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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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schwarze Tiefe hinunter fallen. Mein
Bauch sagt mir: „Es ist böööse! Ich falle tief, ich falle schnell, und der
Inhalt meines Magens kommt mir hoch!“ Meine Augen sagen mir: „Es wird ein
böööses Ende nehmen! Vor mir, hinter einem Stück leeren Raums, leuchtet ein
Planet, der kleine Brocken wie mich gerne in seiner Atmosphäre verdampft.“ Nur
mein Verstand vermag mich ein Wenig zu beruhigen: „Keine Angst meine lieben
Organe – wir machen einen kleinen Spazierflug um den Planeten, und das Einzige,
worum ihr euch Sorgen machen solltet, ist die Unversehrtheit des Raumanzugs.“
Doch wer hört schon auf seinen Verstand?
     
      Ich halte mich an zwei Griffen rechts und links von der
Außenlücke fest und genieße meine Angst, ich spaße über sie und würdige sie.
Jetzt muss ich nur noch den letzten Halt loslassen, mich der Willkür des
Vakuum, der Gravitations- und Fliehkräfte anvertrauen. Die schon sowieso
brenzlige Ausgangslage für Entschlossenheit wird zusätzlich durch das, zum Kopf
gestiegenen, Blut und die eingeengte Lunge belastet. Aber, wie ich das
normalerweise in Situationen mache, bei denen die eigentliche Entscheidung
bereits getroffen wurde, höre ich einfach auf zu denken, und meine Extremitäten
tun ihren Job, für den sie längst Befehle erhalten haben. Ich verlasse
schwebend den Shuttle und begebe mich in eine überwältigende und unheimliche
Domäne, die für mich extrem außergewöhnlich und befremdlich ist – jede „Gänse“
an meiner Haut bestätigt es mir: hierhin sollte es einen Menschen eigentlich
nicht verschlagen…
     
      Die Grenze zwischen Angst und Aufregung wird diffuser denn
je – während die Furcht vor der Höhe und dem mutmaßlichen Fall alle vorherigen
gefährlichen Erlebnisse dermaßen übersteigt, dass sie berauschend wirkt, macht
mir der Ausmaß an Aufregung beinahe Angst um die Gesundheit meines Verstands
und meiner Organe, die eine ausschreitende Menge an Hormonen über sich muss
ergehen lassen. Für eine Sekunde empöre ich mich über die Systematik, mit der
ein Mensch von eigenen Organen getäuscht wird, da Adrenalin scheinbar für beide
menschliche „Aggregatzustände“ verantwortlich ist – für Aufregung und für
Angst. Doch schon in der nächsten Sekunde muss ich über meine Borniertheit
lachen, weil der Gedanke die Grenze der Dummheit überschreitet – Adrenalin ist
bloß ein Begleithormon der Zustände und Situationen, bei denen eine erhöhte
Konzentration und Reaktionsfähigkeit notwendig sind und kein Grund für
irgendwelche Emotionen. Und schon wider muss ich wegen der nächsten Dummheit
lachen – natürlich sind Hormone für Emotionen verantwortlich … und nun finde
ich das Ende des „Fadens“ nicht mehr… Was für Gedanken wollte ich eigentlich in
Worte fassen? Sind dieser Ort und dieser Augenblick überhaupt die richtigen für
schubladisierendes philosophieren über Begriffe?
     
      Ich lasse lieber den Einfluss der Hormone über mich
ergehen, ohne die Zustände zu definieren und ohne die Situation zu umschreiben.
Ein Gedanke soll an diesem Ort unausgesprochen bleiben, ein Gefühl soll nicht
in Worte gekettet - gezähmt werden. Natürlich ist dies eines der Augenblicke,
die nach einer Ode verlangen, nur bin ich kein Dichter, der schon in der
Pubertät damit anfing, nicht nur Dingen und Subjekten, denn auch Werten und
Kräften Worte zuzuordnen, ohne sich einer Schuld dem Unaussprechlichen
gegenüber je bewusst zu werden…
     
      Schon in der ersten Minute meiner Begeisterung über die
Bekanntschaft mit dem geringfügigen Teil der unendlichen Weiten fällt mir ein,
dass dies Alles simuliert ist, dass ich bald Cilli werde darum bitten müssen,
mich im echten Weltraum über der echten Erde auszusetzen, denn die Erde war es,
die ich in meinen Träumen umkreiste. Ich habe mich an Chīsana zwar (so
etwas wie) gewöhnt, aber seine Farben, seine Muster, sein grünliches Leuchten
erinnern mich viel zu sehr an die Abbildungen der Planeten aus dem alten
„Universus“ auf meinem Monitor. Ich spüre einerseits die gewaltigen Maßstäbe
und Entfernungen, die ungeheuere Geschwindigkeit, mit der ich den Planeten
umkreise und auch meine eigene Bedeutungslosigkeit unter diesen Gegebenheiten,
fühle mich seltsamerweise gleichzeitig groß in Anbetracht dessen, dass hier
alles im Umkreis von Milliarden von Kilometern mir gehört. Ich strecke meine
Arme aus, und schon „liegt“ der ganze Planet in meinen Händen, wirkt klein und
handlich, wie ein

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