Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
Gedanken zu kommen, arbeitete er einen groben Finanzplan für den hypothetischen Erwerb und Neustart des Pubs in Dungirri aus. Rein hypothetisch, angesichts der ausschließlich roten Zahlen, auf die er kam.
Endlich, als ihm die Gedankenspiele gerade auszugehen drohten, kündigten die Schilder Tamworth an. Am Stadtrand machten sie kurz Rast, aßen schnell und sprachen wenig. Bevor sie parkten, drehten sie mehrere Runden um das Krankenhaus, um zu überprüfen, ob jemand die Eingänge ausspähte, konnten aber nichts entdecken. Ebenso wenig fiel Gil auf dem Weg durch die langen Klinikflure etwas Verdächtiges auf, nur die Belegschaft, die ständig auf Achse war, und ab und zu ein vereinzelter Besucher. Sollte hier jemand Jeanies Besucher ausspähen, so gab er sich wirklich beeindruckend unauffällig.
In einem Privatzimmer saß Jeanie, sehr blass, aufrecht im Bett. Sie freute sich, Kris und Gil zu sehen, und streckte ihnen die Hände entgegen, trotz der Schläuche in ihren Armen. Sanft drückte Gil ihre Finger, ängstlich, wegen der Nadeln in ihrer Hand; er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war erleichtert, sie wach und ansprechbar zu sehen, aber sie war immer noch schwach und viel zu zerbrechlich und sah ganz klein aus gegen den Kissenberg.
Kris beugte sich herab und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. » Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Jeanie. Ich bin froh, dass du schon wieder besser aussiehst. Wie geht es dir? «
Jeanie lächelte sie beide an. » Müde, aber ganz gut. Die Ärztin sagt, eine meiner Herzklappen macht Probleme. Ich habe mir eingebildet, ich werde einfach alt, aber sie sagt, mit einer neuen Klappe bin ich fitter denn je. Ich soll mich noch ein paar Tage ausruhen, dann werde ich für die Operation nach Sydney verlegt. «
Kris setzte sich auf die Bettkante und fragte: » Hat Nancy sich gut um dich gekümmert? «
» Ja. Sie ist gerade spazieren gegangen, ein bisschen frische Luft schnappen. Sie sagte…«, Jeanies Finger schlossen sich enger um Gils Hand, » sie sagte, ich hätte es euch beiden zu verdanken, dass ich den Brand überlebt habe. Ich kann mich an nichts erinnern, aber habt vielen Dank. « Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie drückte noch einmal seine Hand. » Ich danke euch, euch beiden, aus tiefstem Herzen. «
» Ich bin froh, dass du dich nicht daran erinnerst, Jeanie « , sagte Kris. Dann grinste sie und machte einen Scherz: » Ich glaube nämlich, ich habe dich zwischendrin mal fallen lassen. Bloß gut, dass Gil mehr Muckis hat als ich. «
Jeanie gluckste, ein bloßer Schatten ihres gewohnten Lachens, aber doch ein Zeichen, das Gil Mut machte. Sie ließ seine Hand los und deutete auf einen Stuhl in der Ecke. » Hol den her, Gil, und setz dich zu mir. «
Als er den Stuhl holte, sah er sich zum ersten Mal wirklich im Zimmer um. Auf dem Kästchen neben dem Bett hatte das Bild von Jeanie und Aldo den Ehrenplatz inne, dahinter ein Strauß Blumen. Auf dem Regal an der Längswand standen, sodass Jeanie sie sehen konnte, zwei weitere Blumensträuße, und an der Schranktür hing ein langer Baumwollmorgenmantel, darunter ein Paar Satinpantoffeln. Auch wenn er nicht daran gezweifelt hatte, war es schön zu sehen, dass Nancy hübsche Sachen für Jeanie gekauft und ihr das Foto gegeben hatte.
Jeanie bemerkte, wohin sein Blick ging, und sie lächelte ihm zu. » Danke, dass du das gerettet hast, Gil. Es hätte mir furchtbar gefehlt. «
» Warst du eigentlich versichert? « Seine Stimme klang rauer als beabsichtigt. » Wenn du irgendwas brauchst, sag Bescheid, ich regle das für dich. «
» Es war alles versichert– das Gebäude, der Betrieb, der Hausrat. Es wird ausreichen, um über die Runden zu kommen. Mehr brauche ich nicht. «
Solange er da noch ein Wörtchen mitzureden hatte, würde sie mehr haben als nur das Allernötigste. Aber darüber wollte er jetzt nicht streiten. Er spürte, dass sie trotz der tapferen Miene müde wurde. Sie sollten nicht zu lange bleiben.
Kris musste es ebenfalls bemerkt haben. Sie nahm Jeanies Hand. » Jeanie, ich würde dir gerne ein paar Fragen stellen, aber nur, wenn es dich nicht zu sehr anstrengt. «
» Das habe ich mir schon gedacht. «
» Hast du eine Ahnung, was passiert ist? Wie es zu dem Feuer kam? «
» Nein, Kris, tut mir leid. Adam und die Gäste waren gegangen. Ich habe das Geld im Büro weggesperrt und dann wie immer Feierabend gemacht– die Zapfsäulen abstellen, die Küche kontrollieren, absperren–, dann
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