Burnout vorbeugen und heilen
nicht unähnlich der polyfonen (vielstimmigen) Verschmelzung einer Orchesterdarbietung. Aus dem entscheidenden Merkmal, das ich hier beschreibe, dem Zusammenwirken in der Zeit, entsteht etwas, was sich durch keines seiner Teile charakterisieren lässt.“
Abbildung 3-15: Die Verhaltenspartitur (Damasio 2000, S. 112, Tabelle 3.1) (© Schneider 2013)
Ich habe Ihnen jetzt in mehreren Bildern skizziert, wie man Gefühle verstehen kann. Vielleicht fühlen Sie sich jetzt etwas verwirrt? Das geschieht im positiven Sinne dann, wenn unsere bisherigen Vorstellungen durcheinandergeraten und neu sortiert werden wollen. Ich will Sie mit meinen Bildern und Skizzen anregen, sich ein eigenes Bild zu machen.
Wie wir Gefühle sehen und wie wir sie bewerten hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie wir uns mit unseren Gefühlen fühlen und wie wir mit ihnen handeln. Meine Absicht ist es, Ihre Nachdenklichkeit und Ihre Sensibilität anzuregen, sodass Sie sich von vorgefertigten Meinungen lösen können und frei dafür sind, Ihre Gefühle selbst zu verstehen. Aus meiner Sicht schränken sich Menschen ein, wenn sie – wie häufig üblich – die Gefühle in gute und schlechte bzw. in negative und positive Gefühle einteilen. Was gut ist, soll sein, was schlecht ist, darf nicht sein. Ich habe Ihnen jetzt eine andere Sicht dargestellt: Negativ sind Gefühle dann, wenn wir uns mit ihnen einschränken oder uns festfahren. Dass es angenehme und unangenehme Empfindungen und Gefühle gibt, ist an sich aber weder positiv noch negativ, sondern natürlich und überlebenswichtig.
3.14.8 Gut fühlen – schlecht fühlen
Ich habe im Laufe der Zeit festgestellt, dass Menschen sich insgesamt gut fühlen, wenn sie sich gut fühlen – egal welche Gefühle sie gerade haben. Und dass Menschen sich insgesamt schlecht fühlen, wenn sie sich schlecht fühlen – egal welche Gefühle sie gerade haben.
„Ich fühle mich gut !“ „Ich fühle mich gut!“
„Ich fühle mich schlecht !“ „Ich fühle mich schlecht!“
Manchmal sage ich zu meinen Klienten:
„Stellen Sie sich vor, ich treffe Sie in drei Jahren auf dem Markt und frage Sie, wie es Ihnen geht. Wenn Sie mir spontan antworten: ,Danke mir geht es gut, ich bin gerade stinksauer!‘ dann geht es Ihnen wirklich gut.
Es ist die Einstellung zu unseren Gefühlen und wie wir mit ihnen umgehen, die ausmacht, wie wir uns letztendlich insgesamt fühlen. Als vor Kurzem ein Klient zu mir kam und Angst davor hatte, bei der bevorstehenden Beerdigung mit den Gefühlen über den Verlust seines Vaters nicht fertig zu werden, gab ich ihm am Ende des Gespräches folgendes Bild mit:
Die Gefühle sind wie Wellen auf der See, Sie und auch alle anderen Menschen können sie nicht wegmachen.
Allerdings können Sie – wie andere auch – lernen, mit Ihnen spielerisch umzugehen:
durch sie hindurchtauchen,
unter ihnen hindurchtauchen und
auf ihnen surfen.
Er berichtete mir später, wie gut es ihm getan hatte, dass er seine Gefühle spürte und einen passenden Ausdruck dafür gefunden hatte. Ganz zu seiner – jedoch nicht zu meiner – Verwunderung fühlte er sich „geradezu glücklich“.
Glücklich fühlen Menschen sich, wenn sie die Gefühle, die gerade natürlicherweise da sind, fließen lassen und steuern.
Tipps
Finden Sie eine eigene Einstellung zu ihren Gefühlen.
Überdenken Sie, was Sie gelernt haben und bilden sich ein eigenes Urteil.
Ich empfehle Ihnen, Ihre Gefühle nach und nach nicht mehr in „gute“ und „schlechte“ Gefühle zu unterteilen, sondern in verschiedene Gefühle, und sie zu benennen.
Wenn Sie sich schlecht fühlen, üben Sie, sich gut zu fühlen.
Üben Sie sich darin, vertrauten Menschen Ihre Empfindungen und Gefühle mitzuteilen (wenn Sie es bisher noch nicht getan haben). Benutzen sie als Leitschnur die Formel K .
3.15 Bewegung
Fragebogen Grundbedürfnisse ( Anhang )
Auf das Thema Bewegung bin ich bereits in Kapitel 2.11 ausführlicher eingegangen. Vielleicht wenden Sie sich jetzt aber noch einmal dem Fragebogen zu. Oder Sie machen ernst, indem Sie tatsächlich eine Form der Bewegung praktizieren, vielleicht eine, die Sie beim Lesen von Kapitel 2.11 für sich entdeckt oder wiedergefunden haben, die Ihnen Freude und Lust machen würde.
3.16 Zusammenfassung: Grundbedürfnisse stillen
Nachdem ich Ihnen nun einen Eindruck von den verschiedenen Grundbedürfnissen vermittelt habe und Sie selbst Ihre eigenen Beobachtungen gemacht haben, möchte ich dieses Kapitel mit der
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