Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
weiß, das
wir einem Programm zuhören, das Intelligenz, Wissen und Begeisterung in Gestalt
eines Jungen simuliert. Spielt er nur, oder ist irgendetwas Echtes in seinem
gebannten Blick und seinem verzehrten Lächeln?
.Willst du den Hanashinoken von Heruge auch mal in den
Händen halten?
M…Nein! Bitte nicht! Ich will mir selbst einen verdienen –
ich will mir meinen Traum nicht kaputt machen.
H…Wie willst du dir einen verdienen? Hast du auf meinen
Posten ein Auge geworfen?
M…Ich habe gar nichts geworfen – Ihr Posten ist mir … zu
>blutig<: Leute einschüchtern, Köpfe abschlagen … ich mag keine Waffen.
H…Ein Hanashino ist eine Waffe!
M…Ich mag alles, was schießt und alles, was Löcher in die
Wände schneiden kann, ich mag nicht wenn man >Menschen< damit tötet…
Er wirft auf Heruge einen Blick, der von Ehrfurcht und
Groll gleichzeitig erfüllt ist. Er scheint zu wissen, wer seines Vaters Henker
war, und dass diese Person sich nicht nur einen hohen Rang, sondern auch großen
Respekt verdient hat – dieses Wissen macht es ihm unmöglich oder zumindest
schwer, diese Person wahrhaftig zu hassen.
.Er hat nur meine Befehle ausgeführt.
M…Das spielt keine Rolle. Nur dumme Menschen verstecken sich
hinter Befehlen – wenn ich einen Menschen töte, dann töte ich und nicht mein
Vorgesetzter … und ich muss damit leben, während er seinen Ocha trinkt.
.Wer hat dir denn so einen Schmach beigebracht?
M…Mein Vater…
.Er hat dir also doch einiges beigebracht.
M…Nur so lautes Zeugs…
Maikeru wird traurig und still, nachdem er seine
angestaute Wut zumindest teilweise auf uns ausgeschüttet hat. Mich wundert der
Aufwand, den das Programm betreibt, um die Regungen eines einzelnen Charakters
darzustellen. Dabei geht es mir nicht um die Menge, sonder um die Finessen bei
der Darstellung von Emotionen eines kleinen Jungen. Gerade noch schmollt er
seine Lippen und sucht sich mit seinen Augen einen Ort, der nicht mit Hass und
Schmerz verbunden ist, landet wieder beim Hanashino von Heruge und verliert
fast sofort das Interesse an allem Negativen. Jeder seiner Gesichtsmuskeln
scheint etwas sagen zu wollen. Mir ist, als könnte ich seine Gedanken lesen…
Ich weiß nicht, was im Kronsaal passiert ist, dass ich der Illusion nicht
glaubte, vielleicht irrte ich mich, vielleicht irrte sich das Programm und
korrigiert nun seinen Fehler, in dem es mir ein makelloses Schauspiel
präsentiert. Oder ist es ein noch größerer Fehler, so viele Emotionen in einer
Kultur zu zeigen, die sich an die alten Japaner orientiert?
Oder ist alles nur für mich: Jeder Geräusch, jeder Geruch,
jedes Gebrüll und jede Träne – alles nur, um mich persönlich zu beeindrucken,
mir jeden Sinn für Künstlichkeit zu entziehen, mich zu packen … mich zu
„kaufen“ – zu gewinnen? Wenn bei mir das traurige Gesicht von Maikeru
schlechtes Gewissen erzeugt, was passiert, wenn ich einen Bot töte, wenn
klebriges Blut von meinem Schwert tropft, oder wenn ich verbranntes Fleisch
rieche? Muss ich mich vor Eckel und zerreißenden Schuldgefühlen übergeben, wie
das Protagonisten in diversen Geschichten „gern“ tun? Will ich diese Erfahrung
machen? Muss ich?
Das Spiel hier hat wenig mit dem ursprünglichen
„Universus“ zu tun. Von Diskussionen mit Jugendlichen darüber, wann eine Waffe
eine Waffe ist und wann ein Kunstwerk, hatte ich vor sechs hundert Jahren nicht
geträumt – ich träumte von mehr Realismus, vom „echten“ Fliegen im Weltraum,
von Schwerelosigkeit, vom Eintritt in die Atmosphäre, vom Landen auf Planeten,
vom Erkunden der Galaxis und vom Aufbau ganzer Zivilisationen … im Grunde war
sogar der Krieg eher ein störender Nebeneffekt, als eine willkommene
Spielfunktion. Ich hatte Auseinandersetzungen meistens erfolgreich gemieden,
gern auch aus einer sicheren Entfernung beobachtet – wie Feuerwerke, so schön
waren die Schlachten. Und die Opfer waren nicht bedeutender, als verbrannter
Schwarzpulver – es tauchte höchstens eine Zahl auf. Von Reue und Trauer, von
Racheaktionen oder von Briefen an Hinterbliebene war damals nicht im
Entferntesten die Rede. Man schickte Schiffe in den Kampf, wie verstellte man
Figuren auf dem Schachbrett. Und was ist aus der Idee nun geworden!? Wenn ein
Bauer stirbt, stürzen sich Offiziere mit Schaum vor dem Mund auf den König!
Hmm … eigentlich, wenn ich das Konzept von der Seite aus
objektiv betrachte, ist es witzig. So wie das
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