Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
und er erwiderte ihr Lächeln mit einem höflichen Nicken, als sie an ihm vorbeiging.
In der Luft lag der verlockende Duft von Grillfleisch und Zwiebeln.
» Essen. « Er trat ins Licht und gab Kris eine Papiertüte. » Ich vermute mal, du bist nicht dazu gekommen, den Kühlschrank aufzufüllen. «
Anhand des Gewichts und der Wärme konnte sie erraten, was sich in der Tüte befand, und das Wasser lief ihr im Munde zusammen. » Habe ich das dir oder Jeanie zu verdanken? «
» Jeanie hat sie gemacht. «
Wieder so eine ausweichende Antwort– demnach hatte er also entweder an der Idee oder an der Ausführung einen gewissen Anteil.
» Danke euch beiden. Ich habe einen Mordshunger. Komm rein. «
Es war unmöglich, einen von Jeanies hoch aufgeschichteten Burgern mit so etwas wie Anstand zu essen, also versuchte sie es gar nicht erst. Sie stellte zwei Teller auf den Küchentisch und riss als Serviettenersatz ein paar Blatt von einer Küchenrolle ab.
» Iss, solange es heiß ist « , befahl sie Gil. » Reden können wir nachher. «
Ein seltsames Gefühl, hier mit Gil zu sitzen und zu essen, und das Schweigen war nicht gerade entspannt, unbehaglich aber auch nicht.
Obwohl er aus eigenem Antrieb gekommen war, verrieten sein Schweigen und seine Körperspannung Vorsicht und Argwohn. Sie würde sich anstrengen müssen, wenn sie nach dem Essen die Schichten von Geheimnissen und Widersprüchen durchdringen wollte, mit denen er sich umgab. Und doch hatte sie das deutliche Gefühl, dass das wenige, was er ihr bislang gesagt hatte, die Wahrheit war. Keine wilden Geschichten, keine an den Haaren herbeigezogenen Ausreden, nur ein paar nackte, ungeschönte Fakten. Vielleicht war das der Grund, weshalb sie ihm vertraute. Und das war geradezu paradigmatisch für die gesamte verfahrene Situation: Im Großen und Ganzen glaubte sie ihm– dem Exsträfling mit der Leiche im Kofferraum und den fragwürdigen Bekanntschaften–, während er ihr, der Polizistin, nicht über den Weg traute.
Er konzentrierte sich aufs Essen und machte kurzen Prozess mit seinem Burger. Mit seinen großen Händen fiel es ihm deutlich leichter, das Brötchen und seinen Inhalt zu beherrschen, wohingegen sie ganze Arbeit leisten musste, damit der geschnittene Salat und der soßengetränkte Fleischklops ihr nicht entwischten.
Sie lutschte die Soße vom Finger, hob den Kopf und merkte, dass er sie mit unverhohlenem Verlangen ansah. Nicht minder deutlich war ihre unmittelbare körperliche Reaktion darauf: der Puls hörbar in ihrem Kopf, die Atmung plötzlich flach, die heftige Wahrnehmung seiner starken Männlichkeit. Die lange vermisste Lust stieß die Tür auf und kam mit Macht hereingerauscht, aufgestrapst und scharf darauf loszulegen.
Mist.
Er knüllte die leere Papiertüte in der Faust zusammen, stieß den Stuhl zurück, ging zum Mülleimer und warf sie hinein. Völlig unvermittelt brach er das Schweigen, immer noch mit dem Rücken zu ihr.
» Jeanies neue Überwachungsanlage– eine der Kameras könnte gestern Nacht etwas eingefangen haben. Sie meint, dass Adam weiß, wie man an die Aufzeichnung herankommt. «
Es dauerte einen Moment, bis ihr Verstand umgeschaltet hatte. Überwachungsanlage. Gestern Nacht.
» Die Kamera bei den seitlichen Zapfsäulen? Mist, wieso bin ich da nicht draufgekommen? « Die Selbstvorwürfe verschlugen ihr den Appetit, und der halb gegessene Burger plumpste auf den Teller. An die Überwachungsanlage hätte sie denken müssen. Auch wenn nicht gesagt war, dass sie etwas aufgezeichnet hatte, hätte sie es heute Vormittag überprüfen müssen. Erschöpfung und Schock waren keine Entschuldigung.
» Ich glaube nicht, dass die Bilder etwas hergeben. «
» Das werden wir feststellen « , sagte Kris.
Froh, sich auf etwas Praktisches konzentrieren zu können, wischte sie sich die Hände am Küchenpapier ab und suchte unter dem Wirrwarr auf dem Tisch nach dem Handy. Adam hob beim ersten Läuten ab. Er war bei Jeanie, die ihn selbst gebeten hatte, sich die Aufnahmen der Überwachungskamera anzusehen.
» Wenn etwas Brauchbares dabei ist, zieh ich eine Kopie und bring sie mit. Ich schätze, es wird eine Stunde oder so dauern « , sagte er noch und legte auf.
Sie sah auf die Uhr und staunte ein wenig, dass es erst acht war. Was musste sie heute noch erledigen? Steve eine SMS schicken und Bescheid geben, dass sie heil angekommen war. Den Unfallbericht schreiben. Gils Zeugenaussage aufnehmen. Dann die Runde machen und nachfragen, ob
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