Burnout vorbeugen und heilen

Es zeigen sich Stolz und ein Wille nach Eigenständigkeit und Verbundenheit. Die Auflösung des Antreiber- und Gegenantreiberverhaltens gelingt abschließend und nachhaltig, wenn auch diese Gefühle durchgearbeitet, gefühlt, verstanden und gewürdigt sind. Ich unterscheide deshalb zwei Auflösungsvorgänge:
Auf der Antreiber- und Gegenantreiberebene kommt es durch aktuell passendes Verhalten oder Handeln zu einer Auflösung,
auf der Einschärfungsebene geschieht durch eine neue andere Haltung der nachhaltig wichtigste Auflösungsprozess.
    Antreiberebene
Einschärfungsebene
Auflösen der inneren Antreiber- und Gegenantreiberbotschaften und des Antreiber- und Gegenantreiberverhaltens.
    Antreiberbotschaften aus der Umwelt erkennen und widerstehen.
    Neues Verhalten einüben.
Auflösen der inneren Einschärfungs- und Zuschreibungsbotschaften und der dazu etablierten Verhaltensweisen.
    Einschärfungsbotschaften aus der Umwelt erkennen und widerstehen.
    Neue Haltung entwickeln.
Fähigkeiten erkennen.
Die dazugehörenden Fertigkeiten herausarbeiten und einüben
Die Fähigkeiten und Fertigkeiten wertschätzen und würdigen.
Die Haltung üben.
    Abbildung 4-36: Auflösung der Antreiber- und Gegenantreiberverhalten
    Der Ausstieg aus diesen Gewohnheitsmustern und das Durcharbeiten der biografischen Verletzungen sind verbunden mit der Bewusstmachung der Themen Endlichkeit (Tod), Verbundenheit und Alleinsein (Isolation), Freiheit und Sinn. Yalom (2010) nennt diese Themen existenzielle Themen, da sie jeden Menschen in seinem Sein betreffen. Wenn Menschen diese Themen annehmen und dazu eine eigene Einstellung gewinnen, werfen sie Krisen [39] nicht mehr aus der Bahn. Sie verstehen dann Krisen als zum Leben dazugehörig und als Herausforderung, sich weiterzuentwickeln, neue Anpassungen vorzunehmen und sich zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten.
    Der Auslöser für das Antreiber- und Gegenantreiberverhalten kann wie im folgenden Beispiel einer „Mach’s-recht!“-Dynamik von außen kommen:
    Die Chefin: „Es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie Ihren Urlaub nach hinten schieben könnten. Sonst geht es hier drunter und drüber. Sie sind einfach unentbehrlich!“
    Er kann aber auch in einem selbst beginnen:
    „Ich muss das unbedingt noch schaffen, bevor ich in den Urlaub fahre, sonst habe ich ihn auch nicht verdient!“ Oder: „Ich kann es mir nicht leisten, jetzt in Urlaub zu gehen, sonst bricht der Laden zusammen.“
    Ob von außen oder innen angeregt, letztendlich legen wir uns den Druck selbst auf, meinen nur klarzukommen, wenn wir „es recht machen“ oder nach anderen Antreiberbotschaften handeln. Von außen oder / und innen kommen unausgesprochen oder ausgesprochen Einschärfungs- und Antreiberbotschaften. Die Einschärfungsbotschaften werden in der Regel nicht sprachlich vermittelt, sondern einfach durch das Handeln, das meist nicht bewusste Unvermögen der erziehenden Personen oder das nicht bewusste oder das bewusste und gezielte Agieren von Mitmenschen, Betrieben, Vorgesetzten und der Politik, durch bestehende Situationen und die umgebende Atmosphäre.
4.8.15 Die Entwicklung der Fähigkeiten und Fertigkeiten
    Alle unsere Fähigkeiten sind in uns angelegt und dies unterschiedlich stark. Meist ist es so, dass wir bis ins frühe Erwachsenenalter mit den am besten angelegten Fähigkeiten Herausforderungen und Probleme angehen und lösen. Meistens reicht das im Erwachsenenalter nicht mehr aus und es ist ratsam, die nicht so gut entwickelten Fähigkeiten jetzt auszubauen. Dies geschieht häufig spontan über kleine Krisen oder auch bewusster, wenn wir in größere Krisen geraten sind. Krisen zeigen Entwicklungsherausforderungen an. Sie zeigen an, dass wir hartnäckig mit einer bestimmten gewohnten Fähigkeit die anstehenden Probleme anzugehen versuchen, diese Fähigkeit jedoch überziehen oder untertreiben und uns so nur noch tiefer in die Probleme hineinarbeiten.
    Wenn wir diese Entwicklung mit dem dynamischen Handlungspentagon darstellen, so zeigen sich die Krisen zunächst in einem stark ausgeprägten Antreiber- und Gegenantreiberverhalten. Wenn sie stärker werden im Einschärfungsverhalten und wenn sie noch stärker werden in der Endauszahlung.
    In der Krise ist es angezeigt, die jeweilige unter den Disstressverhaltensweisen liegende Fähigkeit wahrzunehmen, sie zu entwickeln und in Fertigkeiten zum Ausdruck zu bringen. Im Endeffekt können wir so im Laufe unseres Erwachsenenlebens verschiedene Reifungsschritte