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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Geisteskrankheit biochemischer Natur ist, dann glauben die Leute, die richtige Behandlung ist die Antwort auf alle Fragen.«
    »Wie Methadon?«
    »Sicher. Du verstehst es. Natürlich ist Heroinabhängigkeit das Ergebnis vieler, vieler Dinge ... aber tatsächlich wurde Heroin zuerst durch die Regierung der Vereinigten Staaten in dieses Land importiert. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrten zu viele unserer Soldaten morphiumsüchtig zurück. Heroin war die Wunderdroge, die sie alle wieder heil machen würde.«
    »Den Schlägerbanden hat es mit Sicherheit die Hölle heiß gemacht«, sagte ich.
    »Erinnerst du dich, wie die Bestie Heroin in unserer Gemeinde umgegangen ist und junge Leute in Zombies verwandelt hat?
    Das war, weil die Straßengangs allmählich eine Art politisches Bewußtsein bekamen.«
    »Schönes politisches Bewußtsein«, sagte ich. »Ich bin in den Fünfzigern groß geworden – wir wollten nichts weiter, als uns die andern Verein vom Acker halten, ein bißchen Wein trinken, mit den Mädchen rumspielen. Politik hat nicht mal einer erwähnt.«
    »Damals nicht«, sagte Pablo, »aber bald danach. Die Schlägerbanden waren überall in der Stadt vertreten. Unabhängige Trupps, ja? Wenn sie sich jemals zusammengetan ...«
    »Keine Chance«, beschied ich ihn. »Ich glaube nicht, daß ich jemals ein anderes Wort als ›Nigger‹ für einen schwarzen Typ gekannt habe, bis ich aus der Reformschule kam.«
    »Rassismus ist wie Heroin, Burke – er trennt die Leute von ihren wahren Bedürfnissen – er befriedet sie mit törichten Versprechungen.«
    Ich hielt die Hand hoch wie ein Verkehrspolizist. »Stopp mal, Bruder. Du bist zu schnell für mich. Was hat ’n das mit ’nem Baby-Ficker zu tun?«
    »Es ist dieselbe Sache. Die Politik kontrolliert die Wirklichkeit, die der Allgemeinheit vorgesetzt wird. Schau, Freud lehrte, daß Sex zwischen Kindern und Erwachsenen schlicht und einfach eine Phantasie sei – etwas im Geist der Kinder, etwas, das sie sich als eine Möglichkeit vorstellen, mit ihren sexuellen Gefühlen für ihre Eltern umzugehen. Heute wissen wir, daß diese Gefühle tatsächlich existieren – der Ödipus-Komplex zum Beispiel. Aber bloß weil alle Kinder solche Gedanken haben, heißt das nicht, daß die Berichte über tatsächlichen Inzest eine Phantasie waren. Wir haben lange gebraucht, diese Wahrheit zu begreifen. Politisch war es besser, daß Inzest für eine Phantasie gehalten wurde. Das heißt, daß wir dem Opfer Behandlung zukommen ließen, doch diese ›Behandlung‹ war ein Schwindel – sie ließ die Kinder an eine Lüge glauben und die Wirklichkeit ihrer eigenen Empfindungen bezweifeln.«
    »Das würde sie doch ...«
    »Verrückt machen. Ja, genau das hat es getan. Und die Kinder, die sich verrückt verhielten, wurden als Beweis für die Tatsache zur Schau gestellt, daß sie von Anfang an verrückt waren. Comprende!«
    »Aber warum? Wer möchte denn Leute schützen, die ihre eigenen Kinder ficken?«
    Pablo seufzte, wie immer über meine politische Ignoranz entrüstet. »Betrachte es mal so rum. Angenommen, ein Sklave entkommt aus dem Süden und schafft es nach New York. Angenommen, wir stecken ihn in die Psychotherapie, angenommen, wir könnten ihn überzeugen, daß die ganze Erfahrung mit der Sklaverei nichts weiter als ein böser Traum war – siehst du da nicht den politischen Wert? Wir müßten die Sklavenhalter nicht zur Rede stellen – wir könnten weiter Handel und Geschäfte mit ihnen treiben, unser eigenes wirtschaftliches Interesse wahren.
    Ja?«
    »Aber Sklaven ...« sagte ich, nach dem entscheidenden Argument suchend, daß Pablo falsch lag, »die hätten noch die Narben ...«
    »Denkst du, ein Inzestopfer hätte keine Narben?« sagte er.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, dachte an Flood und die Narben, die sie sich anstelle der Markierung ihres Vergewaltigers selber beigebracht hatte – wie sie sich selber Benzin über die Tätowierung goß, die ihr die Gang gemacht hatte, ein Streichholz anzündete und sich an ihre einzige Freundin auf der Welt klammerte, bis sie das Feuer wieder frei machte. »Was würde es denn nützen, ein Kind derart auszutricksen?« fragte ich.
    »Kinder wählen nicht«, sagte er.
    »Und Freud hat gesagt, so was wie Inzest gäbe es nicht?«
    »Freud traf nicht bewußt den Entschluß, die Geschichten der Frauen als Phantasien hinzunehmen – er lebte in einem politischen Klima, und er reagierte darauf.«
    »Aber wir wissen, daß es passiert.«
    »Heute

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