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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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und im Gespräch mit Vertrauten war ihnen dann aufgefallen, was ihnen gefehlt hatte: positive bedingte, vor allem aber bedingungslose Zuwendung zu geben und zu empfangen sowie in den Zuwendungsformen eine ausgewogene individuelle „Diät“ zu genießen.
    Beispiel:
    Herr K. stellte fest, dass immer dann, wenn es im Betrieb ruhiger wurde, er in sich Unruhe verspürte und das Gefühl hatte, es müsse etwas getan werden. Er hatte in der Vergangenheit in vergleichbaren Situationen stets neue Projekte angeschoben, die er im Nachhinein bereute, weil er sie als blinden Aktionismus entlarvte und sie außer „Action“ nichts eingebracht hatten. Als er diese Unruhe nun erneut spürte, machte er dies im Coaching zum Thema und fand heraus, dass er diese „aktionistische“ Verhaltensweise bei seinem Vater erlebt hatte und in Momenten der Unruhe dessen Verhalten kopierte. Der könne noch heute, in hohem Alter, nicht ruhig sitzen und zettle immer noch zu viele Aktionen an.
    Für ihn, den Sohn, passte das aber nicht. Er wollte auch einfach mal da sitzen und sich erholen, lesen, joggen, mit seinen Kindern spielen oder sich mit seiner Frau eine schöne Zeit machen. Er hatte in seiner Ursprungsfamilie gelernt, diesen Zuwendungsformen nicht den eigentlich gewünschten Raum zu geben. Nach dieser Erkenntnis setzte mein Coachee seine Zuwendungsbedürfnisse so um, wie es für ihn passte, und fühlte sich dabei ausgesprochen wohl und war auch im Geschäft sehr erfolgreich. Er stellte fest, dass es ihm guttat, sich von seinem Vater zu unterscheiden, eine eigenständige Person und einzigartig zu sein. Dies fühlte sich nicht nur im Kontakt zu sich selbst, seinen Kindern, seiner Frau und den Mitarbeitern in der Firma gut an, sondern verbesserte auch den Kontakt zum Vater.
    Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens bestimmte Vorlieben und eine ganz individuelle Zusammensetzung verschiedener Zuwendungsformen. Oft kommen im Laufe des Lebens neue hinzu oder wir prägen bestehende in Quantität und Art anders aus. Neue Entwicklungen kündigen sich häufig in Form kleinerer oder größerer Krisen oder durch Krankheit an. Menschen fallen durch Erkrankungen aus und somit aus den täglichen Gewohnheiten heraus, können innehalten und merken plötzlich, was ihnen fehlt. Sie können bisher nicht gelebte, aber jetzt anstehende Entwicklungen wahrnehmen, annehmen und im nächsten Schritt bewusst entwickeln, was jetzt in ihrem Leben „dran“ ist. [14]
    Sie können aber auch, ungeachtet der Krankheitsphasen, in denen sie spürten, was ihnen fehlt, wieder in die alten Gewohnheitsmuster zurückfallen – was leider häufig der Fall ist. Mit Achtsamkeit, Bewusstheit und selbstbestimmtem, aktivem Sich-Einlassen und Handeln können Menschen Entwicklungsherausforderungen annehmen, sie nicht nur dem Zufall überlassen und ihre ureigene Art, Zuwendung zu gestalten, selbst in die Hand nehmen.
    Tipps
Fragen Sie sich ab und zu: „Wie gehe ich mit Zuwendung um?“
Welche Arten und Formen der Zuwendung sind mir am liebsten?
Welche Arten und Formen der Zuwendung sind mir wichtig?
Welche würde ich gerne bewusst pflegen? Fangen Sie gleich mit dem Üben an und besorgen Sie sich die Zuwendung, die Sie gerade als für sich wichtig wahrgenommen haben.
Seien Sie mit sich geduldig, gehen Sie einen Schritt nach dem anderen.
    Aus meiner Sicht ist ein wesentlicher Schlüssel zur Veränderung des Umgangs mit Zuwendung folgender: Versetzen Sie sich in die Lage, ganz bewusst zu entscheiden, was Sie an Zuwendung annehmen und was Sie an Zuwendung geben. Legen Sie fest, wo Ihre innere Grenze verläuft, und entscheiden Sie dann, was Sie an Zuwendung annehmen und was Sie geben. Die nächsten beiden Bilder bzw. Imaginationen verdeutlichen das:
    Übung
    Die Stadtmauer (die Burg)
    Stellen Sie sich vor, Sie seien der Stadtherr, die Stadtherrin einer mittelalterlichen Stadt oder Burg; sie haben eine Stadtmauer oder Burgmauer gebaut, ein ausgeklügeltes Öffnungs- und Schließungssystem, über das Sie die Verfügungsgewalt haben. Sie entscheiden, wer und was durch die Tore hereinkommt und hinausgeht. Sie haben zwar nicht in der Hand, was alles auf Sie zukommt oder aus Ihrer Stadt heraus will. Aber wen Sie hinein- oder was Sie herauslassen, entscheiden nur Sie.
    Übung
    Die Praline
    Betrachten Sie positive Zuwendung wie eine Praline: Sie ist in schönes Papier eingepackt. Sie dürfen die Praline auswickeln und schauen, was drin ist. Sie schauen, riechen und schmecken. Sie entscheiden,

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