Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
Vorderseite gekommen, sondern durch den Seiteneingang. Bolzenschneider hatten kurzen Prozess mit dem rostigen Vorhängeschloss gemacht, das die Tür sichern sollte. Kris schlug die Finger in ein Taschentuch ein und fasste das Türblatt hoch über dem zerschnittenen Riegel, um es aufzuziehen.
Anfangs war es gar nicht leicht zu entscheiden, wo etwas durchwühlt worden war und was das übliche Chaos des alten Mannes war. Durch die dreckstarrenden Fenster drang Licht, in dem der Staub tanzte, und auf dem Boden zeichnete sich das Gitter der hölzernen Fensterrahmen ab.
Die Werkbank an der Längsseite war voller Werkzeuge und Müll, Beutelrattenmist, Staub und Spinnweben. Aber bei näherem Hinsehen zeigte sich, dass der Staub aufgewirbelt war und jemand die größeren Abfallstücke beiseitegeschoben hatte, außerdem war der Inhalt des Regals unter der Werkbank an einer Seite zusammengeschoben und zum Teil auf den Boden gefallen. Ebenso verhielt es sich mit den Hängeschränken an der Rückwand. Daneben hingen etliche Sägen an Nägeln, unter anderem die große Zugsäge, die Gil nur allzu gut zu benutzen wusste.
Der Anhänger mit dem mobilen Sägewerk, den sein alter Herr sich irgendwann zugelegt hatte, bot kaum Möglichkeiten, etwas zu verstecken, aber sie hatten sich den Werkzeugkasten vorgenommen. Unzählige Zypressenbretter türmten sich hoch aufgestapelt am zweiten Lagerplatz, die Segeltuchplane, unter der sie gelegen hatten, zusammengeknüllt auf dem Boden, das gealterte Holz dunkelgolden schimmernd.
Gil ließ den Blick über den Stapel schweifen. Es hatte sich nicht viel getan, seit er sich vor Jahr und Tag abgeschuftet und jedes verdammte Brett einzeln aufgetürmt hatte. Bei den heutigen Preisen waren das Tausende von Dollars für Holz, das nutzlos herumlag.
Kris stieß einen leisen Pfiff aus. » Seltsam, dass niemand auf die Idee gekommen ist, sich hier einfach zu bedienen. Ich frage mich, wie lange das schon hier herumliegt und wieso Des es nie verkauft hat. Ich bin sicher, er hätte das Geld gebrauchen können. «
Gil fragte sich das nicht. Er hatte längst aufgehört, aus dem Tun und Lassen des alten Herrn schlau werden zu wollen, und es waren immer Gerüchte im Umlauf gewesen, meistens ziemlich blutige, die die Leute davon abhielten, hier einzudringen. Dass der alte Bastard einmal jemanden im Sägewerk zerhäckselt hatte zum Beispiel. Soweit Gil wusste, stimmte das zwar nicht, aber er bezweifelte nicht, dass der durchgeknallte Hurensohn dazu fähig gewesen wäre.
» Kaum jemand weiß von dem Schuppen « , erklärte er Kris. » Er steht gut versteckt und weitab von der Hütte. Und er hat nie jemanden hier reingelassen. «
» Nein, er war definitiv kein sehr offener Mensch « , musste sie ihm beipflichten.
Am Rand des Holzstoßes ging sie in die Hocke. » Hier ist jemand auf Händen und Knien gekrochen, um unter die Bretter zu schauen. Wahrscheinlich dachten sie, die Zwischenräume eignen sich bestens, um Fotos und Kassetten zu verstecken. «
» Nur habe ich das nicht getan. « Er hatte das damals kurz ins Auge gefasst, aber dann war es ihm zu offensichtlich erschienen, außerdem hätte es nicht viel gebracht, da er ja davon ausging, dass das Holz nicht allzu lange hierbliebe.
» Jedenfalls hatten sie offenbar keine Lust, das Zeug umzustapeln, um genauer nachzuschauen. «
» Falls es das ist, was sie suchen. Und wenn es das ist, dann haben sie sich ganz schön Zeit gelassen, um mit der Suche anzufangen. « Er sah noch immer keinen Sinn darin.
Sie stand wieder auf. » Schon, aber in den letzten achtundvierzig Stunden hat sich einiges getan, Gil. Vielleicht sahen sie in dir keine Gefahr, solange du in Sydney warst, jetzt aber schon. Oder sie befürchten, dass Jeanie keinen Grund mehr hat, weiter zu schweigen, da ihr ganzer Besitz vernichtet ist. Man kann sich viele Gründe denken. Dabei stochern wir nur im Nebel, solange wir nicht sicher wissen, wer ›die‹ sind. « Sie ließ den Blick durch den Schuppen schweifen. » Und wo hast du das Zeug nun versteckt? Hier drin? «
» Nein. Draußen. Ich zeig’s dir. «
Er fand den Baumstumpf am Rand der Lichtung– ein Riese von einem Ironbark-Eukalyptus, der vor Generationen schon gefällt worden war und von dem nichts geblieben war als ein meterhoher Stumpf aus eisenhartem Holz. Er hob einen Zweig auf und fegte damit die wenigen Hartgräser und die dünne Erdschicht um den Stumpf beiseite, bis die Steine und Kiesel freilagen, mit denen er das Loch
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