Bushido
heißt anbieten, verstehst du?«
»Ach so. Hm. Okay.«
»Habe ich mich zu undeutlich ausgedrückt?«, fragte die Verkäuferin. Sie hatte Sorge, unfreundlich gewesen zu sein.
»Nee, schon in Ordnung«, lachte Kay sie an. »Ich bin nur ein dummer, asozialer Kanake. Machen Sie sich keine Gedanken.«
»Dann gehe ich mal den Espresso holen.«
Was für eine skurrile Situation: Fünf Assis in Jeans (ich in Trainingshose) und Turnschuhen saßen beim besten Juwelier von Zürich. Zu krass! Eine Assistentin kam mit dem Espresso und die Verkäuferin zeigte mir noch andere, günstigere Stücke. So ging das immer hin und her. Neues Armband, neuer Preis. Gedanklich war ich aber immer noch beim ersten für 230000 Euro.
»Wenn ich jetzt ein Armband für nur 30000 Euro kaufe, dann werde ich eh nicht glücklich, weil ich immer an den großen Bruder denken müsste, der noch in Zürich liegt.«
Die Verkäuferin nickte zustimmend.
»Ich kann Sie gut verstehen«, entgegnete sie und legte mir eine Liste vor, in der alle Diamanten kategorisch erfasst waren, nach Reinheitsgrad, Seltenheit usw. Das Armband, das ich wollte, war eine IF, also oberste Kategorie. Drei Reihen darunter fand ich die VS1-Kategorie und dachte sofort an einen Text von Jay-Z, in dem er darüber rappt, wie toll seine Diamanten wären. Sofort fragte ich bei der Verkäuferin nach.
»Der Unterschied zwischen VS1 und IF ist der, dass Steine der Kategorie VS1 qualitativ nicht so hochwertig sind. Außerdem sind das Diamanten. Wie gesagt, IF-Steine sind nicht zu toppen. Deswegen nennt man sie auch Brillanten.«
»Oh, krass. Mit dem Armband kann ich also Jay-Z ficken?«, freute ich mich wie ein kleines Kind.
»Nun ja«, lachte sie verlegen. »Ich denke schon.«
»Ich nehme es!«
Meine Jungs schluckten.
Die Verkäuferin schluckte.
»Sehr gern, der Herr.«
Der Geschäftsführer kam und fragte mich ernsthaft nach einer Anzahlung, da an dem Armband noch etwas verändert werden musste und ich es nicht sofort mitnehmen konnte. Ich zog meine 8000 Euro aus der Tasche und legte ihm die verknickten 500er-Scheine auf den Tisch. Zehn Minuten später saßen wir wieder im Taxi auf dem Weg zum Konzert.
»Jungs, soll ich euch den wahren Grund verraten, warum ich dieses Armband gekauft habe?«
Die Jungs spitzten die Ohren.
»Fler, dieser ... , hat in einem Interview einmal mit seiner tollen 20000-Euro-Halskette angegeben. Ich glaube, jetzt habe ich in Sachen Bling-Bling wieder so einiges klargestellt. Vor allem, wer die Nummer eins ist.«
Aber das Beste war: Ich hatte wieder gute Laune.
Mädchenchaos in Berlin
Meine Tour war seit drei Tagen vorbei und ich hatte einen überkrassen posttouralen Abfuck. Auf Deutsch: Mir war scheißlangweilig. Es war schon spät am Nachmittag. Gemeinsam mit Kay fuhr ich im 7er durch Berlin, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, einfach nur, um unterwegs zu sein. Im Radio lief Give it to me, die neue Single von Timbaland, Nelly Furtado und Justin Timberlake. Hammer. Ich drehte lauter und sang mit: »I’m a real producer, you’re just a piano man.« Haha, Timbos Diss gegen Scott Storch. Sehr gut. Immer schön pöbeln! Genau meine Devise.
Ich schloss mein Handy ans Bluetooth an und skippte meine Telefonnummern durch. Welches Mädchen sollte in den Genuss meines Anrufes kommen: Anna aus München, Gina aus Graz, oder Eva aus Frankfurt?
»Ruf Eva an, Alter«, meinte Kay und spielte mit seinem neuen Klappmesser herum. Er sah mit seiner schwarzen Gucci-Sonnenbrille aus wie eine philippinische Porno-Schwuchtel. Obwohl das Messer wieder einiges gutmachte.
»Eva, warum nicht?«, meinte ich und wählte ihre Nummer.
Sie war eine blonde, 20-jährige Schönheit, die ich während der Tour in Mannheim kennengelernt hatte. Damals, im Tourbus, hatte ich sie extra nicht gevögelt, da ich es irgendwie nicht übers Herz gebracht hatte. Sie war einfach zu hübsch, als dass ich sie nur einmal bumsen wollte. Ich hob sie mir für später auf. Es klingelte und ich stellte auf Lautsprecher, wie immer, damit Kay mithören konnte.
Tuuuut. Tuuuut.
»Hallo?«
»Ich!«
»Hallo, Bushiiiiido.«
»Hm.«
»Duuuu, ich habe mir gestern im Internet ein Abendkleid für die ECHO-Verleihung ausgesucht. Du nimmst mich doch noch mit, oder? Hast du ja versprochen.«
»Natürlich, wen denn sonst, Prinzessin«, log ich.
Kay fing an zu lachen, aber ich boxte ihn in die Seite. Er sollte seine Klappe halten.
»Ich dachte ja nur.«
»Und ist das Kleid schön?«
»Es ist rot und aus
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