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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Alter war, glaubte ich gar nichts.
    »Natürlich. Der Täter ist allmächtig. Er kann alles tun. Und das Geheimnis wird auch vom Schuldgefühl unterstützt.«
    »Warum sollte sich ein Kind schuldig fühlen, wenn ihm jemand was angetan hat?«
    »Weil sie manches davon mögen ... es erweckt in ihnen neue Gefühle. Und – das gilt für einige – sie glauben, daß die Person, die diese Sachen macht, sie tatsächlich liebt. Ein Elternteil wird dem Kind erzählen, daß es ins Gefängnis muß, wenn das Geheimnis herauskommt ... und das wird die Schuld des Kindes sein. Verstehen Sie?«
    »Yeah, sie laden alles aufs Kind ab.«
    Scotty weinte, das Gesicht in den Händen vergraben. Immaculata war über ihn gebeugt, redete mit ihm, tätschelte ihm den Rücken.
    »Kennen Sie eine Bezirksanwältin namens Wolfe? Beim Amt für Sonderfälle?«
    »Sicher«, sagte Lily. »Sie ist die Beste. Ich arbeite ziemlich viel für ihre Dienststelle.«
    »Glauben Sie, Sie könnten gewillt sein, ein gutes Wort für mich einzulegen?«
    »Suchen Sie einen Job als Ermittler?«
    »Nein. Ich möchte bloß mit ihr über diesen Fall reden, vielleicht ein bißchen Hilfe kriegen. Und ich kenne nicht sonderlich viele Leute auf ihrer Seite vom Zaun.«
    »Ich könnte ihr mitteilen, was ich über Sie weiß – das ist alles.«
    »He!« sagte ich. »Ich hab das Balg sicher rausgebracht, oder nicht?«
    »Ja, haben Sie. Ihre Methoden ließen ein wenig zu wünschen übrig, oder nicht?«
    »Weiß ich nicht«, beschied ich sie. »Warum fragen Sie nicht Babette?«
    Lily lächelte. »Ich rede mit Wolfe«, sagte sie, und wir schüttelten uns die Hände.
    Scotty weinte nicht mehr. Sein tränenverschmiertes Gesicht war Max zugewandt, die kleinen Hände fuhrwerkten herum. Max nahm irgendein Bild aus Scottys Hand – für mich sah es aus wie Buntstiftgekritzel. Dann zog er die runde Holzplatte von einem der Tische, hielt sie mit der Kante nach unten und klemmte sie in die Zimmerecke. Max prüfte mit den Händen, um sicherzugehen, daß sie fest war. Er befeuchtete seinen Daumen und klebte das Bild auf die runde Fläche. Er verbeugte sich vor Scotty, verdrehte die Hände, so daß die Flächen nach außen zeigten, und winkte mit den Fingern zur Seite. Sie sollten zurücktreten.
    Lily stand neben mir am Fenster. »Das habe ich noch nie gesehen«, sagte sie.
    Max glitt auf dem linken Fuß vorwärts, verdrehte ihn, als er ihn aufsetzte. Sein rechter Fuß kam flirrend herum, zertrümmerte den Tisch, als wäre er aus Glas. Er lief in die Ecke, zog Scottys Zeichnung aus den Trümmern und drehte sich zu dem Jungen um. Max riß das Bild durch, warf eine Hälfte auf jede Seite, als wäre es Abfall. Das Lächeln des kleinen Jungen war breiter als sein Gesicht.
    Die Tür ging auf. Max trat zuerst raus. Er rieb zwei Finger und den Daumen aneinander, deutete auf mich. »Was kostet der Tisch?« fragte ich Lily.
    »Geht auf Kosten des Hauses«, sagte sie, auch auf ihrem Gesicht ein Lächeln.
    Immaculata kam mit Scotty an der Hand raus. »Ich hab das schlimme Zeug rausgekriegt«, erzählte er Lily stolz.
    »Das ist ja wunderbar!« sagte sie. »Möchtest du draußen mit den anderen Kindern spielen, während wir reden?«
    »Kann Max mit?« fragte Scotty.
    Niemand antwortete ihm. »Komm schon, Max«, sagte er, an der Hand des Mongolen zerrend.
    Immaculata nickte kaum wahrnehmbar. Max und Scotty liefen zusammen zum Spielen den Korridor runter.
    Lily brachte uns zu ihrem Büro am Ende des Korridors. Abgesehen von dem Computer-Schirm auf dem Schreibtisch sah es aus wie ein Kinderzimmer. Ich blickte auf die Tastatur – sie hatte keine Sperre. »Wie vermeiden Sie, daß jemand in ihre Aufzeichnungen reinkommt?« fragte ich sie.
    Sie lachte, tippte einige Tasten. »Möchten Sie schnell eine Runde Zork spielen, bevor wir uns dem Geschäft zuwenden?« Auf dem Bildschirm war irgendeine Art Irrgartenmit-Ungeheuer-Spiel.
    »Das is alles, wofür Sie ihn haben?«
    »Sicher«, sagte sie und blickte Immaculata an, als wäre ich ein Idiot.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, hielt Ausschau nach einem Aschenbecher. »Nehmen Sie das«, sagte Lily und reichte mir ein leeres Wasserglas.
    Immaculata saß hinter dem Schreibtisch; Lily hockte auf der Ecke. Ich lehnte an der Wand und hörte zu.
    »Scotty ist jeden Tag nach der Schule in eine Tagesstätte gegangen. Er ist da gegen ein Uhr nachmittags hingekommen, und seine Mutter hat ihn abgeholt, wenn sie aus der Arbeit kam. Gegen sechs Uhr. Eines Tages kam eine

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