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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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Lebensbereiche finden, solange sie diese gegeneinander abwägen. Sie kommen zu keiner wirklichen Lösung, solange sie sich fragen, welcher der wichtigere Bereich oder gar der wichtigste sei, welcher vor dem anderen komme.
    Wenn Sie denken, Ihre Erwerbsarbeit sei wichtiger als das Privatleben, weil Sie dort das Geld für die Familie verdienen, dann vernachlässigen Sie unwillkürlich Ihr Familienleben. Zu Ihrer Überraschung werden Sie sich dann Partnerschaftsproblemen, gar Trennung und Scheidung ausgesetzt sehen, weil Ihre Partnerin, Ihr Partner sich nicht beachtet und wertgeschätzt fühlt. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie von ihm oder ihr hören: „Geld allein macht nicht glücklich.“ Oder aber Sie werden sich mit Ihren jugendlichen Kindern konfrontiert sehen, die Ihnen sinngemäß zu verstehen geben, dass Sie – solange Sie sich zu Hause wie im Betrieb aufspielten – ihnen gar nichts zu sagen hätten. Und dass Sie ihnen gestohlen bleiben könnten mit Ihren Moralpredigten, da Sie ja das, was sie anmahnten, selbst nicht täten.
    Spätestens dann, wenn Ihnen vom Partner oder der Partnerin und aus dem Freundeskreis solcherlei Töne ans Ohr dringen, könnte es bei Ihnen klingeln. – Sie könnten aufwachen und etwas ändern. Meistens allerdings neigen sehr erschöpfte, „gestresste Menschen“ an dieser Stelle zu vielen Rechtfertigungen und beteuern, dass sie das alles ja nur für „die anderen“ täten. Tatsächlich sind sie in aller Ernsthaftigkeit von diesem Motiv ihres Handels überzeugt, haben aber dessen Konsequenzen bis jetzt noch nie so ausgeprägt erlebt und zu spüren bekommen. Erschöpfte, „gestresste Menschen“ haben sich selbst vergessen, weil sie es anderen recht machen wollen und sich dafür sehr anstrengen. Hier geraten sie nun an die Grenzen ihrer bisherigen Überzeugungen und ihres bisherigen Handelns. Nun sind neue Lösungen gefragt.
    Wenn Sie denken Ihr Privatleben sei wichtiger als der Beruf, stellen Sie auf einmal fest, dass Ihnen, obwohl Sie viel arbeiten, gesagt wird, Sie würden sich nicht engagieren. Ihre Haltung wird für andere spürbar und für Sie zum Problem.
    Alle Lebensbereiche sind wichtig – aus diesem einfachen Grunde habe ich alle Blätter der Lebensblume gleich groß gezeichnet. Und nur, wenn Sie sich das klarmachen, kommen Sie zu tragfähigen Lösungen. Im nächsten Schritt können Sie für sich erkunden, wie Sie Ihre einzelnen Lebensbereiche in der jetzigen Lebensphase gestalten wollen, was Sie tun und was Sie lassen wollen und wie viel Zeit Sie sich für die einzelnen Bereiche geben möchten. Dieser Prozess braucht eine Weile und geht meist mit inneren und eventuell auch mit äußeren Konflikten einher.
    Tragfähige Lösungen erreichen Sie meistens nicht mehr in der Ihnen gewohnten Weise, sondern über einen anderen Weg. Dieser führt, wie oben angedeutet, in der Regel durch eine Phase voller Zweifel. Wir sind es sehr gewohnt, in Kategorien wie „einerseits – andererseits“, „entweder – oder“, „mehr oder weniger“ zu denken. So vertreiben wir Zweifel. Doch dieses Denken hilft nun nicht mehr, denn jetzt steht an, sich von den eigenen Gewohnheiten des Empfindens, Denkens und Handelns zu lösen. So wird der Weg frei für Lösungen 2. Ordnung. Mit diesen helfen wir uns aus der Verzweiflung heraus.
    Als Lösungen 1. Ordnung bezeichnen Watzlawick und Beavin (1972) Lösungen, die sich daraus ergeben, dass jemand mehr oder weniger von etwas Gleichbleibendem tut. Lösungen 2. Ordnung bestehen für sie darin, dass jemand etwas anderes tut als zuvor. Bei einer Lösung 1. Ordnung wird die Menge verändert: Wie viel? (quantitative Lösung) Bei einer Lösung 2. Ordnung hingegen handelt es sich vorrangig um eine Veränderung in der Art und Weise: Was? Wie? (qualitative Veränderung).
    Ein Beispiel [8] aus der Geschichte:
    Wir befinden uns im Mittelalter, sind Bewohner einer befestigten Stadt. Der Stadtherr ist vor Monaten mit den Soldaten auf eine längere Eroberungsfahrt ausgerückt. Feindliche Truppen sind aufgezogen und belagern schon seit einiger Zeit die Stadt und die Einwohner hungern. Auch die Belagerer wissen nicht so genau, wie lange sie noch aushalten können. Ungeduldig geworden, denken sie häufig daran, unverrichteter Dinge abzuziehen. Die Städter berufen derweil eine Ratsversammlung ein. Lange diskutieren sie darüber, was sie tun könnten, um dem drohenden Unheil zu entkommen. Da schlägt die Frau des abwesenden Stadtherrn eine List vor: Sie würden das

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