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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Nazis Bescheid wußte, dann auch über einige der Touren, die ich während der letzten paar Jahre durchgezogen hatte – einheimische Nazis sind eines Schwindlers helle Freude.
    Eine alte Hotelanschrift zu kennen war nichts, es war nicht die Trumpfkarte, für die sie es hielt. Doch das Nazi-Ding – sie konnte mir wehtun. Ein kalter Wind pfiff mir durch die Lunge. Sie hatte bessere Karten, als ich dachte.
    In meinem Gesicht regte sich nichts. Ich zündete mir eine Zigarette an und warf ihr aus dem Mundwinkel die Frage zu. »Von was reden Sie, Gnädigste?«
    »Julio sagte, sie wären mit Ihnen befreundet. Im Gefängnis. Er hat es selbst gesehen.«
    Die Last hob sich von meiner Brust. Diese Nazis waren eine andere Brut.
    »Julio hat ’ne Masse gesundheitlicher Probleme, oder nicht?«
    fragte ich.
    »Welche gesundheitlichen Probleme? Er ist bei bester Gesundheit, zumal für einen alten Mann.«
    »Nein, isser nicht«, beschied ich sie, meine Stimme jetzt leise und ruhig. »Seine Augen sind schon lange nicht mehr gut. Er verliert sein Gedächtnis. Und sein Mundwerk ist außer Kontrolle.«
    Sie verstand, was ich sagen wollte. Ich würde dem alten Mann nicht selber irgendwas antun müssen – wenn einer seiner Blutsbrüder die Kunde vernahm, daß Julio seine Memoiren schrieb, war er weg vom Fenster.
    »Er hat’s nur mir erzählt«, sagte der Rotschopf, die Stimme vor Spannung gepreßt – sie versuchte mich zu überzeugen. »Er würde es niemand anderem erzählen.«
    »Sicher.«
    »Ich meine das so. Ich hab ihn dazu gebracht. Ich war verzweifelt, okay?«
    Es war nicht okay. Ich schaute sie genau an. Ich könnte sie eines Tages beschreiben müssen, und ich nahm nicht an, daß sie für ein Bild posieren würde. Das rote Haar umrahmte ein kleines, scharfgeschnittenes Gesicht. Ihre Augen waren groß und standen weit auseinander, die Farbe von Fabrikrauch. Ihr Makeup wirkte wie von einem Fachmann gemacht: dunkelroter Lippenstift, schwarz umrandet, Lidschatten, der von Blau in Schwarz überging, wo er von den Augenbrauen zu den Wimpern verlief, gedämpfes Rouge auf den Backen, das zur Betonung genau auf den Backenknochen endete. Ihre Zähne waren winzige Perlen – sie wirkten zu klein für eine erwachsene Frau, und zu perfekt, um echt zu sein. Ihre Nase war klein mit einem scharfen Rücken, an der Spitze leicht nach oben weisend. Stück für Stück war sie nicht schön, doch die Verbindung funktionierte. Es war schwer, sich vorzustellen, wie dieser rote Schlitz eines Mundes jemanden küßte. Ihre Hände waren klein, doch die Finger waren lang und gekrönt von langen, manikürten Nägeln im selben Ton wie ihr Lippenstift. Die Blicke des Rotschopfs folgten meinen, als sie über sie wanderten – sie war daran gewöhnt.
    »Und Sie sind immer noch verzweifelt, richtig?«
    »Richtig«, sagte sie, als ob dies alles klärte.
    Für mich klärte es gar nichts. Ich drehte den Zündschlüssel, hörte den Motor anspringen und schob den Hebel auf »Fahren«. Der Plymouth rollte vom Pier weg, steuerte zurück zum Gericht.
    »Wohin gehen wir?« wollte der Rotschopf wissen.
    » Wir gehn nirgendwo hin. Sie gehn zurück zu Ihrem Auto.«
    »Was ist mit dem Job?«
    »Ich hab gesagt, ich hör Ihnen zu. Ich hab Ihnen zugehört. Wir sind quitt – das ist alles.«
    Schweigend saß sie ein paar Minuten da. Ich konnte ihre Blicke auf meinem Gesicht spüren. Sie räusperte sich ein paarmal, doch nichts kam raus. Als wir auf die Centre Street nahe dem Gerichtsparkplatz stießen, langte sie über den Sitz und legte ihre Hand auf meinen Unterarm. Ich wandte den Kopf, um sie anzu
    blicken. Ihre großen Augen waren noch größer, als ob sie jede Sekunde losheulen würde. Es war ein guter Trick.
    »Und alles für ein lausiges Bild?« fragte ich sie.
    »Ja.«
    »Für mich paßt da was nicht.«

Sie zerrte an meinem Ann, damit ich sie anblickte. »Ich gab mein Wort!« sagte sie, jede Silbe schwer und nachhallend.
    Nun machte es Sinn. Ihr Ego stand auf dem Spiel. Na und? Besser ihr Ego als meine Haut. Ich lenkte den Plymouth neben ihren BMW und wartete, daß sie ausstieg. Aber sie war noch nicht bereit aufzugeben. Sie verdrehte ihren Hintern, zog ihre langen Beine unter sich, so daß sie mir auf dem Sitz gegenüberkniete.
    »Was kann ich tun, damit Sie Ihre Meinung ändern?«
    »Ich habe mir noch keine Meinung gebildet, okay? Schreiben Sie ihre Rufnummer auf, und ich rufe Sie an, wenn ich’s weiß.«
    »Woher weiß ich, daß Sie anrufen?«
    »Tun Sie

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