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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Beine wieder übereinander. Das Geräusch von Seide auf Seide erklang weich und trocken in meinen Ohren. Wie eine Waffe beim Spannen. »Hier bin ich noch nie gewesen«, sagte sie. »Wie heißt diese Gegend?«
    »Nachdem Sie mit meiner Freundin geredet haben, red ich mit Ihnen, okay?«
    »Ich hab doch bloß gefragt ...«
    »Fragen Sie mich nichts. Reden Sie nicht mit mir. Wenn ich weiß, daß es bloß ich bin, mit dem Sie reden, antworte ich, verstehn Sie?
    Ich sag’s Ihnen nicht zweimal.«
    Ich beobachtete ihr Gesicht, als ich mit ihr sprach. Falls sie verdrahtet war und die Rückendecker außer Sichtweite waren, würde sie unseren Standort rausposaunen wollen – nicht mit mir.
    Ihr Gesicht verriet mir nichts – abgesehen davon, daß sie es nicht gewöhnt war, so angeredet zu werden, und daß sie es nicht mochte. Tja, das paßte mir überhaupt nicht, aber wen Julio sich in eine öffentliche Auskunftei verwandelte, mußte ich rausfinden, warum.
    Jedermann lebt nach seinen Regeln. Meine waren: Ich wollte nicht sterben. Ich wollte nicht zurück ins Gefängnis. Und ich wollte mir mein Auskommen nicht mit einem bürgerlichen Beruf verdienen.
    In dieser Reihenfolge.
    Ich erspähte meine Apportierhure, bevor ich Michelle sah. Sie lief eilig rüber zum Plymouth und hielt dabei das Schaukeln auf Sparflamme. Sie wollte von mir kassieren, bevor sie ein neuer Kunde mit auf Achse nahm.
    »Sie is in ’ner Minute hier, Süßer. Krieg ich das Viertel, was du gesagt hast?«
    »Augenblicklich«, sagte ich ihr und hielt einen Zwanziger und einen Fünfer in meiner linken Hand, wo sie sie sehen konnte.
    Die Hure sagte nichts. Ich glaubte ihr, daß Michelle unterwegs war – ich hatte ihr Gesicht zu gut sehen können, als daß sie eine linke Tour mit mir abziehen würde. Daß heißt, falls sie ein bißchen Verstand hatte. Aber falls sie ein bißchen Verstand hätte, würde sie nicht hier draußen sein und anschaffen.
    Dann sah ich Michelle. Die große, gertenschlanke Brünette trug knallenge rote Hosen, die auf der Hälfte ihrer Waden endeten – Stöckelschuhe mit Fesselriemchen – eine weiße, fallschirmseidene Bluse, deren mächtige Ärmel sich bauschten, wenn sie sich bewegte. Eine lange Kette mit schwarzen Perlen um den Hals und ein schwarzer Männerschlapphut auf dem Hinterkopf. Wie all ihre Aufmachungen hätte es an jedem außer ihr lächerlich gewirkt. Genau das sei der Punkt, hatte sie mir einmal erklärt.
    Ich löste den Griff von den Scheinen, und die Hure warf mir ein flüchtiges Lächeln zu und verzog sich wieder auf ihren Posten. Der Rotschopf ließ sich nichts davon entgehen, hielt aber den Mund.
    Ich stieg aus dem Plymouth und marschierte rüber zu Michelle, mein Rücken blockierte dem Rotschopf die Sicht. Ich mußte sie nicht beobachten ... Michelle würde das tun – sie wußte immer, was zu tun war.
    Sie legte mir ihre linke Hand auf die Schulter, beugte sich runter, um mich auf die Backe zu küssen, während sich ihre Hand unter meiner Jacke nach hinten zu meinem Gürtel schlängelte. Wenn da eine Waffe dran war, wüßte sie, daß die Person im Auto Ärger bedeutete. Wenn ich zur Seite trat, würde der Beifahrer auf meine Pistole in Michelles Hand blicken.
    Michelle tätschelte mir den Rücken, flüsterte mir ins Ohr: »Was is los, Baby?«
    »Ich bin nicht sicher«, erklärte ich ihr. »Der Rotschopf im Auto hat mich vor dem Gericht angebaggert. Sie is mit dem alten Alligator verwandt – Julio. Sie will irgendwas – ich weiß noch nicht, was.
    Der alte Mistkerl hat ihr irgendwie verraten, wo sie mich finden kann. Sie hat verklickert, daß sie mir auf den Fersen bleibt, bis ich mit ihr rede.«
    »Dann rede mit ihr, Süßer. Du hast mich doch nicht von meinem lukrativen Posten weggelockt, damit ich für dich übersetze.«
    »Ich will feststellen, ob sie verdrahtet ist, Michelle.«
    Michelles unmöglich lange Wimpern warfen Schatten auf ihren Modell-Wangenknochen; ihr frischer, dunkler Lippenstift formte ihren Mund zu einem winzigen Kreis.
    »Oh«, sagte sie nur. Michelles Leben mußte die Hölle gewesen sein, als sie ein Mann hatte sein sollen.
    »Ich fahre rüber um die Ecke hinter die Laster, okay? Du steigst mit ihr hinten rein – versichere dich, daß sie sauber ist. Ich checke die Tasche.«
    »Das is alles?«
    »Vorerst.«
    »Baby, du weißt, ich hab mit der Behandlung angefangen ... aber sie harn noch nicht rumgesäbelt. Bloß die Spritzen. Und der Psychiater – einmal die Woche. Is nicht billig.«
    »Du

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