Burke 2 - Strega
von uns, oder?«
»Wer ist dieses ›uns‹, von dem Sie reden? Ein alter Mann mit ’nem losen Mundwerk? Ein Schmierfink? Eine Frau, die mir droht?«
»Uns Italienern.«
»Ich mag keine Leute, die nichts Gutes für mich bedeuten, okay?«
»Okay«, sagte sie mit leiser Stimme, »aber jetzt, wo ich mir all den Ärger aufgehalst habe – jetzt, wo wir hier sind –, hören Sie mir zu und sehen, ob Sie interessiert sind?«
»Und falls nicht?«
»Dann ist’s Ihre Entscheidung. Ich werde Sie nicht mehr belästigen.«
»Auf Ihr Ehrenwort, klar?«
Ihre Augen bohrten sich in mich. Ich dachte, ich sähe einen winzigen roten Fleck in jedem – es mußte die Spiegelung ihres Haars gewesen sein. »Sie kennen mich nicht«, sagte sie.
»Ich will Sie nicht kennenlernen«, sagte ich ihr.
Sie langte in ihre Tasche, fummelte mit der Hand herum. Ihr Blick wich nicht von meinem Gesicht. »Ich zahle Ihnen fünfhundert Dollar, damit Sie zuhören, was ich zu sagen habe – warum ich möchte, daß Sie für mich arbeiten. Übernehmen Sie den Fall nicht, behalten Sie das Geld. Okay?«
Ich brauchte eine Minute, um drüber nachzudenken. Wenn ich ihrer Geschichte zuhörte und ihr erklärte, ich wäre nicht interessiert, bestand zumindest die Chance, daß sie irgendwo anders hinging. Und da lief diese Nacht in Yonkers ein Trabermädel, von dem ich einfach wußte, es würde die Maidenschaft mit einem dicken Sieg abhaken. Sie war fällig, eine lange Pechsträhne zu kappen. Ich ebenso.
»Okay«, sagte ich ihr.
Mit einer geistesabwesenden Geste fuhr sich der Rotschopf mit den Fingern durchs Haar. Der Diamant blitzte an ihrer Hand.
»Meine beste Freundin hat einen ...«
»Wart mal«, sagte ich ihr. »Wo is das Geld?«
»Erst hören Sie mir zu.«
»Läuft nicht.«
»Ich dachte, nur Anwälte kriegen ihr Geld vorher. Sie sind nur Privatdetektiv.«
»Gnädigste, Sie haben nicht die geringste Ahnung, was ich bin«, sagte ich, »aber ich geb Ihnen ’nen Tip. Ich bin ein Mann, der sich Ihre Geschichte anhört – nachdem Sie fünfhundert Dollar auf den Tisch gelegt haben.«
Ihre Hand schoß in die Tasche. Raus kamen fünf neue Hunderternoten. Sie fächerte sie auf – hielt sie hoch. »Möchten Sie die?«
schnauzte sie.
»Es is die Hälfte von dem, was ich möchte.«
»Sie meinen, Sie möchten tausend?«
»Ich meine, ich möchte, daß Sie mir Ihre Geschichte erzählen und dann aus meinem Leben verschwinden – wie abgemacht«, sagte ich ihr.
Sie löste ihre Hand vom Geld. Es fiel zwischen uns auf den Sitz.
Die Straße war noch immer ruhig – eine Menge Leute in der Nähe, aber keine Probleme. Ich las das Geld auf und steckte es ein.
»Also?« fragte ich sie.
»Meine beste Freundin, Ann-Marie. Sie hat einen kleinen Jungen, nur zwei Jahre älter als meine Tochter. Er war tagsüber in einem dieser Tagesstättendinger. Jemand hat etwas mit ihm getan. Was Sexuelles. Und sie haben Bilder von ihm gemacht. Wir wußten nicht mal was von den Bildern, bis es uns der Therapeut erklärte. Aber der Junge, Scotty, er sagt ständig, sie haben sein Bild. Wie wenn sie seine Seele hätten.«
»Dieses Bild ... er macht da was drauf?«
»Ich denke mir, er muß etwas gemacht haben ... aber er will’s uns nicht sagen. Der Therapeut arbeitet daran. Ich denke mir, wenn er dieses Bild bekommt, und wir zerreißen es vor ihm ... dann wird er vielleicht wieder okay.«
»Bloß ein Bild?«
»Das hat er gesagt – er sah den Blitz.«
»Gnädigste, dieses Bild ist entweder in der Privatsammlung eines Freaks, oder es ist draußen auf der Straße. Zu verkaufen, verstehn Sie? Es ist schlichtweg unmöglich, das Zeug aufzutreiben, was Sie wollen. Und selbst wenn ich einen Abzug fände, machen die Leute, die damit handeln, Tausende von Kopien. Ist’n besseres Geschäft als Kokain: Solang du die Negative hast, kannst du so viele Abzüge machen, wie du willst.«
»Alles, was wir wollen, ist ein Bild ... er ist zu jung, um was vom Kopieren zu verstehen. Ich will dabei sein, wenn wir es vor ihm zerreißen.«
»Das ist ’ne langwierige Kiste, verstehn Sie?«
»Ja. Aber es muß erledigt werden.«
Ich blickte sie direkt an – die kleine Gangsterprinzessin würde kein Nein als Antwort hinnehmen. Sie war nicht daran gewöhnt.
»Warum ich?« fragte ich.
Sie hatte die Antwort parat. »Weil Sie ein Freund der Nazis sind.«
Ich blickte gradeaus durch die Windschutzscheibe und versuchte das, was sie eben gesagt hatte, in den Griff zu kriegen.
Wenn sie über die
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