Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
gerichtet. Nur die Starrheit seiner Schultern verriet seine Anspannung.
» Weißt du irgendetwas über Vinces Testament? « , fragte sie. » Hast du es, Gil? «
» Ich habe Vinces Testament nie gesehen « , erwiderte er zögernd, als ginge er das Ganze für sich durch. » Vince hat es mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt. « Er drehte sich zu ihr um, und der Blick aus seinen dunklen Augen senkte sich in ihren. » Aber ich glaube, ich weiß, wo es steckt. «
17
I ch hoffe, du wirst den Inhalt deines Schließfachs nie brauchen.
Endlich ergaben Vinces Worte bei ihrem letzten Aufeinandertreffen halbwegs einen Sinn. Dort musste das Testament sein– auch wenn Gil nur erahnen konnte, woher Vince gewusst hatte, welches die richtige Bank und wo der Schlüssel war.
Zum Teufel mit Vince und seinen Machenschaften und Spielchen. Ein Mensch hatte ihretwegen sterben müssen, und andere schwebten in noch größerer Gefahr. Wenn er nicht alles seinem Sohn vermacht hatte, wovon Tony ausging, dann hätte er den Mumm haben sollen, es Tony vor langer Zeit schon ins Gesicht zu sagen.
» Du weißt, wo das Testament steckt? « , wiederholte Kris.
» Ja. Ich muss nach Sydney. Heute noch. « Auch wenn er nicht vor morgen früh in die Bank käme, wie ihm noch beim Sprechen bewusst wurde. Aber es galt, ein paar Leute zu treffen, Informationen zu sammeln. Irgendwann würde er auch den beim Lagerbrand entstandenen Schaden der Versicherung melden müssen, aber das war die geringste seiner Sorgen. Bücher, Kleidungsstücke und ein paar Möbel ließen sich nötigenfalls leicht ersetzen.
» Wir sollten Petric über dein Kommen informieren « , sagte Kris. » Damit er Sicherheitsvorkehrungen treffen und einen Unterschlupf für dich und eine sichere Aufbewahrung für das Dokument vorbereiten kann. «
» Nein. « Seine Vehemenz erschreckte sie. » Ich traue Petric nicht « , fügte er leiser hinzu.
Kühle blaue Augen sahen ihn an. » Gibt es dafür einen Grund? «
Er zuckte mit den Schultern und suchte es zu erklären. » Keinen handfesten. Aber er ist zufällig genau im richtigen Moment hier aufgetaucht. Er hat dir Informationen vorenthalten. Er will, dass ich Kontakt mit ihm aufnehme, damit er herausfinden kann, wo das Testament ist. «
» Welche Informationen soll er mir vorenthalten haben? «
» Sergio Russo. Du hast ihm doch die Fotos geschickt, oder nicht? Die von der Hütte? Wenn Goddard ihn darauf wiedererkannt hat, müsste dann nicht ein Ermittler aus Sydney mit dem Spezialgebiet organisiertes Verbrechen es auch getan haben? «
Sie ließ sich seine Frage durch den Kopf gehen, nickte und räumte für sich ein, dass es nicht auszuschließen war. » Ich könnte Alec fragen, was er davon hält. Er hat jahrelang mit ihm zusammengearbeitet. «
» Aber das liegt Monate zurück. Da kann viel passiert sein, Blue. Es muss kein Vorsatz sein, keine Änderung der Persönlichkeit. Es gibt viele Polizisten, die nach jemandes Pfeife tanzen, um ihre Familien zu beschützen. Oder weil sie sich irgendwann bei einer Bagatelle die Finger schmutzig gemacht haben, was die Kriminellen dann schamlos ausnutzen. «
» Und was wirst du tun, wenn du das Testament hast? « , fragte sie.
» Ich weiß es nicht. Erst mal sehen, was drinsteht. Damit zu einem Gericht oder so gehen und möglichst viele Kopien machen lassen. « Oder es vernichten, dachte er. Vinces Erbe war es mit Sicherheit nicht wert, dass Menschen dafür starben.
Sie stellte sich an den nächsten Verandapfeiler und sah ihm ins Gesicht. » Es ist zu gefährlich, wenn du allein nach Sydney fährst. «
» Es ist besser, wenn ich allein fahre. «
» Nein, ist es nicht. Ich komme mit. Zwei sind besser als einer, und es kann nichts schaden, wenn du eine Polizistin zur Seite hast. «
» Du musst auf Megan aufpassen. «
» Marks Sicherheitsvorkehrungen sind exzellent, und sie hat Mark, Deb und Liam, die auf sie aufpassen. Das ist weitaus mehr, als du vorzuweisen hast, weswegen ich dich begleiten werde. Das Letzte, was Megan jetzt braucht, ist, dass dir etwas zustößt. «
Er suchte verzweifelt nach weiteren Ausreden. » Ich fahre Motorrad. Die Strecke ist zu weit, um hintendrauf mitzufahren. «
Sie winkte ab. » Ich bin schon weitere Strecken gefahren. «
» Es ist riskant, Blue. Ich will dich nicht in Gefahr bringen. «
» Wenn ich das Risiko scheute, Gil, dann wäre ich nicht zur Polizei gegangen. Und…« Sie lächelte, ein aufrichtiges, versonnenes Lächeln, das sich ihm ums Herz
Weitere Kostenlose Bücher