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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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willst das bestimmt durchziehn?«
    »Wenn ich schwul wäre, könnte ich auskommen, weißt du?
    Aber so, wie ich bin, muß ich ausbrechen. Weißt du.«
    Ich wußte. Keiner von uns hatte Michelle je danach gefragt, aber sie hatte es uns nach und nach erzählt. Und der Maulwurf hatte erklärt, was ein Transsexueller war – eine Frau, gefangen im Körper eines Mannes. Selbst bevor sie anfing, die Hormoninjektionen und die Brustimplantate zu kriegen, sah sie wie eine Frau aus – lief wie eine Frau, redete wie eine Frau. Die tolle Sache war, daß sie das Herz einer Frau hatte. Wenn du ins Gefängnis gehst, waren deine Mutter oder deine Schwestern die einzigen Leute, bei denen du mit einem Besuch rechnen konntest. Solche Menschen hatte ich nicht – es war Michelle, die mit dem Bus zwölf Stunden Hinweg fuhr und dann zwischen gemeinen Blicken und üblem Geflüster hindurchging, um mich da oben zu besuchen, als ich das letzte Mal drin war. Sie machte noch immer dieselben Nummern im Auto – alles, was sie brauchte, war ihr Mund.
    Ich wußte, was in ihrer Tasche war – eine kleine Flasche Cognac, den sie nach jedem Mal zum Mundspülen benutzte. Und der winzige Behälter mit CN-Gas, den der Maulwurf für sie gemacht hatte.
    »Ich hab bei diesem Job noch keinen Preis, Michelle. Kann sein, es ist überhaupt kein Job, okay? Aber wenn sie irgendwas in ihrer Tasche hat, sehn wir wegen ’ner Spende weiter.«
    »Kommt hin«, sagte sie, »aber wenn sie keine Asche hat, gehst du mit mir ins ›Omega‹, damit ich Tom Baxter höre, bevor er weg ist. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, sagte ich ihr, und sie kletterte auf den Rücksitz hinter dem Rotschopf.
    Ich entdeckte die dunklen Winkel im Schatten der Laster und stieß rein.
    »Gehn Sie auf den Rücksitz«, hieß ich den Rotschopf.
    »Warum?« schnauzte sie.
    »Darum«, beschied ich sie. »Ich kenn Sie nicht – ich weiß nicht, was Sie wollen. Meine Sekretärin hinten durchsucht Sie. Wenn Sie ein Mikro tragen, dann raus. So simpel ist das. Sie ist hier, weil ich Sie nicht selber durchsuchen kann.«
    »Ich sehe immer noch nicht, warum ...«
    »Schau, Gnädigste, sie ham mich gebeten, mit Ihnen zu reden, okay. Und genau so machen wir’s. Paßt Ihnen das nicht, dann tun Sie, was immer Sie zu tun haben, und kratzen die Kurve.« Der Rotschopf raspelte sich mit langen Nägeln sacht über ein Knie, dachte nach. Ich hatte keine Zeit für ihre Gedanken. »Außerdem«, sagte ich ihr, »haben Sie nicht genug Erfahrung mit Männern, die Ihnen sagen, sie sollen die Kleider ausziehn?«
    Ihre Augen blitzten mich an, hart vor Ärger, doch sie sagte nicht ein Wort. Ich schaute gradeaus, hörte die Tür aufgehen, zuknallen, aufgehen und wieder zuknallen. Sie war bei Michelle auf dem Rücksitz.
    »Schmeißen Sie Ihre Tasche über den Sitz«, befahl ich ihr.
    »Was?«
    »Sie ham’s gehört. Meine Sekretärin checkt Ihren Körper; ich checke Ihre Tasche ... nach demselben Ding.«
    Die Eidechsenledertasche kam über den Rücksitz gesegelt und prallte gegen die Windschutzscheibe. Ich hob sie auf, ließ die Goldspange aufschnappen. Geräusche vom Rücksitz, Reißverschlüsse, das Rascheln von Stoff. Die Tasche enthielt eine Schachtel Marlboro, ein goldenes Dunhill-Feuerzeug, eine kleine silberne Pillendose mit sechs Valium 5, ein enggefaltetes schwarzes Seidentaschentuch, eine weiche Lederbörse mit einem Haufen Kreditkarten und einem Scheckbuch – gemeinsames Konto mit ihrem Mann – und dreihundert oder so in bar. In einem Fach auf der Seite entdeck
    te ich dreißig Hundert-Dollar-Noten – sie wirkten neu und frisch, aber die Seriennummern waren nicht in Reihenfolge. Kein Aufnahmegerät. Nicht einmal ein Stift.
    »Sie is sauber«, sagte Michelle. Ich hörte die Tür aufgehen und wieder zuschlagen, und der Rotschopf war neben mir.
    »Also ...?« fragte ich Michelle.
    »Lauter Qualitätsware. Bendel’s, Bergdorfs, so in etwa. Die Perlen sind echt. Sehr hübsche Schuhe. Aber die Unterwäsche ist bloß billich, Süße. Niemand trägt außerhalb von ’nem Motelzimmer ’nen Strapsgürtel ... hat dir das deine Mutter nicht gesagt? Und dieses Parfüm ... Süße, du brauchst ’n bißchen heftige Nachhilfe in Feingefühl.«
    Der Rotschopf riß den Kopf zum Rücksitz herum.
    »Von Ihnen?« fragte sie und versuchte es mit Sarkasmus.
    »Weißte was Besseres«, wollte Michelle wissen, ernsthaft von einer solch dummen Frage überrascht.
    »Wieviel schulde ich Ihnen?« fragte der Rotschopf mit demselben Ton, den

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