Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

die Aussicht
anschauen und gehe zum Fenster. Draußen erscheint, von der Morgensonne
erleuchtet, die andere Seite der Stadt, die vorhin von der gewaltigen Festung
verdeckt war. Allerdings auch nur wegen dem Sonnenstand weiß ich, dass ich
diesen Sektor heute noch nicht gesehen habe, denn das Bild ist annähernd
dasselbe. Weit draußen, in der Peripherie laufen Löscharbeiten an zwei
unterschiedlichen stellen, wo Rauch aufsteigt. Jetzt, aus dieser Höhe (dieser
Saal ist offensichtlich der Gipfel der Festung), erkenne ich auch die
Bergketten außerhalb der Stadt, die ebenfalls an vereinzelten stellen rauchen…
diesmal werde ich neugierig:
     
    .Was ist da draußen los?
    R…Kleine Brocken von Hanōbā, die von den
Uchūzokuban übersehen wurden, sind heute Nacht überall auf Chīsana
niedergeprasselt. Unsere Schlagkraft hat das Schlimmste verhindert, aber sie
reicht nicht bis Hingai.
     
      Zunächst ist mir nicht klar, worüber dieser Mann redet,
doch nach und nach verstehe ich den Sinn hinter den rätselhaften Begriffen, und
vor meinem inneren Auge erscheint das vollständige Bild der Katastrophe: Der
Angreifer, der gestern das Schiff zerstörte, sammelte die großen Trümmer auf,
was wohl der Zweck des Angriffs war, ließ allerdings die kleineren Brocken auf
dem Schlachtfeld, die dann von dem Planet „aufgesammelt“ wurden. Der größte
Teil der Trümmer ist in der Atmosphäre verbrannt, ein kleiner Teil wurde von
der Boden-Luft-Verteidigung zerstört, der Rest, Teile der hartnäckigen
Außenhülle erreichten die Oberfläche und zerstörten unter Anderem einige
Gebäude in den ärmeren Stadtvierteln von Pōto… Es scheint, als ob MEIN
Fehler nicht so schnell vergessen und noch lange Konsequenzen nach sich ziehen
wird.
     
    .Wir müssen die planetare Verteidigung ausweiten.
     
      Stelle ich laut fest, während wir zu unseren Plätzen
gehen. All die Minister, die geduldig warteten, bis ich und meine beiden
„Hände“ uns bequem gemacht haben, nehmen ebenfalls Platz. Die im Kreis
angeordneten Tische der Minister sitzen auf Gleisen und können auf Wunsch so
lange gedreht werden, bis der gewünschte Beamte uns gegenüber sitzt, um Rede
und Antwort zu stehen (zu sitzen) und um Befehle zu erhalten. Zwischen unserem
Tisch und den Ministertischen verläuft noch ein Gleis mit schmaleren hoch
technisierten Serviertischen auf denen sich unser Frühstück befindet. Das Ganze
sieht aus, wie ein Fließband, auf dem allerdings keine Computerchips produziert
werden, sondern hohe Politik gemacht wird.
     
      Ich nehme mir heißen Ocha und eins von diesen
appetitlichen Törtchen, die zwar alle dieselbe Form haben, jedoch kein einziges
einem anderen von der Farbe gleicht. Heruge
    hält mich davon ab, es zu probieren und nimmt mir das
grünliche Törtchen weg. Das sei hochkonzentrierter Wasabi, meint er und tauscht
es gegen ein anderes, das viel fruchtiger aussieht… Wir frühstücken auf den
Monitoren, die unsere gesamten Tische einnehmen. Gleichzeitig interviewen wir
den Anbauminister und geben ihm neue Befehle. Unsere Tassen und Besteck
schieben wir jedes Mal zur Seite, wenn ein Teil der Landkarte verdeckt wird,
über den aktuell diskutiert wird. Für einen Moment erheitert mich die
Hinundherschieberei, weil es für mich so aussieht, als wäre unser Geschirr
Teile einer Armee, die wir strategisch günstig auf dem Feld positionieren
wollen.
     
      Wir drehen den Servierkreis weiter, um immer neue
Kreationen zu probieren und wir drehen den Ministerkreis, um immer weitere
Interviews zu führen und weitere Aufgaben zu erteilen. Nach dem Anbauminister
kommt der Minister für Zivilisation, für Bildung, für Erzeugung, für Handel,
für Gefecht und so weiter, bis, nach zwei Stunden „harter Arbeit“ der Minister
für Geheimnisse vor uns sitzt, und Ryudiga alle Anderen auf ihre individuellen
Arbeitsplätze entlässt. Sie stehen synchron auf, verbeugen sich und verlassen
den Kreis durch die Lücken zwischen den Tischen. Durch die aufgegangenen Türen
neben den Fenstern verlassen sie zügig den Kronsaal, als liefe eine
Feuerwehrübung, bei der man eine reibungslose Evakuierung trainiert. Wir
verfolgen den Antistrudel gelassen, bis die letzte Tür zugeht, dann dreht sich
Ryudiga zu mir. Er schaut mich einschätzend ein, fast so, als würde er mich
höchstpersönlich eines Verbrechens verdächtigen, dann macht er eine Miene, die
wahrscheinlich im ganzen Universum einzigartig ist, die nur Ryudiga in der Lage
ist zu vollbringen –