Burnout vorbeugen und heilen
Übung, beim Schwingen auf die Spannung in meinem Kiefer und in den Mundwinkeln zu achten, sie angenehm „locker“ zu lassen und mein Ein- und Ausatmen beim Ausholen und Durchschwingen zu spüren.
Übung
Mit Spannung experimentieren
Ich gebe meinen Klienten diese Kraftdosierungsübung in verschiedensten Abwandlungen mit auf den Weg, um herauszufinden, wie sie ihre Kraft am besten einsetzen und wie sie spielerisch leicht und ernsthaft etwas tun und lassen können. Sie können diese Übung auch ganz einfach mit den Fäusten machen: 10 wären ganz fest geballte Fäuste, dass die Knöchel weiß hervortreten; 0 wäre, die Hände und Finger ganz locker hängen zu lassen. Sie können einen kleinen Ball in die Hände nehmen, einen Stab oder Stock. Sie können bei einer Tätigkeit, bei der sie sich anstrengen, auf Ihre Körperspannung achten oder auch nur auf Ihre Gesichtsmuskulatur und herausfinden, mit welcher Spannung es Ihnen am besten von der Hand geht und Sie sich am wohlsten fühlen.
Über diese Spannungsübungen kommen wir zum Kern des Anstrengungsthemas. Langfristig auflösen lässt sich ein „Versuche-angestrengt!“-Muster durch eine spielerische Haltung. Beobachten Sie ein dreijähriges Kind. Was es tut, spielt es. Gestimmt sein und Begehren (Moor 1971, S. 23), Gefühl und Tat sind im Einklang. Spiel ist lustvoll und ernsthaft zugleich. Im Laufe der weiteren Entwicklung lernen Kinder, Gefühl und Tun, Fühlen und Denken voneinander zu unterscheiden, und manchmal leider auch, sie vollständig voneinander zu trennen. Sprüche wie: „Das Leben ist kein Wunschkonzert, streng dich an!“, „Kopf oder Bauch!“, „Lass den Bauch weg, denke!“, „Wenn man fühlt, kann man nicht denken!“, „Denken oder Fühlen!“ zeitigen ihre Wirkung.
Wenn Tat und Gefühl nicht mehr miteinander verbunden sind, wird es im Sinne eines Antreiberverhaltens anstrengend. Menschen bewegen sich in ihrem angestrengten Tun, bis hin zu einem Extremmuster von „Alles oder nichts“. Sie strengen sich an und wollen alles, nur Tun zählt noch. Wenn sie dann vor lauter Erschöpfung nicht mehr tun können und scheitern, fürchten sie sich vor dem Nichts. Denn das Nichts zählt ja in ihrem Wertesystem nichts. Und im Nichts tauchen alle über die ganze Zeit abgewehrten Empfindungen und Gefühle wieder auf. Sie fürchten sich vor ihnen, weil sie sie nicht mehr wirklich kennen und mit ihnen nicht wirklich umzugehen gelernt haben. Doch auch wenn es manchmal fachkundiger Hilfe bedarf: Es gelingt, seine Gefühle und sich wieder zu spüren, wieder innere Bilder zu entwickeln und auch als Erwachsene wieder zu spielen, spielerisch zu handeln, Gefühl und Tat miteinander zu verbinden und zu sein.
Es gibt verschiedene Versionen der Schöpfungsgeschichte. Diejenige, auf die sich die meisten Menschen in unserer Kultur beziehen, lautet zusammengefasst: „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen!“
Eine andere lautet: „Gott schuf den Menschen und er spielte auf dem Erdkreis vor ihm.“
Die nachhaltige Auflösung eines „Versuche-angestrengt“-Antreiber- und Gegenantreiberverhaltens besteht darin, nach den eigenen Kräften und Möglichkeiten zu handeln, sich auf das Wesentliche und das Machbare zu konzentrieren und eine spielerische [33] Haltung einzunehmen. In dem Lied „Nehmt Abschied, Brüder“ lautet die letzte Strophe:
„Nehmt Abschied, Brüder, schließt den Kreis!
Das Leben ist ein Spiel;
und wer es recht zu spielen weiß,
gelangt ans große Ziel!“ [34]
4.8.7 Geschicklichkeit / Sinn für Ganzheit und Vollkommenheit
Um eine Handlung erfolgreich zu gestalten, brauchen wir einen Sinn dafür, wie etwas gut, ganz und vollkommen ist. Bei einer Architektin beispielsweise finden sich ihre gut entwickelte visuelle Vorstellungskraft und ihr Gefühl für das, was schön ist, in von ihr entworfenen Gebäuden wieder. Oder wenn ein Arzt in seinem Beruf nach Perfektion strebt, ist das für den Gesundungsprozess der Patienten segensreich.
Wenn ich eine Vorstellung davon entwickle, wie ich meinen Ball fliegen lassen möchte und wo er landen soll, wenn ich einen gesunden Ehrgeiz entwickle, das zu bewerkstelligen, entwickle ich im Laufe dieses Strebens nach Ganzheit und Vollkommenheit Fertigkeiten, Techniken und eine Geschicklichkeit, mit der ich dieses Ziel erreiche und mich an der Schönheit der Bewegung und des Ergebnisses erfreue.
Tatsache ist jedoch, dass wir nicht immer das erreichen, was wir möchten, oder es nicht genauso
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