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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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den Achtungsbeweisen der vorbeifliegenden Tauben überhäuft. Ich zündete mir eine weitere Kippe an und schaute auf meine Hände mit dem Streichholz. Bürger gingen ohne einen Seitenblick an mir vorbei – sie kümmerten sich nicht etwa um ihren eigenen Kram, weil das das einzig Richtige war, sie hatten es bloß eilig, nach Hause und zu all den Schätzen zu kommen, die ihr Videorekorder für sie bereithielt. Die Statue stand direkt hinter der Bushaltestelle, kurz bevor der Boulevard in den Union Turnpike überging. Das Menschengewimmel war so dicht, daß ich die Straße nicht einsehen konnte, doch ich machte mir keine Sorgen, Strega zu verpassen.
    Ich war bei meiner dritten Zigarette, als ich die Veränderung in der Luft spürte – wie ein kalter Wind ohne jeden Luftzug. Eine Autohupe bahnte sich gellend ihren Weg durch den Verkehrslärm – schärfer und fordernder als die anderen. Ein rauchfarbener BMW
    stand mitten auf der Bushaltestelle, gab ein Dauerhupen von sich und blinkte mit den Lichtern.
    Ich lief rüber zur Beifahrertür. Das Fensterglas war zu dunkel zum Durchgucken. Die Tür war unverriegelt. Ich zog sie auf und kletterte rein. Während ich noch die Tür schloß, röhrte sie mit dem BMW
    schon in den fließenden Verkehr, das kleine Auto bäumte sich auf, als sie den zweiten Gang reinwürgte. Wir schossen rüber zur linken Spur, lauter protestierende Hupen in unserem Kielwasser.
    »Du kommst zu spät«, schnauzte sie gradeausstarrend.
    »Ich war, wo ich sagte, daß ich bin«, beschied ich sie und tastete nach meinem Sitzgurt.
    »Warte das nächste Mal am Randstein«, sagte sie. In einem Ton, als teile sie der Putzfrau mit, sie habe einen Fleck übersehen.
    Sie trug ein flaschengrünes Seidenkleid mit einem Nerzjäckchen um die Schultern, das ihre Arme frei ließ. Eine dünne schwarze Kette war um die Taille, ein Ende baumelte am Sitz runter – sie sah wie Schmiedeeisen aus. Ihr Gesicht war hart und steinern hinter der Maske aus Makeup.
    Ich lehnte mich im Sitz zurück. Stregas Rock war bis zur Schenkelmitte hochgerutscht. In ihre Strümpfe war eine Art dunkles Muster eingewebt. Hochhackige in derselben Farbe wie das Kleid.
    Sie hatte ihren Sitzgurt nicht angelegt.
    »Wo fährst du hin?«, wollte ich wissen.
    »Zu meinem Haus. Hast du was dagegen?«
    »Nur, wenn’s nicht leer ist«, sagte ich.
    »Ich bin allein«, sagte Strega. Vielleicht redete sie über das Haus.
    Sie quälte den BMW durch die Straßen zu ihrem Haus, riß am Steuer rum und stand gnadenlos auf der Kupplung. An der Austin Street soff ihr das Auto ab, als sie an einer Ampel nicht genug Gas gab. »Gottverdammte scheiß Kupplung!« brummelte sie und zerrte am Zündschlüssel, um ihn wieder anzukriegen. Sie war eine lausige Fahrerin.
    »Warum legst du dir kein Auto mit Automatikgetriebe zu?«
    »Weil meine Beine so gut aussehen, wenn ich schalte«, erwiderte sie. »Etwa nicht?«
    Ich sagte nichts. »Schau auf meine Beine!« fauchte sie mich an.
    »Sind sie nicht super?«
    »Ich würde mir kein Auto zulegen, das zum Aussehen paßt«, sagte ich leichthin.
    »Ich auch nicht – wenn ich wie du aussehen würde«, sagte sie, es nur leicht mit einem Lächeln abschwächend. »Und du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Welche Frage?«
    »Sehen meine Beine nicht gut aus?«
    »Das ist keine Frage«, sagte ich ihr. Und diesmal erntete ich ein breiteres Lächeln.
    Sie steuerte den BMW zur Rückseite ihres Hauses und drückte, um die Garage zu öffnen, auf den Knopf an dem Kästchen, das sie unter die Sonnenblende geklemmt hatte. Ich folgte ihr die Treppe hoch in das Wohnzimmer, behielt dabei ihren unter dem grünen Kleid wackelnden Hintern im Auge – im schwachen Licht wirkte es wie ein Unterkleid. Den schwarzen Nerz trug sie wie ein Wischtuch in einer Hand und schmiß ihn, als sie vorbeiging, achtlos in Richtung der weißen Couch.
    Strega ging durch das Wohnzimmer zu einer weiteren Treppe und stieg, ohne ein Wort zu sagen, zu dem Licht am Ende hoch.
    Die Wände waren altrosa, der von Wand zu Wand reichende Teppich dunkelrot. Ein Hollywood-Bett, die Sorte mit einem Baldachin oben drüber, stand exakt mitten im Raum, auf einem Podest, ein paar Zentimeter über dem Teppich thronend. Alles war in Pink gehalten – pinkfarbener Tüll bauschte sich vom Baldachin bis fast auf den Boden. Die Zudecke war mit riesigen Stofftieren übersät – ein Panda, zwei Teddybären, ein Bassethund. Eine Struwwelpuppe war an die Kissen gelehnt, die irren Augen

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