Burnout
wurden Sportler bei bestimmten Sportarten disqualifiziert und ihnen drohte eine empfindliche Wettkampfsperre. Warum standen so alltägliche Genussmittel wie Cola und Kaffee auf der Dopingliste? Koffein führt zu einer Leistungssteigerung bei bestimmten Sportarten, was einen unerlaubten Vorteil darstellen würde. Im beruflichen Alltag wäre eine solche Leistungssteigerung natürlich nicht verboten.
Der zweite Nachteil ist aber viel gravierender. Der natürliche Schutz des Organismus vor einer Selbstausbeutung der letzten Energiereserven wird durch eine solche Droge (und das ist Koffein im pharmakologischen Sinne) unterlaufen. Beim Sportler könnte eine solche Entleerung der letzten Reserven während eines Wettkampfes, an dem er bis an die Grenzen (oder durch eine Überdosis Koffein auch darüber hinaus) geht, zu irreversiblen Schäden führen. Deshalb sind stimulierende Mittel wie Amphetamine oder Kokain im Sport auch verboten. Dasselbe passiert ebenso im Alltag, wenn auch nicht akut, sondern chronisch.
Koffein mobilisiert Energiereserven
Koffein bringt keine neue Energie, sondern mobilisiert die (letzten) Energiereserven. Wenn die Batterie aber ohnehin schon fast leer ist – und das ist beim Burnout ja der Fall –, dann wird diese fast aufgebrauchte Batterie noch weiter entleert. Vor solchen sogenannten Tiefenentladungen werden wir von den Elektrikern bei den Batterien nicht zu Unrecht gewarnt – die Batterien gehen dadurch nämlich kaputt. Menschen mit Burnout werden nicht vor Tiefenentladungen ihrer Batterie durch Koffein gewarnt. Sie »dopen« sich daher legal mit Koffein und powern sich immer weiter aus.
Gewöhnung
Ein weiteres Problem beim Koffein. Es tritt eine Gewöhnung ein. Wenn Sie einmal eine Tasse Kaffee trinken, hat sie einen sehr anregenden Effekt. Wenn Sie jeden Tag eine Tasse Kaffee trinken, lässt dieser Effekt deutlich nach. Nach einiger Zeit passiert sogar überhaupt nichts mehr. Außer, wenn Sie die morgendliche Tasse Kaffee weglassen. Dann werden Sie nämlich noch erschöpfter sein, als Sie es sonst sind. Das glauben Sie nicht? Probieren Sie es aus. Lassen Sie einmal für drei Tage alles Koffein weg. Wenn Sie sich dabei noch viel erschöpfter fühlen als sonst, wenn vielleicht sogar Kreislaufstörungen oder Kopfschmerzen auftreten, dann besteht schon
INFO
Erschöpfung und Kopfschmerzen nach Koffeinentzug
Hierzu ein wissenschaftliches Experiment (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich 1994): Man hat normale Kaffeetrinker (2 Tassen täglich, das ist ja fast nichts) gebeten, für einige Tage keinerlei koffeinhaltige Getränke zu sich zu nehmen. Stattdessen wurden sie zufallsmäßig in zwei Gruppen eingeteilt, von denen die eine Hälfte morgens eine Tablette mit dem Koffeingehalt von 2 Tassen Kaffee erhielt, die andere Gruppe erhielt eine Tablette mit Milchzucker (Placebo). Alle Versuchspersonen sollten in einem Tagebuch ihre Beschwerden beschreiben. In der Koffeingruppe gab es keinen Unterschied. Die Placebo-Gruppe ohne Koffeinentwickelte zu 90 % Müdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen, die Hälfte hatte einen Kopfschmerzanfall und 10 % beklagten sogar depressive Symptome. Das alles war nach wenigen Tagen wieder verschwunden. Die Forscher interpretierten die Beschwerden jedoch als Entzugssymptome bei einer körperlichen Abhängigkeit (und das bei 2 Tassen täglich!). Fällt Ihnen etwas auf? Die Entzugssymptome entsprechen ziemlich genau denjenigen beim Burnout. Ich behaupte: Koffein schützt nicht vor Burnout, es verursacht es! Natürlich nicht allein, aber es ist ein Teilchen im Puzzle des Burnouts.
weit mehr als eine Gewöhnung, dann besteht schon eine körperliche Abhängigkeit.
Ein weiteres Indiz dafür: Die Deutschen sind fast Weltmeister im Kaffeetrinken (mehr als 150 Liter vom Säugling bis zum Greis pro Jahr). Nur wenige Nationen (ich glaube, die Finnen trinken noch mehr)haben mehr »Kaff eetanten« als die Deutschen. Interessanterweise gibt es auch fast nirgendwo so viele Menschen, die über Burnout klagen, wie in Deutschland. Das ist doch merkwürdig. Wie Sie einen vernünftigen Umgang mit koffeinhaltigen Getränken erlernen können, erfahren Sie ab → S. 92 .
Bei Burnout(-gefahr): Vorsicht mit Alkohol!
Alkohol kann entspannen und unser Wohlbefinden steigern. In letzter Zeit häufen sich medizinische Studien, die einen Nutzen von Alkohol zur Vorbeugung von Arteriosklerose verheißen. Ja, Alkohol ist ein in unserer Gesellschaft legitimiertes Genussmittel,
Weitere Kostenlose Bücher