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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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ihn.
    Der alte Mann fuhr fort, als hätte er mich nicht gehört. »Erinnerst du dich, wie’s mal war? Wenn du da drin einen verpfiffen hast, harn dich die Jungs mitten aufm Hof abgemurkst ... einfach so. Du hast gewußt, wo du stehst. Jetzt kommen die Jungs rein und protzen rum, wie sie ihre Partner für ’nen bessern Deal verkauft haben.«
    »Was hat das mit mir zu tun, Julio?«
    Der alte Mann fiel vom Fleisch. Sein Kaschmirmantel wirkte drei Nummern zu groß. Selbst sein Hut war zu weit für den Kopf.
    Doch seine Alligatorenaugen waren noch dieselben – ein Mann auf Chemotherapie kann immer noch einen anderen den Abzug drücken lassen.
    Er blickte mir voll ins Gesicht. »Ich hab immer gedacht, du warst es, der den Kaperzug gemacht hat«, sagte er.
    Ich bewegte mich dichter zu ihm, meine rechte Hand am Griff des Eisstichels, den ich in meiner Tasche aufbewahre. Die Spitze war mit einem Korkstück abgedeckt, doch das ging einfach ab, wenn ich ihn rauszog. Julio hatte mehr Zeit im Gefängnis zugebracht als auf der Straße – er wußte, was es bedeutete, daß ich so dicht bei ihm stand. Bringst du genug Zeit drinnen zu, denkst du nicht mal dran, erschossen zu werden – hinter Gittern gibt’s keine Knarren. Um jemanden abzustechen, bedarf es anderer Männer – du mußt dicht dran sein – du mußt was geben, damit du was kriegst.
    »Du hast falsch gedacht«, sagte ich ihm, seinem Blick standhaltend.
    Er schaute mich direkt an, so kalt wie der Bewährungsausschuß.
    »Es macht mir nichts mehr aus. Menschen tun Dinge ... vielleicht isses das richtige Ding, wenn du es tust ... wer weiß? Es macht mir nichts aus.«
    »Warum kommst du dann damit an?« fragte ich ihn, meine Hand noch immer um den Eisstichel, schnelle Blicke zu dem weißen Caddy werfend.
    »Ich möchte, daß du verstehst, daß einige Schulden abbezahlt sind, okay? Was immer du vor Jahren gemacht hast, du bist immer ein Typ mit Rückgrat gewesen, richtig? Wenn genug Jahre vergehen, sollte jedermann vom Haken sein.«
    Ich wußte, was er mir sagen wollte, aber nicht, warum. »Yeah«, sagte ich ihm, »wir haben alle lebenslänglich.«
    Er schenkte mir ein frostiges Lächeln – er log wegen etwas, und ich sagte Ja und Amen dazu.
    »Hast du ihr von den Nazis erzählt?« fragte ich ihn erneut.
    »Yeah«, antwortete er wieder. Seine Stimme war tot.
    »Warum?«
    »Sie ist für mich wie mein eigen Blut, verstehst du? Ich kann ihr nichts verweigern.« Er bewegte die Schultern in einer »Was kannst du da tun«-Geste.
    »Ich kann«, sagte ich ihm.
    Eine Weile sagte der alte Mann kein Wort. Er zündete sich eine seiner übelriechenden Zigarren an, wölbte die Hand fachmännisch um das Streichholz. Er blies einen Schwall blau getönten Rauch zum Wasser hin. Ich wartete bloß – er schickte sich an, mir etwas zu erzählen.
    »Als ich ein junger Mann war, war ein Informant das Schlimmste, was du sein konntest. Das Allerniedrigste. Das is jetzt alles vorbei – du kannst auf nichts mehr zählen«, sagte er.
    »Hast du schon gesagt. Als ich ein Junge war, hieß es: ›Halt dich aus Verbrechen raus, oder halt’s im Bunker aus‹. Jetzt heißt es: ›Halt dich aus Verbrechen raus, oder pack ’nen Zehner aus‹.«
    Der alte Mann machte ein trockenes Geräusch im Hals – es sollte ein Lachen sein. »Nur, daß es jetzt ’n Fünfziger ist«, sagte er.
    Das Lachen kam nicht einmal bis zu seinem Bauch, so wie sein Lächeln nicht einmal bis zu seinen Augen kam.
    »Ich will immer noch wissen, was das mit mir zu tun hat, Julio.
    Es ist deine Familie, nicht meine.«
    »Yeah. Meine Familie.« Er holte Luft, wandte seinen eisigen Blick meinem Gesicht zu. »Gina ist meine Familie«, sagte er, als ob es damit erledigt wäre.
    »Wer ist auf den Gedanken gekommen, den Kasper mit meinem Geld zu schicken?«
    »Okay, das war falsch. Weiß ich. Sie wollte, daß er’s tät – ich hab nichts Schlimmes dran gesehen. Das war keine Respektlosigkeit. Du hast dein Geld, richtig?«
    Ich nickte bloß.
    »Hat Vinnie dir dumm kommen wollen?« wünschte er zu wissen.
    »Vinnie ist dumm«, sagte ich ihm.
    Julio sagte nichts. Dummheit würde Vinnie nicht um seinen Arbeitsplatz bringen.
    »Das Mädchen hat mir gedroht«, sagte ich. »Etwa, ich mach ihre Arbeit, sonst ...«
    »Sie kennt’s nicht anders, okay? Wenn sie was will, ist sie wie ’ne Närrische. Ich red mit ihr.«
    »Tu das. Fände ich sehr nett.«
    »Schon geschehen«, sagte er. Der alte Mann steckte seine Hand in die Tasche, kam mit

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