Burnout
langen Weg geht. Auf diesem Weg erwarten ihn viele neue Erkenntnisse und Erfahrungen – schöne und weniger angenehme, aber immer hilfreiche und weiterführende. Und wenn alles gut läuft, weiß er am Ende des Weges, wie er weitergehen muss, um nicht wieder in die Spirale von zu viel und zu intensiver Arbeit und Erschöpfung zu gelangen, sondern sinnerfüllten und befriedigenden Tätigkeiten nachgehen kann.
Krankheit lässt den Wert der Gesundheit erkennen. (Heraklit, 550–480 v. Chr.)
Mögliche Erkrankungen erkennen und therapieren
Da verschiedene Erkrankungen ebenfalls Erschöpfungssymptome verursachen, die mit Burnout verwechselt werden oder zusätzlich zum Burnout Erkrankungen oder Mangelzustände bestehen können, sollten Sie, wenn Sie sich in Burnoutphase 2 oder 3 befinden, einen Arzt aufsuchen und die auf → S. 51 beschriebenen Laboruntersuchungen durchführen lassen.
Beispiel: Schilddrüsenunterfunktion
Falls der Arzt bei Ihnen beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion feststellt, lösen sich die vermeintlichen Burnoutsymptome möglicherweise in Wohlgefallen auf,sobald die Behandlung anschlägt (wie das folgende Beispiel zeigt). Wie schon auf → S. 40 beschrieben, ist ein Messparameter, um eine Schilddrüsenunterfunktion festzustellen, der TSH-Wert, der zwischen 0,4–4 mU/l liegen sollte, wobei der optimale Bereich zwischen 1–2 mU/l ist. Ein TSH-Wert über 4 mU/l weist auf eine Unterfunktion hin, die durch die Einnahme von Thyroxin behoben werden sollte. Liegt der Wert zwischen 2–4 mU/l, also noch im normalen, aber nicht optimalen Bereich, mache ich es von den Symptomen abhängig, ob ich dem Patienten eine Einnahme des Schilddrüsenhormons anrate oder nicht. Wenn deutliche Symptome einer Unterfunktion auftreten, würde ich bereits einen TSH von 2,5 behandeln wollen.
Ralf
Die Schilddrüse war schuld an der Erschöpfung
Als der TSH-Wert dann bei 1,4 lag, war Ralf wieder ganz der Alte.
Ralf (54) wurde immer energieärmer. Er hatte keinen Antrieb mehr (seine Partnerin vermutete schon eine Depression) und er wurde auch noch immer dicker. Seine Freunde hänselten ihn bereits und meinten, er müsse mehr Sport treiben. Genau dazu – wie zu allem anderen auch – hatte er aber gar keine Lust. Als sein Abteilungsleiter seine nachlassende Arbeitsleistung kritisierte (er sei doch immer das Zugpferd in der Firma gewesen und nun nur noch ein lahmer Ackergaul), konnte sich Ralf endlich zu einem Arztbesuch aufraffen. Der Bluttest brachte es schnell an den Tag: Der TSH-Wert lag bei katastrophalen 9,5 mU/l (normal sind 0,4–4). Die Gabe von L-Thyroxin 50 führte zu einem TSH von 3,5 mU/1 und einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden. So richtig wohl fühlte Ralf sich aber immer noch nicht und auch das Gewicht wollte nicht weichen, auch wenn er immerhin nicht mehr zunahm. Ein Schilddrüsenspezialist machte ihm schließlich klar, dass die Normwerte zu weit gefasst sind. Der Optimalbereich liegt zwischen 1 und 2. Nach einer langsamen, stufenweise Steigerung des L-Thyroxins auf 100 μg lag der TSH bei 1,4 und Ralf war wieder ganz der Alte. Der Spezialist bestimmte auch die Schilddrüsenantikörper und deckte dabei eine Hashimoto-Thyreoiditis auf. Dabei bildet das Abwehrsystem Antikörper gegen die eigene Schilddrüse, die langsam, aber sicher zerstört wird. Er erklärte Ralf, dass er regelmäßig das TSH überprüfen lassen müsse (zunächst halbjährlich, bei stabilen Werten auch jährlich), damit bei einer weiteren Zerstörung die L-Thyroxingaben langsam nach oben angepasst werden können. Er gab außerdem Selen, weil dieses den Prozess der Schilddrüsenentzündung abzubremsen vermag.
Bei der ärztlichen Ursachenforschung sollte nicht nur nach Erkrankungen, sondern auch nach möglichen Mangelzuständen, beispielsweise einem Eisenmangel, gefahndet werden. Welche im ersten Buchteil beschriebenen Faktoren könnten bei Ihrer Erschöpfung eine Rolle spielen? Könnte Ihr Genussmittelkonsum ein Mitverursacher sein? Leiden Sie möglicherweise unter einer bisher unerkannten Nahrungsmittelunverträglichkeit? Oder sind es doch psychosoziale Faktoren, die Sie so erschöpfen? Schauen Sie noch einmal auf Ihre Fragebogenauswertung – welche Schwerpunkte haben sich dabei abgezeichnet?
Da jedes Burnout individuell ist und es meist mehrere Faktoren sind, die maßgeblich an der Erschöpfungsspirale mitwirken, gibt es kein Patentrezept, das für jeden gleichermaßen zutriff t, oder einen
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