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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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Ich benutze hiermit eine sozialpsychologische Sichtweise und sehe eine Rolle als schöpferische Ausgestaltung des Spannungsfeldes von Individuum und Gesellschaft.

    Abbildung 2-6: Rolle als schöpferische Gestaltung, Ausgestaltung des Spannungsfeldes von Individuum und Gesellschaft (modifiziert nach einem Flyer von Servaas van Beekum).
(© Schneider 2013)
    Wir sind immer unverwechselbare Menschen, ein Individuum, gleichzeitig eine Person und gleichzeitig in einer Rolle.
    Wenn sich jemand in ein Burnout-Syndrom hineinbewegt, handelt er oft, ohne sich seiner Rolle(n) bewusst zu sein, also ohne Rollenbewusstheit, und vermischt (unbewusst) Rollen: Da ist auf der einen Seite der Mitarbeiter, der sich überarbeitet, ohne sich ernsthafte Gedanken zu machen, wer für was zuständig ist, und der meint, für alles verantwortlich zu sein. Dann ist da der überarbeitete Vater, der seinen Sohn wie seine Mitarbeiter unangemessen anherrscht und von diesem zu hören bekommt, er sei jetzt zu Hause und nicht der Chef im Betrieb. Er ist sich im Moment seiner Vaterrolle nicht bewusst und vermischt zwei Rollen.
    Die Entwicklung vom Mitarbeiter zur Führungskraft und die weitere Karriere über verschiedene Führungsebenen stellt an uns die Aufgabe, bewusst zu führen und uns der jeweiligen Rolle(n) bewusst zu sein. Wegen der großen Herausforderung, sich neu zu definieren und unangemessenen Ansprüchen gegenüber abzugrenzen, kommt es an diesen Übergängen nicht selten zu Burnout-Erscheinungen (Schneider 2010).
    Häufig höre ich auch: „Ich spiele da nur noch eine Rolle.“, was bedeuten kann:
    Ich komme als Individuum und als Person in dem, was ich da tue, nicht mehr vor.
    Ich habe mich als Mensch und in meiner Selbstbestimmung verloren.
    Ich habe keinen befriedigenden Kontakt mehr zu meinen Kunden und Kollegen.
    Bei diesen Aussagen ist die Ausgestaltung der Rolle(n) nicht gelungen, weil eine oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen:
Es ist keine Rollenbewusstheit vorhanden.
Die Rolle passt nicht zu der Person.
Die Person bringt nicht die Fähigkeiten mit, die für die Rolle wichtig sind.
Die Person sieht in dieser Rolle keinen Sinn und keine Erfüllung.
    Sich seiner Rolle bewusst zu sein, sie zu definieren und bewusst auszugestalten hat einen sehr großen Einfluss auf das Wohlbefinden. An dieser Stelle kann das Thema jedoch nicht erschöpfend behandelt werden. Wenn Sie weitere Informationen zu Rollen suchen, finden Sie diese in der Fachliteratur, z. B. bei Schmid (2005, S. 83 ff.) und bei Mohr (2008, S. 107 ff.).
    Zu diesem Kapitel, „Die Balance der Lebensbereiche“, finden Sie im Anhang einen Fragebogen. Falls Sie ihn noch nicht ausgefüllt haben, wäre jetzt ein geeigneter Zeitpunkt.
Interview 1: Herr I., 46 Jahre alt
    Was meinen Sie denn, was Ihnen am meisten geholfen hat, aus dem Burnout herauszukommen?
    Am meisten denke ich: die Einstellung zu bestimmten Dingen und natürlich vor allem in Bezug auf Arbeitsabläufe oder Erreichbarkeit, die eigentlich schon etwas mit der Arbeit zu tun hat. Zum Beispiel, dass man rund um die Uhr per Telefon erreichbar ist. Wir hatten also keine Trennung zwischen privat und beruflich, was sicherlich ein sehr großer Faktor gewesen ist.
    Was haben Sie an Einstellungen verändert? Oder was war die frühere Einstellung, was ist die jetzige Einstellung?
    Wir waren ständig erreichbar, weil die Telefonnummern privat und geschäftlich die gleichen waren. Nun haben wir tatsächlich eine getrennte Privatnummer mit einem anderen Klingelton. Unser Haus ist nun einmal privat und zur gleichen Zeit Büro. Die Geschäftsnummer klingelt jetzt nur noch im Büro. Wenn wir im Privatbereich sind, hört man es nicht mehr. Das heißt, beim Mittagessen, Frühstück und bei sonstigen Aktivitäten hört man das Telefon nicht mehr und läuft auch nicht gleich hin und ist nicht mehr auf dem Sprung.
    Und das hat Ihnen am meisten geholfen?
    Ich glaube, dass das ein sehr großer Schritt war, dass ich den privaten Bereich vom beruflichen getrennt habe, dass wir auch eine eigene Mailadresse haben und dass ich am Wochenende nicht mehr ins Büro gehe, um private Dinge zu erledigen, wie Wetterstation gucken oder Mails abrufen. Einfach gesagt: Am Wochenende kann das Büro auch mal komplett nicht betreten werden. Das ist sehr wichtig gewesen.
    Eine zweite Sache ist sicherlich fast genauso wichtig, dass ich nämlich viele meiner Aufgaben an meinen Leitmonteur abgegeben habe. Auch vorher hat er schon einige dieser Aufgaben

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