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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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Entwicklung wichtig wäre. Eine Konfrontation beinhaltet meine Haltung und mein Tun und Lassen aller zu Beginn dieses Kapitels genannten Punkte. Ich biete meinem Klienten die Stirn (frons lat. = die Stirn), bin ihm ein Gegenüber. Konfrontation wird – von der Alltagskultur geprägt – meist mit negativen Attributen verbunden: Schelte und Bestrafung. Vielleicht sollten wir deshalb eher von „aufzeigen“ oder „hinweisen“ sprechen.
    In der Transaktionsanalyse beziehen wir uns auf die klassischen Techniken, drei Interventionen und fünf Interpositionen von Berne (2005, S. 2007 ff.), die organisch aufeinander aufbauen: Befragen, Benennen, Konfrontieren, Erklären, Illustrieren, Bestätigen, Deuten, Kristallisieren. Interessanterweise hat Berne häufig darauf hingewiesen, wie wichtig Informationen seien; dennoch hat er sie hier nicht einbezogen. Ebenso anregend und ergänzend sind die Interventionen von Erskine (1995): Erfragen, Einfühlen, Einstimmen, Mitschwingen, Normalisieren und Validieren.
    Ganzheitliche Behandlung
    Ich habe in diesem Buch Klienten mit einem Burnout-Syndrom beschrieben, das heißt, diese Klienten wiesen nach einem mehr oder weniger langen Burnout-Prozess einen Zustand totaler körperlicher, geistiger und seelischer Erschöpfung auf; manchmal drohte die Arbeitsunfähigkeit, meistens waren sie arbeitsunfähig geworden und wiesen körperliche Beschwerden verschiedenster Art auf. In dieser Situation ist es für die Klienten besonders wichtig, mit ihren körperlichen Beschwerden völlig ernst und nach den Regeln der Kunst gründlich diagnostiziert und behandelt zu werden.
    Den Menschen als Ganzes, als ein Wesen mit Körper, Geist und Seele in der Welt und der Schöpfung wahrzunehmen erscheint mir hier besonders wichtig. Ich informiere meine Klienten darüber, dass ich über diese Einheit von Körper, Geist, Seele und Welt in Wechselwirkungen denke und ein Beratungs- und Behandlungssetting anstrebe, das ihnen freistellt, Fachleute aus den verschiedenen Bereichen für sich in Anspruch zu nehmen, und dass ich die Integration des Ganzen im Auge habe. Aus den Interviews, die ich mit den Burnout-Klienten durchgeführt habe, geht für mich sehr deutlich hervor, wie wichtig es für die Klienten war, dass ihr Hausarzt hinter ihnen stand, als er sie zu mir als Fachmann für die Seele und den Geist überwies und wir dann auch zusammengearbeitet haben. Dies gilt auch für die Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten wie Krankengymnasten, Osteopathen, Musiktherapeuten, Sportlehrern, Seelsorgern und anderen.
    Der Beratungs- oder Behandlungsweg geht (wie bei psychosomatischen Erkrankungen) vom Körperlichen über das Soziale zum Geistigen, zum Seelischen, zum Spirituellen. [40] Ich kenne diesen Weg seit meinem Studium bei von Uexküll und fand dazu auch eine sehr anschauliche Veröffentlichung in der transaktionsanalytischen Literatur bei Cartmel (1991). Erst wenn sich der Klient auf der körperlichen Beschwerdeebene ernsthaft angenommen und behandelt fühlt, ist er frei, auch seine Beziehungen zu anderen Menschen und der Welt und dann schließlich sein körperlich-geistig-seelisches Innenleben zu reflektieren. Die Betrachtung und Beachtung der Grundbedürfnisse ermöglicht ihm nach meinen Beobachtungen einen leichten Zugang zu seinem Körpererleben, zu seinen Beziehungen mit Menschen und der Welt und zu seinem geistigen und seelischen Erleben.
    Aus der Perspektive des Behandlungsvertrages gesehen finden wir einen organischen Weg von Explorationsverträgen (Herausfinden, was ist, woher es kommt und wohin es gehen könnte) über Kontrollverträge (etwas in den Griff bekommen, etwas nicht verschlechtern) zu Veränderungsverträgen (konkrete Veränderungen bei sich, mit anderen und in der Welt vornehmen; siehe dazu Schneider 2000, S. 66 ff.). Sich und dem Klienten hier Zeit zu lassen und den Klienten mit meiner aktiven Hilfe seinen Weg herausfinden und gehen zu lassen ist aus meiner Sicht eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung.
    Bei den Körperbeschwerden geht es darum, den Klienten zu helfen, diese als Zeichen für Ihre Bedürfnisse und ihre Wechselwirkungen mit sich und der Umwelt und der Umgebung zu deuten. Je mehr sie dies können, umso mehr lassen die Beschwerden nach und sie finden zu einem achtsamen Umgang mit ihrem Körper. Die Beschwerden gehen von Beschwerden 3. Grades (chronische Beschwerden) über in Beschwerden 2. Grades (Beschwerden, die ab und zu da sind, ohne dass die Klienten einen

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