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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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nicht gemacht“ oder „Ich müsste eigentlich das und das machen“, aber ich war auch müde und kaputt und wollte eigentlich nicht und dann habe ich es gelassen. Und dann habe ich hier gesessen und gesagt: „Die Klatsche dafür kommt noch!“
    Ich weiß gar nicht mehr wie ich es ausgedrückt habe, auf jeden Fall wollte ich sagen: „Dafür werde ich noch bestraft.“ Und da haben Sie mir so (zeigt die Haltung: ruhig, aufrecht, gerade) gegenübergesessen, ganz ruhig, und haben gesagt: „Da kommt nichts!“ Das konnte ich in dem Moment gar nicht glauben. Es hat mich sehr berührt, wie Sie das gesagt haben, dieses völlig ruhige „Da kommt nichts!“. Das war so selbstverständlich, das konnte ich gar nicht vom Tisch wischen, dieses „Da kommt nichts!“.
    Da denke ich sehr oft dran, wenn ich in solche Situationen komme, wo es sicherlich Dinge gäbe, die man wieder müsste. Wenn man sie dann lässt und sich dafür lieber entspannt oder was Schönes macht, es sich auch gut gehen lässt, sich dem Partner zuwendet – der ist ja auch zu kurz gekommen in dieser ganzen Phase –, dann kommt da sehr wohl etwas, aber etwas Schönes. Man wird nicht bestraft dafür.
    Es kommt sogar etwas Schönes?
    Ja, genau.
    Und Sie werden sogar belohnt?
    Richtig! Und diese Situation habe ich immer wieder. Und manchmal, wenn ich dann ein bisschen zweifle: „Kann‘ste das jetzt so machen?“, dann kommt es wieder vor mein geistiges Auge. Und es stimmt wirklich. Und das ist das, was ich dann auch mit „eben mal locker lassen“ meine.
    Es klingt so, als sei es für Sie wesentlich, dass Sie die Zügel anpacken und auch loslassen, schleifen lassen, können. Das ist ja auch der natürliche Lebensrhythmus, dass wir zupacken – loslassen, zupacken – loslassen.
    Genau, dann hat man auch wieder die Kraft, dann hat man auch wieder Spaß und das hatte ich ziemlich verlernt.
    Heißt das, Sie konnten das mal früher, hatten es verlernt und haben es wiedergefunden?
    Ja.
    Was finden Sie noch wichtig bei dem Weg, den Sie an Veränderung gegangen sind?
    Wichtig? Es gibt ja dieses klassische Auch-mal-Nein-Sagen-Können, was mir schwerfällt. Ich habe aber so manche elegante Art dafür gefunden, mit der ich gut umgehen kann, die mir nicht das Gefühl gibt, mein Gegenüber im Stich zu lassen, aber eben auch nicht mich selber im Stich zu lassen.
    Das ist vielleicht auch die Form von Wertschätzung meiner selbst; und wenn man dann so zaghafte Schritte in die Richtung macht, dann macht es auch nichts, ein Bild von sich abzugeben, dass man nicht weiterweiß oder dass man auch mal keine Zeit hat. Das auch mal zuzulassen, nicht immer zur Verfügung zu stehen, auch für andere.
    Genau, sondern dass Sie sich wertschätzen, in dem, wie Sie gerade sind. Interessanterweise taucht jetzt wieder das Loslassen und Sagen „So ist es gerade“ auf. So wie Sie bei Ihrem Hausarzt gesessen sind und den Mut aufgebracht haben zu sagen: „So geht es mir.“ „Ich bin jetzt erschöpft.“ Sie lassen zu, was im Moment ist, damit wertschätzen Sie sich. Wie hat sich das ausgewirkt auf Ihre Beziehung, dass Sie das zuließen und dass Sie sich jetzt wertschätzen?
    Positiv! Ich habe bei Begehren an mich dann teilweise erst mal eine Absage erteilt, was zunächst Verwunderung hervorrief und nochmaliges Nachhaken.
    Ich bin aus manchen Funktionen einfach rausgeschlüpft, bin aber trotzdem immer noch ein Mensch. Oder vielleicht sieht man jetzt auch sogar eher den Menschen dahinter, weil ich eben manche Funktion einfach nicht ausfülle. Andere müssen auch mal fragen und sie sehen, die ist jetzt auch mal müde oder hat auch ein Privatleben. Das ist nicht unangenehm, da bin ich mehr ganz als vorher, würde ich sagen.
    Mit den Leuten im Job, die irgendetwas von mir wollten, bin ich teilweise auch offensiv umgegangen. Ich bin jetzt nicht mehr immer nur reaktiv, sondern teilweise bin ich auch mutiger und habe Dinge aktiv angesprochen. Zum Beispiel als unser Team quasi aufgeteilt wurde. Manchmal tun sich da auch Sachen auf, wo man sagt: „Das ist jetzt bis in alle Ewigkeit in Stein gemeißelt. Entweder du kommst mit diesem Chef klar oder du kannst gehen.“ Aber diesen Chef gibt es nicht mehr, der hat überhaupt keine Personalverantwortung mehr, weil es aufgefallen ist, wie er mit uns umgegangen ist.
    Jedenfalls hatte ich da noch so eine komische Funktion inne und habe dann zu meiner Chefin, zu der ich ein vertrauensvolleres Verhältnis hatte, gleich am Anfang gesagt: „Du hast ja

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