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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduard Spiegel
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aufweckte.
     
      Ich erschrak kurzfristig. Es kam unerwartet, überraschend.
Ich wusste eine ganze halbe Sekunde lang nicht, was los war. Immerhin waren wir
außerhalb der Atmosphäre, wo man, sollte etwas passieren, nicht einfach so
aussteigen und nach hause gehen kann.
     
      Zeitgleich wechselte die Musik das Tempo, wurde
bestimmter, flotter. Der Rest meines Körpers eilte der Decke nach, während mein
Kopf bereits vom Glas weg reflektierte. Mome hob ihre Hände stützte sich am
Glas, rollte nach hinten, landete auf den Füßen, richtete sich langsam auf …
Kopf zur Erde, Zähen zu den Sternen, und … tauchte wieder ins Innere des
Schiffs … ein. Ich kostete an ihren graziösen Fahrten und Formen.
     
      Die nächsten zehn Minuten übte ich mich im Schweben. In
richtigen Räumlichkeiten, zur richtigen Zeit, mit richtiger Musik und richtiger
Gesellschaft und vor allem mit richtigem Kopfschutz macht es unheimlich viel
Spaß. Lufttauchen kreuz und quer durch einen Personenraumschiff … zu zweit
wahrscheinlich am schönsten. Wenn man der Phantasie freien Raum lässt,
Belehrungen nicht fürchtet, auf den Anderen eingeht, auf die Bewegungen achtet,
sich gleichzeitig konzentriert und abschaltet, wenn man bewusst atmet, die
Sinne schärft, dem Herzschlag zuhört, die Körperphysik begreift und gestattet,
wenn man jede Sekunde genießt, wird man sowohl um eine neue Erfahrung, als auch
Erkenntnis reicher. Man bekommt ein Verständnis von Gewichtslosigkeit, man
lernt eine neue Art der Fortbewegung, eine andere Zustandsweise. Man erinnert
sich an die altvergessenen Glücksgefühle, die man seit der frühen Kindheit
vermisst. Ich machte meine ersten Schritte ein wiederholtes Mal. Nach zehn
Minuten beherrschte ich die grundlegendsten Tricks. Ich freute mich wie ein
kleiner Junge über jedes Lob. Die Kommunikation fand ohne Worte statt. Wir
tanzten wieder. Heute …  schon zum wievielten mal. Die erhellte Erde und der
dunkle Kosmos boten uns eine unikale Kulisse. Wir pflegten den Augenkontakt
sooft es nur ging. Zeitweise kommt es einem vor, als ob man auf den Körper ganz
verzichten könnte. Man merkt ihn nur noch durch die Berührung. Und dann freut
man sich, einen Körper zu haben und ihn benutzen zu können. Ein schönes Gefühl,
eine weitere Alternative zu kennen. Eine Wahlmöglichkeit. Den Zaun von sich weg
zu rücken. Mehr Freiraum. Neue Wege. Schranken überwinden. Wie auch diesmal
einen Schritt vorwärts kommen.
     
      Hatte sie Recht? Würde ich mir wirklich diesen Preis,
diese Erfahrung bar ausbezahlen lassen? In dem Moment konnte ich mir dies auf
jeden Fall kaum vorstellen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es etwas
Wertvolleres gibt, als diese … so eine Erfahrung. Ausgenommen vielleicht die
Aussicht, auch in Zukunft Solches erleben zu können, zu dürfen. Ganz sicher war
ich froh, nicht gefragt worden zu sein. Mein Herz schlug so toll, wie wäre ich
verliebt.
     
      Irgendwann, nach etwa zehn Minuten, wurde mir leicht
schwindelig. Das erschien mir absurd, da ich mich gerade an die
dreihundertsechzig Grad und drei Achsen gewöhnt meinte. Ich verdeutlichte Mome
meine Verwunderung mimisch und gestisch. Sie lenkte meine Aufmerksamkeit auf
die Erde. Mein Gesicht strahlte solange eine Frage aus, bis ich merkte, dass
sich die Erde dreht. Aber nein, natürlich war es nicht die Erde. Wir waren es,
unser Schiff war es, das sich drehte, unsere Herberge. Wir drehten uns auch.
Etwas langsamer. Wir drehten uns um die Boden-Decke-Achse beziehungsweise um
die Erde-Kosmos-Achse. Mir war völlig unklar, warum das passiert, wofür das gut
ist, bis ich merkte, dass es mich von der Mitte des Raumes zu den Wänden anzog.
Das kennt man doch, das gehört zum Allgemeinwissen… Die wollen doch nicht eine
künstliche Gravitation erzeugen? Wo es gerade so schön war. Anscheinend hatte
ich richtig geschätzt.
     
      Wenn ich dann auf der Wand stand und mich nicht bewegte,
wog ich etwa die Hälfte meines gewohnten Gewichts. Wenn ich mit der Drehung des
Schiffs die Wand entlang lief, wurde ich je schwerer je schneller. Lief ich in
die entgegen gesetzte Richtung, fühlte ich mich leichter, konnte höher springen,
gar die Mitte des Raumvolumens erreichen, wo man wieder anziehungslos war,
solange man nicht vom Winde ergriffen wieder der Zentrifugalkraft begegnet.
Recht schnell vergaß ich, wie schön es war, ganz ohne Gewicht zu sein, denn ich
bin eben eine Schwierigkeitsstufe höher aufgestiegen. Ich … wir haben die
nächste

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