Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
ihn sanft am Arm. » Willst du ihr das Foto anvertrauen, für Jeanie? Sie sind gute Freundinnen, und Nancy hat erst vor wenigen Monaten ihren Mann verloren, sie weiß also, wie viel es bedeutet, und wird gut darauf aufpassen. «
Wieder war er beeindruckt von ihrer Wahrnehmungsfähigkeit, der Gabe, Fragen zu beantworten, noch bevor er sie für sich überhaupt formuliert hatte, obwohl es doch so viel anderes gab, was ihre Aufmerksamkeit erforderte.
» Nancy wohnt im übernächsten Haus da unten. « Sie zeigte die Straße entlang, am Ward-Haus vorbei. » Der Brand ist praktisch gelöscht, deshalb kann ich zulassen, dass sie heimgeht und ein paar Sachen packt. Geh hin und gib es ihr. « Sie wollte sich schon abwenden und zu Steve hinüberlaufen, der etwas mit ihr besprechen wollte, da fügte sie hinzu: » Aber hau nicht einfach ab, ja? Wir müssen uns nachher noch über das eine oder andere unterhalten. «
Er nickte, auch wenn ihm die Aussicht, sich » über das eine oder andere « zu unterhalten, gar nicht behagte.
Ein aufgeregtes Stimmchen rief: » Moment kurz « , als er an Nancy Butlers Tür klopfte, doch es verstrichen knappe zwei Minuten, bis die Verandabeleuchtung anging und die Tür sich öffnete.
Nancy wich einen Schritt zurück, als sie ihn mit rot umränderten Augen durch die Fliegengittertür erkannte.
» Was willst du hier? «
Er wünschte, er hätte das Bild schon vorab aus der Jacke genommen, denn so wie sie ihn gerade ansah, meinte sie wahrscheinlich, er zücke eine Pistole.
Zorn kochte in ihm hoch, aber er hielt ihn unter Kontrolle. Wenn er jetzt seine Verbitterung öffentlich zur Schau stellte, würde das die Einstellung der Leute ihm gegenüber mit Sicherheit nicht verbessern– er hatte schließlich einen Ruf und war vor nicht allzu vielen Stunden erst unter Mordverdacht verhaftet worden, was sich mittlerweile im ganzen Ort herumgesprochen haben musste.
» Mrs Butler « , setzte er an und hoffte, durch die förmliche Anrede ihr Misstrauen zu besänftigen. » Ich konnte ein Foto von Jeanie und ihrem Mann retten. Ich… Würden Sie es für sie aufbewahren? «
Langsam griff er nach dem Bild und hielt dabei die Jacke weit offen, damit sie sah, was er tat. Sie drückte die Fliegengittertür einen Spalt auf, nahm das Foto und zog sie schnell wieder zu.
» Du bist an das Bild gekommen? Wann? Wie? «
» Als die Sergeantin und ich sie aus dem Haus geborgen haben. «
» Du? Karl war’s, der hat sie gerettet. «
So also machte die Geschichte die Runde. Kein Wunder, schließlich hatte Karl sie vom Feuer weggetragen und dabei das Bild des perfekten Helden abgegeben.
» Karl… hat geholfen. Als er dazukam. « Er wollte Karls Beitrag nicht herabwürdigen. Es war keine Frage, dass im Zweifelsfall auch Sauer in das brennende Haus gegangen wäre.
» Jeanie wird Geld brauchen. Ich gebe Ihnen, was ich an Bargeld bei mir habe. « Er nahm die Börse aus der Jeanstasche und sah, dass er noch dreihundert Dollar hatte. Damit ließen sich Nachthemden und ein paar Sachen zum Anziehen kaufen, genug, damit sie für ein paar Tage über die Runden kam, bis er selbst nach Tamworth kam oder etwas für sie arrangiert hätte. Er hielt Nancy die Geldscheine hin. » Bitte besorgen Sie ihr alles Nötige. «
Mit geschürzten Lippen nahm sie das Geld, strich die Scheine glatt und faltete sie in der Mitte zusammen.
» Du kannst mir vertrauen « , sagte sie beinahe vorwurfsvoll, als wolle sie ihm zu verstehen geben, dass sie ihm mitnichten über den Weg traute.
» Das weiß ich. « Er sagte die Wahrheit. Nancy Butler hatte nichts für ihn übrig, aber die Zuneigung zu ihrer Freundin war Gewähr, dass sie alles für Jeanie täte.
Die Tür fiel ins Schloss, noch bevor er die Veranda verlassen hatte.
Laut hallte das Knattern der Rotorblätter in Kris’ Kopf nach, als der Hubschrauber an Höhe gewann, eine Schleife nach Osten drehte und Jeanie nach Tamworth brachte.
Hätte sich jemand erkundigt, weshalb ihre Augen tränten, sie hätte es auf den Staub geschoben, den der Hubschrauber aufgewirbelt hatte. Aber niemand fragte. Da die Arbeit getan war, blieben Sanitäter und freiwillige Helfer in gedrückter Stimmung zurück. Der Brand war bis auf wenige Glutnester gelöscht, welche freiwillige Feuerwehr und Polizei nicht aus den Augen ließen, sodass die Gefahr gebannt war. Soweit man sah, gab es ohnehin nicht mehr viel, was noch hätte brennen können. Sie bedankte sich bei den SES -Helfern und den Rettungswagenbesatzungen
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