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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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… ich merket,
dass ein Rohr meine Flugbahn verfolg – ein besonders angenehmes Gefühl erweckt
es in mir nicht…
     
      Ich werde neugierig, will wissen, wo ich aufgewacht bin:
Das Zimmer ist relativ klein, zumindest im Vergleich zum riesigen,
überproportionierten Bett. Außer dem Bett und dem Fenster sehe ich nur noch
Wände mit abgerundeten Ecken. Die Ecken zur Decke sind viel stärker abgerundet.
Kupferfarbene Wände sind verziert mit abstrakten, räumlich abgesetzten
Ornamenten, die teilweise vergoldet sind… Es sieht so aus, als ob der
Handwerker seine Arbeit nicht zu Ende gemacht hat… Ich gehe zum Fenster, ich
will wissen, ob ich die Außenwände sehen kann…
     
      Upsa … es ist ein Monitor!! Wie kam ich überhaupt auf die
Idee, es wäre ein Fenster? … Ach, ja klar – der Monitor zeigt ein räumliches
Bild, das sich abhängig von meinem Standort verändert… Aus der Entfernung
unterscheidet es sich nicht von einer Aussicht aus einem Fenster, bloß in der
Nähe erkenne ich so was, wie Pixel … zumindest eine Unschärfe – ich kann weit
entfernte Details nicht mehr identifizieren. Es ist leicht gruselig, als ob das
Fenster auf meine Nähe reagieren würde, als würde es von meinem Atem
beschlagen…
     
      Meine infantile Neugier wird von einem Klang unterbrochen!
Es hört sich an, wie ein tiefer Akkord einer Bassgitarre. Kurz darauf
„verdunstet“ die Wand zu meiner Linken geräuschlos und öffnet den Einblick in
einen anderen Raum, aus dem ein Mann mit einem goldenen Tablett in den Händen
in mein Zimmer hinüber tritt: Heruge! – ich erkenne ihn wieder … ich kenne ihn!
Ich weiß, wer Heruge ist – er ist meine „Rechte Hand“ – die Hand, die meine
Befehle unterschreibt und meiner statt Ohrfeigen verteilt. Er ist auch mein
persönlicher Tutor, jemand, der nie komisch wird, wenn ich ihm eine blöde Frage
stelle … zum Beispiel: „wo ist denn hier eine Toilette?“ … Ich freue mich,
etwas zu sehen, das ich kenne.
     
      Die schicke Beamtenfunktionstracht von Heruge ist eine
seltsame Mischung aus einem Kimono, dem Gewand eines chinesischen Beamten einer
mittelalterlichen Dynastie und einem Kampfanzug mit voller Ausrüstung. Alle
Knöpfe, Schalter und Hebel sind gestalterisch fest in die Garderobe integriert.
Den Kragen verziert eine komplexe, selbst leuchtende Tastatur mit chīsanischen
Hieroglyphen. Den Kopf bedeckt eine schlichte Krone in Form eines großen
Omegabuchstaben – höchstwahrscheinlich eine Antenne. Am Gürtel ist ein
ornamentierter Griff befestigt, der mich stark an das ausgeschaltete Schwert
eines Jedi-Ritters erinnert… Seine asiatischen Augen verkündigen ultimative
Autorität, eine Versprechung, jeden Ungehorsam unvermittelt und über alle Maßen
erbarmungslos brutal zu unterbinden. Nur ich allein in meinem ganzen Reich habe
keine Angst vor diesem Mann, nicht zuletzt weil er das Zeichen
uneingeschränkter Ergebenheit über seinen Augen trägt – eine Tätowierung
anstelle der entfernten Augenbrauen in Form des chīsanischen Wappens.
Seine Loyalität ist nicht vergleichbar mit der Unterwürfigkeit eines Hundes
oder der Fügsamkeit eines Programms, das mir allein dienen soll, nein, seine
uneingeschränkte Unterordnung gleicht einem Axiom, das schlicht nicht in Frage
gestellt werden kann… Im Grunde genommen ist Heruge der wahre Herrscher von
Chīsana, während ich bloß den Herrscher befehlige…
     

Shushō Migite Heruge.
     
    H…Guten Morgen Eure Mehrheit! Habt ihr gut geschlafen?
    .Mmm…
    H…Habt Eure Mehrheit wieder von dem Vogel geträumt?
    .Woher weißt du von dem Vogel?
    H…Seit fünf Nächten nun schwebt Eure Mehrheit über
Burakkubōru – dem Energiefeld mit eingeschlossenen Seelen.
    .Weißt du auch von der verlassenen Stadt?
    H…Nein. Von der verlassenen Stadt habt Ihr mir nicht erzählt
… nur von dem Dorf mit Aussätzigen und einer Streitmacht von Augenfressern.
    .Hmm … daran erinnere ich mich nicht… Was hast du denn unter
der Tabletthaube?
     
      Ohne zu Zögern entfernt Heruge den großen Deckel, unter
dem eine mehrstöckige Torte Platz hätte, und ich erstarre vor Grauen.
Wahrscheinlich das Letzte, was ich jetzt, kurz nach dem Aufwachen erwartet
hätte, liegt auf dem goldenen Tablett, etwas, das mein Blut mit gefrorenem Blei
füllt, mein Gesicht verblassen lässt und mir die Sinne vernebelt – ein abgetrennter
Kopf eines Menschen…
     
      Ich kannte diesen Menschen: Es war der erste Kapitän
meines Flagschiffs – Furittsu –

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