Burnout vorbeugen und heilen
bin ich zu meinem Hausarzt gegangen und habe dem dann gesagt: „Man sieht es mir nicht an, aber ich trage den Kopf unter dem Arm, es geht mir nicht gut.“ Da braucht man ein bisschen Mut, das zu äußeren. Ich jedenfalls brauchte Mut. Es ist ein bisschen so wie „die Hosen runterzulassen“, wenn man sonst immer allen genügen will und dann zugibt, dass man nicht mehr kann.
Er hat wohl verstanden, was ich meinte, hat dann aber auch gesagt: „Wie kommt es dazu?“ Und: „Was würde Ihnen helfen?“ Eigentlich hat er mich erst einmal erzählen lassen und ich habe beschrieben, dass ich in einer langen Phase der Überforderung vor allem beruflicher Art war und dass es auch davor privat eine sehr nervenaufreibende lange Phase gab: durch die Erkrankung meiner Schwiegermutter und meinen behinderten Schwager. Alle sind zu mir und meinem Mann gekommen und eigentlich haben wir das alles gut gemanagt. Und ich habe während dieser Zeit auch sehr oft meinen Mann seelisch auffangen müssen.
Ich habe immer viel gegeben und dann waren meine Batterien leer. Auch beruflich war ich mit dieser Situation, dass ich da quasi einen Chef hatte, der möglichst alles an mich delegierte, was Mitarbeiterführung betraf, überfordert. Alle sollten sich an mich wenden. Ich verstehe mich gut mit anderen und war auch Gleiche unter Gleichen und helfe auch gerne, aber das wurde einfach zu viel.
Dann war ich eine lange Phase wirklich in einer Überforderung und merkte, dass mir inzwischen alles schwerfiel, selbst Kleinigkeiten. Mich aufzuraffen fiel mir schwer. Und ich habe mich auch auf nichts mehr richtig gefreut. So wie sich andere freuen: „Jetzt kommt das Wochenende!“; das war alles gleichbleibend auf dem unteren Level.
Es hat mich alles nicht richtig berührt, eine dumpfe Traurigkeit war das. Ich hatte auch das Gefühl, ich komme da überhaupt nicht mehr raus, ich hatte nur noch Fluchtgedanken: „Du müsstest jetzt alles ändern in deiner jetzigen Situation, vielleicht auf eine Kur fahren.“ Weiter denkt man gar nicht, man will nur noch irgendwie weg von diesen ganzen Belastungen und erhofft sich dann irgendeine Veränderung. Im Nachhinein denke ich da ganz anders drüber, aber damals habe ich da dran festgehalten.
Mein Hausarzt hat auch gemeint, die Idee mit der Kur sei gut, das unterstütze er. Er hat es dann auch angeleiert und hat gesagt, darüber hinaus würde ich Ihnen eine Verhaltenstherapie empfehlen. Sie sollten sich mal mit jemandem aussprechen, der Ihnen auch Rat geben kann, wie Sie sich zu vielen Dingen anders stellen können. Er hat mir gesagt, dass Sie das in so einer Form machen würden. Er sagte, ich schlitterte in einen Burnout, die Anfänge seien sicherlich da. Sie wären aus seiner Sicht der richtige Mann dafür. Und wenn ich bei Ihnen nicht durchkäme, dann würde er auch noch mal bei Ihnen anklopfen. Das war dann aber gar nicht nötig. So bin ich zu Ihnen gekommen.
Das mit der Kur ist dann aber abgelehnt worden. Das hätte mir, glaube ich, gar nicht so viel gebracht. Wenn man wieder zurückkommt – ich weiß nicht, ob man vielleicht verändert zurückkommt, das kann ich nicht beurteilen –, kommt man in die gleiche Situation zurück. Und ich musste mich in dieser Situation, in diesem Ganzen, in meinem Leben einfach ändern und das habe ich, glaube ich, mit Ihnen zusammen ganz gut hingekriegt.
Es klang jetzt für mich so, als hätte es Ihnen gutgetan, dass Ihr Arzt so hinter Ihnen stand, als er sagte: „Ich klopf da auch noch mal an, wenn Sie nicht durchkommen.“
Das hat mir so einen Schub gegeben, dass ich gedachte habe: Du wirst da ernst genommen und er fände es auch gut und wichtig für dich und er will dich nicht loswerden. Ich fühlte mich begleitet und nicht weggeschoben.
Von meiner Seite aus empfinde ich das auch sehr schön, wenn es so einen Arzt gibt, wie den Ihren, der Sie dann nicht wegschickt, sondern Sie auch während der Therapie hier weiter begleitet. Es scheint Ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln, dass Sie den Hausarzt haben und dann mich.
Ja, genau.
Sie haben gesagt, Sie haben eine Änderung vorgenommen. Was haben Sie denn verändert?
Ich kann wieder locker lassen. Ich überfordere mich nicht mehr, sondern ich lasse die Zügel auch mal ab und zu ganz bewusst schleifen. Und dann muss ich sehr oft daran denken, wie ich hier mal gesessen habe – da denke ich wirklich oft dran –, wo ich schon ein paar Sitzungen da war und dann gesagt habe: „Mensch, jetzt habe ich mal das und das
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