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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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ich vertraue darauf, dass Heruge
mich nicht „verschaukelt“, und hätte die Antwort in wenigen Minuten… Auch jetzt
starrt er, wie ein strammstehender Soldat, gegen die Tür, währen er mir emotionslos
ein Bericht erstattet:
     
    H…Nach Form und Kennzeichen zu urteilen, sind das Anlagen,
die das Landen auf Planeten ermöglichen. Sie sind angeblich drei Jahre und zwei
Monate alt. Die Gebrauchsspuren auf dem Boden weisen darauf hin, dass diese
Räume anderweitig benutzt wurden, als zum reinen Einsatz  von anwesenden
Anlagen. Bei genauerer Untersuchung wird man sehr wahrscheinlich feststellen,
dass die Anlagen noch nicht lange im Raum stehen.
     
      Während er spricht, muss ich mir ein Schmunzeln
verkneifen… Ich meine, die Japaner waren auch so dafür bekannt, dass sie
miteinander reden können, ohne sich anzuschauen, dass sie beim Reden ihren
Körper nicht bewegen müssen, dass sie dabei auf den ersten Blick völlig
emotionslos erscheinen können, aber, im vergleich zu diesem japanisch
aussehenden Chīsaner, kocht jeder Japaner nur so vor Emotionen, die durch
zwei kleine Öffnungen rechts und links von der Nase nach Außen entweichen,
währen >dieser< Mann so aussieht, als würde ihn überhaupt nicht
interessieren, was er sagt… Als ich mich vor langer Zeit im Zeichnen von
Gesichtern übte, beschrieben meine ersten Versuche nur die schlecht geratenen
Tatsachen über die Anatomie des Menschen. So ähnlich sieht Heruge jetzt aus:
ein Meisterwerk eines talentierten Bildhauers, der zum ersten Mal eine genaue
Kopie eines Menschen aus Ton und Farbe herbeigezaubert hat, ohne auch nur eine
Sekunde lang daran zu denken, dass in jedem Menschen normalerweise eine Person
wohnt. Es ist komisch und unheimlich zugleich. Ich fühle mich allein mit einem
Computer, der mir zwar etwas sagt, geistig aber völlig abwesend zu sein
scheint… So wie er da steht, kommt er mir unberechenbar vor, da jeder Aktion
eines gewöhnlichen Menschen eine Emotion vorausgeht, die hier nicht zu erwarten
ist … meine paranoide Phantasie stellt sich vor, dass Heruge mir jede Zeit das
Genick brechen könnte, ohne mich vorzuwarnen, als würde ich mit dem Rücken zur
Wand stehen, hinter der sich böswillige Geister tummeln. Die Freude vergeht mir
langsam, doch da wir eine Wette laufen haben (die ich durchaus nicht hoffe zu
gewinnen), reiße ich mich zusammen und versuche seine Seelenlosigkeit
nachzuahmen. Ich drehe Heruge meinen rücken und stelle mich in die Türschwelle.
Mir stehen zwar die Haare zu Berge, und Heruge merkt das bestimmt, aber mir ist
es gerade egal, denn, wie man sagt, Übung macht den Meister.
     
    .Vorausgesetzt es stimmt, stellt sich die Frage, warum diese
Apparatur hier installiert wurde, was hier vorher war, und warum jemand zu
vertuschen versucht, welchem Zweck diese Räumlichkeiten die letzten drei Jahre
lang dienten… Ich nehme an, unsere beste Chance, die Antwort zu bekommen, ist
das Logbuch des Schiffs… Führe mich zur Brücke!
     
      Ich trete von der Türschwelle in den Gang – lasse Heruge
Raum, an mir vorbeizukommen, und drehe mich nach links, dahin, wo wir her
gekommen sind – bereit ihm zu folgen. Heruge dagegen tritt aus dem Raum und
geht nach rechts … das ist peinlich! Ich spüre … nein, ich bilde mir ein, dass
das gesamte Spielprogramm mich auslacht. Ich laufe Heruge hinterher und fühle
mich wie ein Idiot. Was soll’s … ich bin eine Niete im simulieren eines
Roboters – ich kann es einfach nicht… Ich denke mir bereits eine andere Wette
aus, bei der man umgekehrt die Emotionen übertreibt… Den ganzen Weg durch die
finsteren Korridore stelle ich mir vor, dass ich auch diese Wette verlieren
würde, weil die Bote anscheinend die perfekten Schauspieler sind… Kurz vor der
Tür zur Brücke überlege ich mir, welche Wette ich gegen Heruge nicht verlieren
würde… Vielleicht wer von uns lächerlicher und peinlicher ist? Glaube ich
nicht! Die verliere ich bestimmt auch… Irgendwas muss ein Mensch doch besser
können, als ein Computerprogramm…
     
      Auf der Brücke können wir unsere Hanashinos ausschalten,
weil Heruge die Raumbeleuchtung und die Computermonitore anmacht. Er macht sich
sofort an die Arbeit – durchsucht das Logbuch und das Logvideo nach Antworten.
Ich schaue ihm gebannt über die Schulter: ein Auge „klebt“ am Monitor, das
andere beobachtet die Abwesenheit seiner Emotionen. Ich bin so vertieft … so
begeistert von seinem Werken, wie man von einer Maschine begeistert sein

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