Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
menschengroßer, leuchtender Medizinball.
In meinen Kopfhörern klickt etwas ein paar Mal, und ich
höre die verzehrte Stimme von Heruge, die mich zuerst an die Stimmen sämtlicher
Weltraumfahrer erinnert, die einst bei dem Raumflugkontrollzentrum zu hören
waren, bevor ich meine „rechte Hand“ dahinter erkenne. Die „Atmosphäre“ (nicht
im Raumanzug, sondern der wahrnehmbaren Umgebung) verändert sich schlagartig
sodass ich mich fast wie ein echter Astronaut fühle.
.Ähh … ja, Heruge, ich höre dich laut und deutlich.
H…[Khsch-scht]…Ja, wie ist Euer Empfinden?
.Ich schätze normal … wie … was soll ich denn empfinden?
H…[Khsch-scht]…Keine Schwindelanfälle,
Orientierungslosigkeit, Übelkeit?
.Bis jetzt nicht … ich kann mich gut orientieren –
Chīsana ist genau vor mir … ok, aber dich sehe ich nicht. Bist du immer
noch hinter mir?
H…[Khsch-scht]…Zu Eurer Linken.
.Flieg in mein Blickfeld…
H…[Khsch-scht]…
.Vielleicht verändert das mein Empfinden…
H…[Khsch-scht]…Könnt Ihr mich jetzt sehen?
.Oh ja! Ich sehe dich! Du bist so klein, Heruge … aber jetzt
erst werden mir die Proportionen bewusst … die Maßstäbe.
H…[Khsch-scht]…Ihr Seid von hier aus nicht größer, als ein
Funke.
.Ja, jetzt fühle ich mich auch klein, vielen Dank! Wie weit
bist du?
H…[Khsch-scht]…Zwölf hundert Meter.
.Bleib erst mal in dieser Entfernung. Und lass mich ein
wenig meditieren…
Fünf Minuten lang kreisen meine Gedanken um das
ausgedehnte, das unvergängliche Thema des Lebens. Die nächsten fünf Minuten
drehen sich um das einzigartige, vielgesichtige Universum. Und die weiteren
fünf Minuten rotiert sich der Inhalt meines Bewusstseins um den ganzen Rest, um
am Ende der fünf Minuten wieder beim „Leben“ anzukommen... Während ich
meditiere drehe ich mich langsam um die eigene Achse und um den kleinen
Planeten vor meinen Augen. Der kleine Planet dreht sich während dessen
ebenfalls um die eigene Achse, und ich spüre diese Drehung fast – sie ist
unleicht an dem Kriechen des Eigenschattens zu erkennen. Auf der Oberfläche
drehen sich die Schicksäle der Menschen um Anerkennung, Geld und Macht, und
diese ganze Welt dreht sich um mich… Oder drehe >ich< mich um diese Welt?
Mir gehört zwar diese Welt, aber was heißt das schon? Ich
habe sie nicht selbst erschaffen. Und ich bin auch nur ein Teil von ihr,
jemand, der versucht auf sie einzuwirken … zwar jemand, der offiziell die
meiste Macht besitzt, aber ist es auch tatsächlich so? Das glaube ich kaum –
dazu fehlt mir das wissen und die Erfahrung … und eigentlich auch der Wille,
die kleinen und großen laufenden Programme unter meine Kontrolle zu bringen,
sie nach meiner Pfeife tanzen zu lassen. Und wenn ich das schaffen würde, mich
ins Zentrum jeglichen Geschehens zu projizieren, der Grund für alles zu sein,
was auf dem Planeten geschieht, dreht sich >dann< diese Welt um mich, bin
ich dann >der< „Weihnachtsbaum“, um den sich Leute herum scharren, um
mich zu schmücken, um sich an mir zu erfreuen, oder bin ich bloß der alleinige
Besitzer eines „Weihnachtsbaums“ um den ich begeistert herumirre, um ihn zu
schmücken, um mich an ihm zu erfreuen? Und wenn ich die Wahl habe, wo will ich
mich befinden: im Zentrum des Geschehens – will ich ein Ereignis sein oder
außerhalb, dort wo ich die Kontrolle über alle Vorgänge habe?
Zurzeit befinde ich mich im Orbit des Planeten und drehe
mich zumindest physisch um meine Welt – der „Weihnachtsbaum“ ist ganz und gar
vor meinen Augen. Aber ich habe keine Kontrolle darüber … ich weiß nicht ein
Mal, was dort unter vor sich geht, habe den Planeten sich selbst überlassen.
Und dann lande ich wieder auf dem Planeten und will mich bestimmt in irgendein
Abenteuer stürzen, um mitten im Geschehen zu sein, um die Zügel an mich zu
reißen, Leuten befehle zu erteilen, die vor meiner Ankunft das Sagen hatten.
Ist das die Kontrolle? Versetzte ich damit die Welt um mich herum in Bewegung,
gebe ihr einen Drehimpuls, auf dass sie sich um mich dreht?.. Es scheint, als
empfinde ich es als völlig ausreichend, wenn sich immer nur ein kleiner Teil
der Welt um mich dreht…
Wenn ich mich in einem Raum voller Monitore vorstelle, die
mich umkreisen, von denen jeder ein Machtbereich versinnbildlicht, denen ich
nacheinander oder gleichzeitig Instruktionen darüber erteile, was als Nächstes
geschieht, wie die Welt da draußen auszusehen, zu
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