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Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Titel: Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Zeit über waren keine anderen Fahrzeuge zu sehen.
    Die Angst um Jeanie ließ Gil die erste Stunde nicht los; so kam er gar nicht dazu, an Kris zu denken, die hinter ihm saß. Aber dann ging die Quälerei wieder los, und als die Nacht schließlich die Dämmerung ablöste, bestimmte allein Kris sein Denken und jeden bewussten Augenblick. Er versuchte sich einzuschärfen, weshalb es mit ihm und ihr nichts werden konnte, aber sein Körper wies jeden dieser Gründe strikt zurück. In einer lang gezogenen Kurve rutschte sie ein Stück an ihn heran, und ihre Brust streifte seinen Rücken. Zwei Lederjacken, ihre und seine– Marks, wies er sich zurecht–, vermochten die Wirkung oder das, was seine Fantasie daraus machte, nicht zu schmälern.
    Er biss die Zähne aufeinander und fuhr weiter und hoffte, die Straße würde bis zum nächsten Ort nur noch geradeaus führen. Fünfzehn Minuten, rechnete er. Dort gab es sicher eine durchgehend geöffnete Tankstelle oder zumindest eine, die bis spätnachts aufhatte: Licht und Leute und etwas zu essen und für beide die Gelegenheit, endlich abzusteigen und sich die Beine zu vertreten, und für seinen Leib die Chance, sich zumindest kurz von der sinnlichen Folter zu erholen.
    Als er vor der Zapfsäule hielt, taten ihm die Zähne weh, so lange hatte er sie aufeinandergebissen. Sie stützte sich mit der Hand auf seiner Schulter ab, als sie sich von der Maschine schwang. Dann nahm sie den Helm ab, reckte den Hals nach links und rechts und schüttelte den Kopf, sodass ihre dichten, roten Locken, auf die der grelle Laternenschein funkelnde Glanzlichter zauberte, ihr Gesicht umspielten. Zauberhaft, fand sein Verstand.
    Sie öffnete den Reißverschluss von Marks zu großer Jacke, sodass das Leder eine Handbreit nachgab; darunter schimmerte hautenger, schwarzer Stoff. Sein Verstand setzte aus. Er streifte den Helm über die Lenkerstange, griff nach dem Zapfhahn, konzentrierte sich auf das Aufschrauben des Tankdeckels, führte den Stutzen ein– und blickte stur nach vorn, denn das war jetzt definitiv zu viel an Symbolik.
    » Brauchst du einen Kaffee? Oder was zu essen? « , erkundigte sie sich, ahnungslos– hoffte er zumindest– über die genaue Art seiner Gedanken. » Soll ich schon mal etwas bestellen? «
    » Ja. Was Schnelles. Und Cola. Wir haben noch Stunden zu fahren. «
    » Wir sollten irgendwo Halt machen, in einer Stunde oder so, und uns eine Weile aufs Ohr legen. Wir haben letzte Nacht beide kaum geschlafen. Wenn wir uns morgen gleich in der Frühe auf den Weg machen, sind wir in Sydney, wenn die Banken öffnen. «
    Er versuchte sich einen überzeugenden Grund auszudenken, weshalb er nicht anhalten und sich aufs Ohr legen wollte, und entschied sich dann für die Wahrheit.
    » Was ich brauche, ist nicht Schlaf, Blue. «
    Ihr Lächeln blühte auf und tanzte in ihrem Blick. Sie schob ihm die Hand unter die Jacke und kam ganz nahe.
    » Ich auch nicht. «
    Drei Worte, eine Berührung und praktisch all seine Entschlossenheit löste sich in nichts auf.
    Er klammerte sich an das letzte Fünkchen Selbstbeherrschung. » Das ist Irrsinn, Blue. «
    Sie legte ihm die Hand ums Kinn, jetzt nicht mehr neckend, und die Zärtlichkeit und Ausdrucksstärke in ihrem Blick waren so intim, wie er es noch bei keinem seiner sexuellen Abenteuer erlebt hatte.
    » Ach ja? « , zog sie ihn zärtlich auf.
    » Du bist Polizistin. Ich bin ein…« Der Satz hing in der Luft, denn es wollte Gil nicht gelingen, das rechte Wort für den Makel der Haftstrafe, für das Dunkel in seinem Leben zu finden.
    » Mensch « , ergänzte sie. » Und soweit ich informiert bin, ist einvernehmlicher Sex zwischen zwei Menschen, die sich gern haben, kein Verbrechen, weder juristisch noch moralisch. « Aber sie tat einen Schritt zurück und nahm die Hände fort, und er wollte sie wieder fassen. » Sag Bescheid, wenn du es willst, Gil. «
    Zur Antwort zog er sie an sich und küsste sie lange und fest.
    Als er sie wieder losließ, trat sie gerade weit genug zurück, um sein Gesicht zu sehen; ihr eigenes war erhitzt, und ihr Atem ging stoßweise wie seiner.
    » Na dann, wir können uns entweder hier ein Zimmer nehmen oder die Stunde bis Lithgow fahren und dafür morgen eine Stunde später aufbrechen. «
    Hier, hämmerte sein Körper. Hier, sofort. Doch dann zuckte inmitten des Gewitters die Mahnung auf, dass er es auf den Tod nicht ausstehen konnte, früh aufzustehen.
    » Lithgow « , sagte er und bemühte sich, es nicht zu bereuen. »

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