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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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dass man Schlechtes mit Gutem ausgleichen und sein persönliches Sündenkonto so immer in einer gesun-
den Balance halten könnte. Daran glaube ich immer noch, allerdings gibt es doch Momente im Leben, da frage ich mich: Was will mir der liebe Gott damit wohl auf den Weg geben?
    Die Geschichte begann ganz harmlos im Sommer 2007 mit einer Nachricht auf meiner MySpace-Seite. Dazu muss ich erklären, dass ich täglich so viele E-Mails bekomme, dass ich es aus Zeitgründen gar nicht schaffe, alle zu lesen. Ich überfliege nur kurz die Namen, um zu sehen, ob ich jemanden kenne, scanne die Betreffzeilen und dann wandern die Mails auch schon in den Papierkorb. Doch bei einer E-Mail blieb ich hängen. Im Betreff stand einfach nur »Backstage-Karten« und da ich bald wieder auf Tour gehen sollte, dachte ich mir: Okay, kannst ja mal kieken, was das Mädchen will. Kurz vor meinen Tourneen bin ich ohnehin immer extrem sensibel, was meine Konzertkarten betrifft, weil viele meiner Fans von irgendwelchen Hochstaplern abgezogen werden. Man verkauft ihnen zum Beispiel gefälschte VIP-Tickets – mit dem Versprechen, mich nach dem Konzert damit treffen zu können.
    Als ich die Nachricht öffnete, war ich zuerst beruhigt, weil das Mädchen einfach nur wissen wollte, wo sie für eines meiner Konzerte in der Schweiz Backstage-Karten kaufen könnte. Ich schrieb zurück, dass es solche Tickets generell nicht gäbe, setzte noch viele Grüße darunter und somit war das Thema für mich beendet. Kurze Zeit später bekam ich ihre Antwort. Sie glaubte mir nicht. Sie schrieb, dass sie genug Geld hätte, sich ein VIP-Ticket leisten zu können. Außerdem wäre das auf Konzerten in der Schweiz ganz normal. Na toll, dachte ich noch. Hätte ich doch bloß nicht geantwortet. Jetzt habe ich eine Diskussion am Hals, auf die ich gar keinen Bock habe. Ich ging erst mal auf ihr MySpace-Profil, klickte mich durch ihre Bildergalerie und stellte zu meiner Zufriedenheit fest, dass sie wenigstens nicht ganz unattraktiv war. Ich schrieb trotzdem, dass ich ihr nicht weiterhelfen könne und hoffte, damit meine Ruhe zu haben.
    Doch es ging weiter. Nach ein paar Tagen entdeckte ich, nicht gerade zu meiner Freude, wieder ihren Namen in meinem Postfach. Ich überflog den Text: »Wie schade… bla bla bla… kennenlernen… bla bla bla… beruflich viel unterwegs… bla bla bla… sich mal in Berlin treffen?«
    Oje. Ich hielt es für das Beste, ihr die Wahrheit zu schreiben: »Ganz ehrlich, ist mir egal. Ich bin jetzt nicht unbedingt scharf drauf, aber wenn du in Berlin bist, melde dich halt.«
    So sind wir dann erst mal verblieben. Weil an den folgenden Tagen keine Antwort mehr kam, habe ich sie auch sofort wieder aus meinem Gedächtnis gelöscht. Mein Glück hielt aber nicht lange an. Zwei Wochen später schrieb sie, dass sie bald nach Berlin käme. Schnell habe ich mir noch mal ihre MySpace-Bilder angesehen, um mir ihr Gesicht und ihre Figur ins Gedächtnis zurückzurufen. Was soll’s schon, dachte ich. Einmal bumsen kann ja nicht schaden.
    Wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann mag ich es eigentlich gar nicht so sehr, Mädchen im Internet zu klären. Vor allem nicht über MySpace. Für mich ist das nichts anderes als das größte Huren-Auktionshaus der Welt. Wenn ich unkomplizierten Sex haben will, dann gehe ich in den Puff oder lasse mir eine schöne Thai-Massage mit Happy End geben. Am Ende ist das stressfreier, schneller und meist auch noch viel billiger. Die Mädchen, die ich im Internet kennengelernt und später dann auch gebumst habe, kann ich an meinen beiden Händen abzählen. Mehr waren das nicht. Es laufen einfach zu viele Verrückte da draußen herum.
    Ich holte sie zur vereinbarten Zeit am Flughafen Tegel ab und wir fuhren zu meinem Lieblingsitaliener nach Charlottenburg. Während der kurzen Autofahrt haben wir nicht viel geredet und auch beim Essen ging es über die üblichen Small-Talk-Floskeln nicht hinaus. Sie erzählte, sie hätte reiche Eltern, wäre von Beruf Tochter und als Hobby hätte sie sich einen Kosmetikladen angeschafft. Wie interessant! Ehrlich gesagt war sie mir sympathischer, wenn sie die Klappe hielt, denn ihr Schweizer Dialekt war nicht unbedingt förderlich, wenn ihr versteht, was ich meine. Am Ende des Abends hatte ich schlichtweg keine Meinung von ihr. Um es noch deutlicher zu sagen: Sie war mir egal. Ich wurde auch nicht geil oder so und als sich nach dem Essen unsere Wege auch schon wieder trennten, war ich nicht unbedingt

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