschauen; sie strahlen immer noch denselben Groll und dieselbe
Erbitterung, wie gestern auf der Brücke und im Reaktorraum, wo sie mich zum
Lynchen hingeschleppt hatten, dieselbe Wut, die noch größer wurde, als Heruge
die Meute zwei Sekunden vor meinem Dahinscheiden stoppte und auseinander trieb…
Ich empfinde eine schwer lastende Schuld – es war mein Fehler … Kasupā und
die anderen mehr als tausend Besatzungsmitglieder des zerstörten Kreuzers
mussten nicht sterben … ich wollte nur etwas ausprobieren…
     
    .Was ist das, Heruge?
    H…Das ist der Kopf von Toku Furittsu.
    .Was machst du mit seinem Kopf?
    H…Eure Mehrheit hattet nach seinem Kopf auf einem goldenen
Tablett noch vor dem Frühstück verlangt…
     
      Ja richtig! ICH hatte nach seinem Kopf verlangt… Aber
warum? War das ein Akt der Feigheit oder ein Ergebnis schierer Vernunft und
nüchterner Berechnung. Die Beweggründe meines Doppelgängers bleiben für mich
unerforschbar, während ich jedes Motiv nachvollziehen könnte. Ich befürchte
sogar, ICH wollte bloß etwas ausprobieren…
     
    H…Es war eine weise Entscheidung! Ich hatte Furittsu nie
getraut – er war ein aufsässiger, selbstgefälliger Anarchist… Eure Mehrheit
hattet unserem Reich einen großen Dienst erwiesen…
     
      Er bedeckt den Totenkopf wieder mit dem Deckel und bedient
die Tastatur an seinem Kragen. Ein neuer Akkord schallt im Raum, um einiges
höher, als vorhin, und diesmal verschwindet die andere Wand, auf der anderen
Seite des Bettes. Dahinter befinden sich Räume, in denen ich mich frisch machen
und anziehen kann…
     
      Davon ausgehend, dass die verschwundene Wand irgendeine
Art Hologramm war, das zwei angrenzende Räume voneinander trennte, trete ich
hinüber in das andere Zimmer. Auf der anderen Seite bekomme ich den Eindruck,
als wäre ich gerade durch einen Sieb gegangen. Wie ICH mir schon erzählt hatte,
war das akute Gefühl grauenhafter Natur, während ich mich in nachhinein eher
erfrischt fühle, als hätte man mir das aufgestaute Blut in den kleinsten
Blutgefäßen aller Gliedmaßen durch frisches Blut aus der Lunge ersetzt. Einige
Sekunden Lang fehlt mir Sauerstoff im Gehirn, deswegen wohl schlägt mein Herz
schneller, um den Mangel auszugleichen. Meine Finger und Zähen fühlen sich an,
als wäre ich gerade aus einer Zentrifuge ausgestiegen. Die Haare auf dem ganzen
Körper stehen senkrecht. Insgesamt kömmt es mir vor, als wäre ich gut
zweihundert Meter auf Zeit gelaufen und danach kalt geduscht… Ich will den
Gesichtsausdruck von Heruge sehen – er lächelt freundlich, bereit, meine
dümmsten und peinlichsten Fragen zu beantworten… Ich habe keine Fragen.
     
      Jetzt erst, als ich im Bad vorm Spiegel stehe, sehe ich
mein neues Gesicht. Es überrascht mich nicht, dass ich fernöstliches Aussehen
habe – es erscheint mir durchaus logisch … nachdem ich einen leichten schock
überwand … schließlich orientiert sich diese ganze Welt an den alten Kulturen
der Regionen der aufgehenden Sonne… Pankov schenkte mir diesen Planeten, und
seine Eltern kommen beide aus China. Vielleicht versucht er so seinen Wurzeln
nahe zu kommen. Was mich aber sehr wohl wundert, ist der Schnurbart, den ich
bis jetzt nicht bemerkt hatte, als wäre das ein selbstverständliches Detail
meines Körpers, an das ich mich seit dem Stimmbruch langsam gewöhnt hatte… Ich
streiche mit den Fingern über das Barthaar, und diese Bewegung versetzt mich in
einen Déjà-vu-Zustand … diese Augen, diesen Bart und diese Bewegung hatte ich
sicher schon mal in irgendeinem Film gesehen … wahrscheinlich in einem über die
Samurai…
     
      Ich ziehe mich an, um mich zu vergewissern. Mein Gewand
ist um Einiges schlichter und gleichzeitig anmutiger, als der von Heruge, meine
Tastatur am Kragen kaiserlich funkelnd, die Schirmmütze ist weich und bequem
mit einem (oberhalb des knappen Stoffschirms) aus Gold und Edelsteinen
gesticktem Wappen, der … magische Kräfte zu besitzen scheint … oder ist das
bloß eine effektvolle Hinterleuchtung? Mich hat sie sofort bestochen – ich bin
bereit, mein Leben für das Wappen zu opfern!!
     
      Ich drehe mich zum Spiegel. Oh ja! Ich erkenne den Mann –
das

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