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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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„versuchen“. Dabei handelt es sich jedoch um sinnlose Versuche, die zu keinem Ergebnis führen, und nicht um Versuche im Sinne von ausprobieren und herausfinden, wie etwas klappt.
    Beispiel: Die Wiedereingliederung
    Am Ende des ersten Gespräches fragte mich Herr P., der wegen eines Burnout-Syndroms arbeitsunfähig geworden war, was ich davon hielte, eine erneute Wiedereingliederung zu versuchen. Ich entgegnete ihm, dass ich noch zu wenig Information über seine Arbeitssituation hätte, um das einschätzen zu können, und merkte, während ich dies sagte, dass er auf dem Stuhl nach vorne gerückt war, seine Hände zu Fäusten geballt und seine Stirn gerunzelt. Ich hatte das Wort „versuchen“ gehört und erinnerte mich, dass er mir am Anfang des Gespräches bereits von einem misslungenen Wiedereingliederungsversuch erzählt hatte. Daraufhin fragte ich ihn, ob er sich denn sicher sei, dass er jetzt in der Wiedereingliederung erfolgreich sein würde?
    Er stutzte, setzte sich auf dem Stuhl zurück und sagte ganz spontan: „Ich glaube nicht!“ Ich fragte ihn weiter, welche Folgen ein erneutes Scheitern für ihn und den Betrieb haben würde. Ihm wurde klar, dass er vor sich selbst und dem Betrieb als unfähig und krank dastehen, in seinem Ansehen als Meister einen Verlust erleiden und dass auch der Betrieb durch seinen weiteren Arbeitsausfall Schaden davontragen würde. Er kam mit mir überein, dass er zunächst all das tue und lasse, was ihm jetzt helfe, wieder voll arbeitsfähig zu werden. Eine Wiedereingliederung würde er erst dann wieder in Angriff nehmen, wenn er sich sicher sei, diese erfolgreich durchzuführen. Sichtlich erleichtert verabschiedete er sich aus dem Gespräch. Beim einem nächsten Gespräch berichtete er mir, dass ihm nach unserem ersten Gespräch aufgefallen sei, dass er neben der Voraussetzung, selbst wieder voll fit zu sein, auch nur dann im Betrieb wirklich langfristig erfolgreich sein könne, wenn seine Abteilung zwei Mitarbeiter einstelle, die die Arbeit erledigten, die er in der Vergangenheit schon immer zu erledigen versucht habe und beim genauen Hinsehen sowieso nie schaffen könne. Er sprach mit den zuständigen Personen im Betrieb und begann fünf Wochen später mit zwei neuen Mitarbeitern in seiner Abteilung die Wiedereingliederung und schloss sie erfolgreich ab.
    Als er seine Wiedereingliederung begann, lag mein besonderes Augenmerk darauf, ihn dafür zu sensibilisieren,
(nur) das zu tun, was in seiner Zuständigkeit lag,
    alles andere zu delegieren oder es mit einer eindeutigen Information als „unter den gegebenen Arbeitsbedingungen“ nicht machbar zurückzugeben,
    nicht mehr zu tun, als in seiner Kraft lag
    und gezielt Pausen zu machen.
    Er verstand sehr schnell, wieder mit Freude zu arbeiten, ernsthaft und spielerisch leicht seinen Beruf auszuüben und dabei erfolgreich zu sein. Immer wieder erlebte er kurze Rückfälle in alte Verhaltensmuster. Es gelang ihm jedoch von Mal zu Mal besser, aus diesen auszusteigen. Dabei half ihm sehr, immer wieder innezuhalten und sich zu besinnen, indem er sich mit mir und „Weggefährtinnen und Weggefährten“ in der Gruppe austauschte.
    Je mehr jemand angestrengt versucht, etwas hinzubekommen, umso mehr treibt er sich, ohne es zu wollen, dem Misserfolg entgegen. Ein Teufelskreis! Die Überanstrengung oder die Verweigerung des Krafteinsatzes stellen den Versuch dar, dem Misserfolg zu entkommen. Doch genau auf diese Weise treibt man sich dem Misserfolg entgegen.
    Das „Versuche-angestrengt!“-Antreiber- und Gegenantreiberverhalten beinhaltet gleichzeitig ein Verhalten nach dem Motto „Sei stark!“ Eigene und auch Empfindungen, Gefühle, Gedanken und Handlungsimpulse anderer werden während des überanstrengten Verhaltens unterdrückt. Gleichzeitig kann auch ein Verhalten nach dem Motto „Mach‘s recht!“ beteiligt sein, wenn sich jemand unreflektiert „anderen zuliebe“ anstrengt. Der gerade genannte Patient berichtete: „Ich war immer für andere da, und das nicht nur im Betrieb, sondern auch im Dorf.“
    Die Auflösung des „Versuche-angestrengt!“-Antreiber- und Gegenantreiberverhaltens beginnt damit, dass man lernt, seine Kraft wohldosiert einzusetzen und Pausen zu machen, wenn man erschöpft ist. Sagen Sie zu sich oder anderen: „Es ist genug!“, wenn Sie fertig sind, und genießen Sie, was Sie gerade getan haben. Menschen, die gerade in einem „Versuche-angestrengt!“-Muster arbeiten, haben einen Gipfel erklommen und

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