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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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realisieren können, wie wir uns das vorgestellt hatten. Unvorhergesehene Einflüsse und Veränderungen bei und in uns selbst, bei anderen Beteiligten und den Umgebungsbedingungen spielen hierbei eine Rolle. Außerdem machen wir und andere auch Fehler. Immer wieder sind wir mit unserer eigenen Unvollkommenheit konfrontiert, genauso wie mit der anderer Menschen oder nicht immer ganz perfekten Bedingungen.
    Wie gehen wir mit Unvollkommenheit und mit Fehlern um?
    Wir wachsen und reifen, wenn wir unsere Unvollkommenheit und unsere Fehler annehmen und aus ihnen lernen. Verzeihen wir uns und anderen Menschen Fehler und geben uns und anderen die Möglichkeit, daraus zu lernen, lassen wir uns auf natürliche Entwicklungsprozesse ein. Anerkennen wir Fehler und Unvollkommenheiten nicht und meinen, andere oder die Welt seien nur in Ordnung, wenn sie immer perfekt sind, agieren wir im Antreiberverhalten „Sei perfektionistisch!“ oder „Sei immer perfekt!“
    Beispiel: Nicht delegieren können
    Frau L. hatte vor einigen Jahren nach sehr erfolgreicher angestellter Tätigkeit ihre eigene Firma gegründet, die schnell gewachsen war und florierte. Frau L. freute sich über ihren Erfolg, geriet aber zunehmend in eine Erschöpfung. Sie erlaubte sich kaum noch Zeit für ihre privaten Interessen und hatte das Gefühl, immer erst diverse Dinge erledigen zu müssen, bevor sie sich für sich selbst Zeit nehmen könne. Im Grunde erreichte sie diesen Zustand nie, denn immer gab es etwas, das erledigt werden musste, da die anderen das nicht genauso gut konnten wie sie. Als sie völlig erschöpft war, kam sie zu mir. Ihr wurde klar, dass sie Mühe hatte, anderen Dinge zu überlassen und abzugeben, weil sie Angst hatte, die Kontrolle über das Geschäft zu verlieren. Ihr Sinn für Ganzheit und Vollkommenheit war sehr gut ausgeprägt und jetzt war sie an die Stelle ihrer Entwicklung gekommen, wo sie lernen konnte – sie sagte zunächst „musste“ –, diese Begabung zu erkennen und sie wohl zu dosieren.
    Nachdem Motto „Sei perfektionistisch!“ verhalten sich Menschen sich selbst und anderen gegenüber in verschiedensten Formen kontrollierend, überkritisch und nörglerisch. Sie haben Schwierigkeiten abzugeben und machen am liebsten alles selbst, weil sie dann „wissen, dass es richtig gemacht ist“. Manche werden mit einem Projekt nicht fertig, weil sie immer wieder etwas finden, was noch verbessert werden könnte, wobei sie gleichzeitig in ein „Versuche-angestrengt!“- und ein „Sei-stark!“-Muster geraten.
    Das Streben nach Perfektion mit dem dahinter liegenden Sinn für Vollkommenheit, ist eine wunderbare Begabung und Leidenschaft. Menschen verkehren diese Leidenschaft jedoch in Leid, wenn sie von sich oder anderen verlangen, immer perfekte Ergebnisse erreichen zu müssen. Perfektion ist möglich – ab und zu, und sei es in fraktalen Teilen eines großen Ganzen.
    Wenn ich bei zehn Schüssen einmal genau in die Mitte der Scheibe treffe, dann ist mir dieser eine Schuss perfekt gelungen; die anderen neun Schüsse waren alle (nur) Annäherungen an diese Perfektion. Wenn ich in zehn Würfen einmal in einem vollkommenen Bogen und in einer fließenden rhythmischen Bewegung den Ball in den Korb versenkt habe, dann ist mir dieser eine Wurf perfekt gelungen; die anderen neun waren mehr oder weniger gute Annäherungen an die Perfektion.
    Hadere ich wegen der Fehler mit mir oder anderen zu lange, analysiere die Fehler nicht und ziehe daraus keine Schlüsse für mein Handeln, werde ich zum Krittler und Griesgram. Entwickle ich jedoch die Demut, Dinge und Handlungen, auf die ich keinen Einfluss habe, so zu sehen und so zu lassen, wie sie gerade sind, und erfreue mich am Spiel, reife ich weiter in meiner Perfektion und finde zu einer „heiteren Gelassenheit“. [35]
    Das Gegenantreiberverhalten zu „Sei perfektionistisch!“ sehen wir, wenn Menschen nach Fehlversuchen ganz aufgeben, „die Flinte ins Korn werfen“ und eventuell noch darüber klagen, ein „verkanntes Genie“ zu sein.
    Stimmige Perfektion braucht das Zusammenspiel aller hier dargestellten Grundfähigkeiten: Zentrierung, Kontakt, Kraft, Geschicklichkeit, Raum-Zeit-Gefühl und Koordination. Der Ausstieg aus der „Sei-perfektionistisch!“-Dynamik gelingt über Denken, Nachdenken, das Anerkennen von Fehlern und insbesondere dadurch, dass wir die Fähigkeit und Begabung, Vollkommenheit zu ahnen, von der Umsetzung der gedachten Vollkommenheit in die Realität (die Handlung,

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