Burke 2 - Strega
Bild«, sagte ich ihm.
Max pochte sich an die Brust, brachte sich ins Geschäft.
Wir verließen alle zusammen das Büro, um den Jungen abzuholen.
Scotty war inmitten einer Gruppe von Kids, die alle einen riesigen Wasserball in verschiedene Richtungen zu stoßen versuchten. »Müssen wir los?« fragte er Immaculata. Nicht sonderlich glücklich drüber.
»Wir kommen wieder her, Scotty. Und wir spielen weiter und reden weiter, okay?«
»Und Max auch?« verlangte der Junge zu wissen.
Immaculata nahm seine Hand. »Max muß manchmal arbeiten, Scotty. Aber er ist nie weit weg. Und seine Arbeit ist sehr wichtig.«
»Zum Beispiel auf Mama aufpassen?«
»Ja, zum Beispiel. Okay?«
Scotty lächelte. Max lächelte auch – wie ein Leichenbestatter.
Der Junge winkte seinen neuen Freunden Aufwiedersehen. Lily drückte ihn an sich. Und wir waren aus der Tür.
Auf der Fahrt zurück war Scotty fröhlich. Als ich direkt vor dem Familiengericht hielt, war es fast acht. Der Mercedes stand da, Rauch kam aus dem Auspuff. Die Fahrertür sprang auf, und Strega kletterte raus, Mia im Schlepptau. Auch ich stieg aus, zwischen den Autos.
»Ich muß ’ne Minute mit dir reden«, sagte ich.
»Mia, nimm Scotty und warte im Auto, okay, meine Süße?
Mammi wird gleich wieder da sein.«
Das kleine Mädchen blickte mich an. »Du siehst nicht gut aus«, sagte sie feierlich. »Mein Vati sieht sehr gut aus.«
»Fein«, sagte ich.
»Ins Auto, Mia«, befahl ihr Strega. Sie nahm Scottys Hand und ging davon. Immaculata blieb im Lincoln, blickte gradeaus.
»Was ist passiert?« fragte der Rotschopf.
»Es lief gut«, sagte ich ihr, die Worte sorgfaltig wählend. »Wir haben ’ne Menge Informationen gekriegt. Aber je wohler er sich bei diesen Leuten fühlt, desto mehr finden wir raus, verstanden?
Er muß da wieder hin, etwa einmal die Woche, wenigstens während der nächsten Wochen.«
»Nicht zur Therapie?« fragte sie, einen warnenden Ton in der Stimme.
»Zur Information«, sagte ich ihr, eine Lüge so glatt wie der Teppich auf dem Boden des Pädophilen. »Wenn du das Bild möchtest ...?«
»Du hast gewonnen«, schnauzte sie. »Ich will mit ihr reden« – sie deutete auf das Auto.
Ich winkte Immaculata rüber – Strega brauchte Max nicht zu sehen.
Diesmal grüßten sie einander nicht. »Wird Scotty wieder in Ordnung kommen?« fragte Strega.
»Mit der Zeit, ja. Er hat eine häßliche Erfahrung gemacht. Es ist Entwicklungssache. Werden Sie ihn wiederbringen?«
»Einmal die Woche, richtig?«
»Ja.« Immaculata beobachtete Stregas Gesicht, machte sich über etwas Gedanken. »Sie sollten nicht versuchen, das Kind auszuhorchen«, sagte sie, die Stimme klar wie Kristall und genauso hart.
»Auszuhorchen?«
»Ihn fragen, was er gesagt hat, worüber wir geredet haben. Er wird das jetzt nicht mögen. Er wird von selber kommen, wenn die Zeit reif ist. Wenn Sie dem Kind jetzt Druck machen, werden Sie ihn in seiner Entwicklung zurückwerfen, ja?«
»Wenn Sie es sagen«, sagte Strega.
»Ich sage es. Es ist sehr wichtig. Scotty ist ein starkes Kind, doch diese ganze Sache war ein ernstes Trauma. Sie als seine Mutter ...«
»Ich bin nicht seine Mutter«, blaffte Strega.
»Sie ist seine Tante«, sagte ich zu Immaculata. »Zia.«
Immaculata lächelte. »Sie müssen dem kleinen Jungen sehr nahestehen, daß er Ihnen erzählt hat, was er getan hat. Er liebt Sie, und er vertraut Ihnen. Wenn die Zeit kommt, werden wir Ihre Hilfe für die letzten Stufen der Heilung brauchen. Würden Sie das tun?«
»Ich tue, was immer für Scotty getan werden muß«, sagte Strega, ein feines Lächeln auf den Lippen. Genau wie ein Kind auf Lob reagierend.
Ich nahm Immaculatas Arm, um zurück zum Auto zu gehen.
Strega zupfte Mac am Ärmel.
»Ist Burke Ihr Liebhaber?« fragte sie.
Immaculata lächelte – es war wunderschön anzusehen. »Gute Güte, nein«, sagte sie und verbeugte sich vor Strega.
Wir sahen zu, als der Rotschopf in seinen Mercedes kletterte und beruhigt davonfuhr.
Ich ließ Immaculata und Max am Lagerhaus raus und fuhr auf der Suche nach Michelle zurück nach Uptown. Sie beackerte keinen ihrer üblichen Standorte. Auch der Prof war von der Straße. Als würde ein heftiger Wind aufkommen und sie hätten genug Verstand, ihm aus dem Weg zu gehen.
Ich dachte daran, einige der späteren Rennen oben in Yonkers zu packen, doch der Gedanke ging vorbei. Die Digitaluhr am Armaturenbrett des Lincoln besagte, daß es zehn Uhr fünfzehn war – ein paar
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