Bushido
reg-
nete in Strömen. Konnte mir noch mal jemand erklären, was ich in diesem verfickten Kopenhagen zu suchen hatte? Selbst wenn ich im besten Hilton-Hotel der Welt geschlafen hätte, mit Paris neben mir im Bett, nackt und eingeölt, selbst dann hätte ich immer noch schlechte Laune gehabt. In meiner Verzweiflung ließ ich mir vom Roomservice einen Espresso aufs Zimmer bringen, der sich, oh Wunder, brav in die Liste der Abtörner einreihte. Woher sollten die Dänen auch wissen, wie man einen guten Espresso zubereitet. Noch mal Trauer!
Mit einem Shuttle fuhren D-Bo, Nyze und ich dann zur Location. Dann kam der Hammer: Die Verleihung der nationalen Preise fand nicht in der richtigen Halle statt, sondern in so kleinen Studios, in denen maximal 100 Leute Platz finden. Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Waren wir hier bei den MTV Awards oder einem kleinen Lokalsender? Ganz im Ernst, diese Veranstaltung war der größte Dreck des Jahrtausends. Als ich das sah, stellte ich mich selbst vor die Wahl: Bist du cool, dann gehst du, bist du ein Eierlecker, bleibst du.
Ich zog die Aufzeichnung noch professionell durch, nahm meinen Award entgegen – den ich übrigens nicht einmal sofort mitnehmen durfte – und sagte dann zu den Offiziellen von MTV, die hauptsächlich damit beschäftigt waren, sich selbst zu feiern: »Hauta rein, Jungs. Ich bin dann mal weg!«
Erst dachten alle, ich wollte sie auf den Arm nehmen, aber als sie merkten, dass ich nicht lachte, lief ihnen plötzlich das Arschwasser. Die Organisatoren meinten auf einmal, dass es doch absolut kein Problem wäre, wenn ich über den roten Teppich laufen würde. Ach, so war das! Das hörte sich gestern aber noch ganz anders an. »Die Mühe hättet ihr euch früher machen sollen. Nehmt das nicht persönlich, aber feiert mal ohne mich.«
Auch die Repräsentanten von Nike versuchten alles, um mich zum Bleiben zu bewegen, aber ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen. Ich wollte ja Party machen, aber nicht unter diesen Bedingungen. Dabei klang mein Plan so toll: am Montag in Kopenhagen ankommen und im Hotel chillen, am Dienstag die Aufzeichnung runterrocken und zur Nike-Party gehen, am Mittwoch und Donnerstag mit Ari und Hamoudi, die mit dem Flugzeug nachkommen wollten, zu den Partys meiner Spezialkumpels Snoop und Diddy. Ich hatte ja für die gesamte Woche VIP-Karten.
Pech! Wer mich respektlos behandelt, muss eben damit rechnen, dass ich mir das nicht gefallen lasse. Ich mache mich doch nicht zum Horst! Ich war dort ja nicht nur als Bushido, der Künstler, sondern sah mich auch als Repräsentant von Deutschland. Ich kam nicht aus Polen, Italien oder der Ukraine, sondern aus Deutschland, einem der wichtigsten Musikmärkte der Welt. Und als Deutschen hatte man mich auch entsprechend zu behandeln. So einfach war das.
Drei Stunden später war ich wieder auf der Fähre in Richtung Hei-
mat. Vorher machte ich aber noch meinen eigenen, persönlichen Roadtrip. Ich besorgte mir eine S-Klasse und heizte mit 250 km/h durch Dänemark. Dabei herrschte auf den Autobahnen dort überall ein Tempolimit von 130 km/h. Fuck off! Die konnten mich alle mal. Falls ich ge-blitzt worden wäre, hätte ich die Rechnung einfach an MTV geschickt.
Das Problem war aber, dass die Fähren zurück nach Deutschland nur alle drei Stunden fahren. Die nächste ging um
18 Uhr und dann erst wieder um 21 Uhr. Ich stand mit D-Bo und Nyze vor dem Hotel und schaute auf die Uhr: 16.55. Scheiße! Die Einheimischen meinten, dass die Strecke bis zur Küste in einer Stunde unmöglich zu schaffen sei. Das gilt vielleicht für euch Inselaffen, aber nicht für mich, dachte ich und fuhr los. Ich trat die Karre so übertrieben krass, dass Nyze und D-Bo fast gestorben wären. Jede Kurve war die reinste Achterbahnfahrt – für meine Atzen, nicht für mich. Am Ende hätte ich auch fast noch einen Unfall gebaut, aber ich schaffte es und kam tatsächlich als Letzter noch mit auf die Fähre.
Um 21 Uhr, als die nächste Fähre Dänemark verließ, saß ich längst im Café in Kreuzberg und rauchte chillig meine Weintrauben-Wasserpfeife. Arschlecken.
Krawall auf der Reeperbahn
Videodreh in Hamburg. Ausnahmsweise spielte ich mal nicht die Hauptrolle, sondern war nur Gast. Chakuza und Bizzy Montana drehten ihr Macht-was-ihr-wollt-Video aus ihrem Blackout-Streetalbum. Für mich war das eine gute Gelegenheit, am Ende des Jahres die ganze ersguterjunge-Bande noch mal zusammenzutrommeln. Saad kam aus Bremen, Bizzy, Chakuza
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