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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Burke. Du mag Suppe, okay?«
    »Ja, Mama. Aber nicht zu viel – ich muß noch arbeiten.«
    »Gut Sache, Arbeit. Max arbeit mit dir?«
    »Äh ... nicht bei dem, ich glaube nicht. Aber nimm das Geld und gib’s ihm, okay? Sag ihm, er soll’s morgen Maurice geben, wenn er nichts von mir hört.« Ich reichte ihr die um zwei Hunderter und einen Zwanziger gewickelte Serviette. Max würde den Zwanziger für sich behalten, wenn er die Lieferung machte. Und er würde sich um Julio kümmern, falls ich nicht zurückkam.
    Mama machte keinen Mucks, doch einer der sogenannten Kellner kam rüber, hörte ihrem Schnellfeuerkantonesisch zu und verschwand. Nach ein paar Minuten kam er mit einer Terrine Sauerscharfsuppe zurück. Mama bediente erst mich, wie sie es immer tut.
    »Ich habe vielleicht einen neuen Fall«, sagte ich ihr.
    Mama hob die Augenbrauen, der Suppenlöffel verharrte vor ihrem Mund.
    »Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte ich in Beantwortung ihrer unausgesprochenen Frage.
    »Gut Fall?« wollte Mama wissen – und meinte, ob ich bezahlt würde.
    »Sicher. Guter Fall, schlechte Leute.«
    »Die Frau, die dich hier anruf letzte Woche?«
    »Ja.«
    »Du sag, du ruf sie nich zurück, richtig? Wenn ich dir sag, wer ...«
    »Sie hat mich entdeckt, Mama.«
    »Oh. In dein Büro?«
    »Nein. Davon weiß sie nichts. Aber sie hat alles abgesucht und hatte Glück.«
    »Das Mädchen sehr ärgerlich.«
    »Ärgerlich? Warum? Auf wen?«
    »Ich weiß nich. Aber sehr ärgerlich. Du spür in ihr Stimme.«
    »Mir kam sie nicht ärgerlich vor.«
    »Ärgerlich«, sagte Mama. »Und gefährlich.«
    »Für mich?« fragte ich sie.
    »Oh, ja«, sagte sie. Sie sagte weiter nichts, während ich meine Suppe auslöffelte. Als ich zum Gehen aufstand, fragte Mama: »Du nimm Max mit?«
    »Heute nicht.«
    »Wenn du Arbeit mach für das Mädchen?«
    »Ich weiß noch nicht, ob ich für sie arbeiten will.«
    »Doch, du weiß«, sagte Mama, ein bißchen Trauer in der Stimme. Mich entlassend, neigte sie ihren Kopf, und ich ging hinten raus, Julio treffen.
    Ich klemmte mich auf der Manhattan-Seite auf die Brooklyn Bridge und fuhr, auf der rechten Spur bleibend, rüber. Ich nahm die erste Abfahrt und hielt mich weiter rechts, bis ich auf die Ampel unter der Überführung stieß. Zur Rechten war der Bundesgerichtshof. Er ist’n guter Fleck, um jemanden wie Julio zu treffen – hübsch einsam, aber zu nah bei den federales, um eine Schießerei anzufangen. Ich bog links in die Jay Street ab und rollte weiter voran durch die Seitenstraßen, bis ich just hinter der John Street war, im Schatten der Manhattan Bridge. Ich lenkte den Plymouth parallel zum Wasser auf der Beifahrerseite, senkte mein Fenster und zündete mir eine Kippe an. Der verlassene Anleger hatte seit Jahren kein Boot gesehen. Ich war zirka fünfzehn Minuten zu früh.
    Ich hatte nur ein paarmal an der Zigarette gezogen, als der weiße Caddy vorfuhr. Er stieß vor bis zum Plymouth und hielt erst, als er Schnauze an Schnauze stand. Die Beifahrertür öffnete sich, und Julio stieg aus. Ich öffnete meine Tür und fing an, mit dem Rücken zum Caddy von den Autos wegzugehen. Ich hörte die Schritte ei
    nes Mannes hinter mir auf dem Kies knirschen. Als ich zum Geländer kam, drehte ich mich um, so daß ich beide Autos im Blick hatte, und schaute an Julio vorbei, um zu sehen, ob er Dummheiten machte.
    Der alte Mann hatte beide Hände in seinen Manteltaschen, Kragen hochgeschlagen, Hut über die Augen runtergezogen. Vielleicht war ihm kalt.
    »Was gibt’s Wichtiges?« wollte er wissen.
    »Die Tochter von deinem Freund – hast du ihr gesagt, wo sie mich finden kann?«
    »Yeah.«
    »Sie will, daß ich was für sie tu.«
    »Dann tu’s doch. Du wirst bezahlt. Wo is das Problem?«
    »Was, wenn ich den Job nicht mache?«
    Julio wandte sich von mir ab und blickte raus, über das Wasser.
    »Die Zeiten haben sich geändert, Burke. Die Dinge sind anders, als sie mal waren. Auch drinnen isses anders, weißt du?«
    »Ich weiß«, sagte ich dem alten Mann. Und das stimmte: Als ich ein Junge war, hieß es immer: »Tu das Richtige«. Du konntest nicht falsch liegen, wenn du das Richtige tatest. Wenn heutzutage die neuen Knackis einen Jungen hinter Gittern aufmischen, sagen sie ihm immer noch: »Tu das Richtige«. Doch sie meinen: Knie dich hin, oder dreh dich um. Nicht mal die Worte bedeuten mehr dasselbe.
    Der alte Mann nickte bloß und beobachtete mich.
    »Hast du ihr auch von den Nazis erzählt?« fragte ich

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