Bushido
Das-erste-Mal-Sex-Haben gar nicht so richtig realisieren können. Wenn du zum ersten Mal kiffst oder kokst, ist es ja auch nicht anders. Du bist dir schon bewusst, was gerade passiert, aber dein Gehirn kann es nicht richtig verarbeiten. Es weiß noch nicht, wie es diese neue Situation einordnen soll. Du kommst damit irgendwie nicht klar, weil die Wirkung und das ganze Drumherum ja vollkommen neu sind. Dein Körper schüttet plötzlich all diese Hormone aus, du bist total gespannt, hast diese Glücksgefühle, gerade wenn du zum ersten Mal Drogen nimmst. Wenn du noch ganz jung bist und zum Beispiel eine Line Koks ziehst, dann passiert ja Folgendes: Das Kokain setzt seine Wirkstoffe frei, es be-ginnt langsam zu wirken, gleichzeitig schüttet dein Körper aber so viel Adrenalin aus, dass die Wirkung sofort wieder unterdrückt wird. Dein Körper ist verwirrt. Du bist richtig krass aufgeregt, dir geht die Pumpe, hast Herzrasen und all das. Aber richtig gut ist das erste Mal nie. Warum sollte das also beim Vögeln anders sein.
Ich wurde also von einer Ostlerin entjungfert. Ja, ja, jetzt ist die Katze aus dem Sack. Aber ganz ehrlich, die Mädchen aus dem Osten, ich weiß auch nicht, die haben schon etwas Besonderes an sich. Die ficken irgendwie anders. Irgendwie scheinen mir die Ost-Mädels befreiter zu sein. Offener für Experimente. Keine Ahnung. Die Beziehung zwischen mir und Katrin war aber schon sehr merkwürdig. Wir waren ja im Prinzip nur beste Kumpels. In der Schule dachten aber alle, dass wir ein Paar wären, da es uns immer nur im Zweierpack gab. Wir machten einfach alles zusammen, sogar unsere Drogenzeit haben wir gemeinsam begonnen. Mit Katrin habe ich auch meinen ersten Joint geraucht.
Nach einer Weile war ich sogar ein bisschen in sie verliebt. Jedenfalls glaubte ich das. Ich meine, in dem Alter hat man ja keine Ahnung, und von der großen Liebe schon mal gar nicht. Trotzdem, es war schon komisch, wenn man sich überlegt, dass man mit einem Mädchen Tag und Nacht zusammen war, ohne genau zu wissen, warum. Irgendwann meinte ich auch zu ihr: »Katrin, pass mal auf, ich bin richtig krass in dich verliebt!«
Woraufhin sie nur sagte: »Oh, Mann. Das kannst du voll vergessen. So etwas läuft mit mir nicht.«
Ich verstand die Welt nicht mehr.
»Warum denn nicht?«, wollte ich wissen. »Wir sind doch sowieso schon so gut wie zusammen. Jeder denkt, wir wären ein Paar. Wir bumsen zusammen, wir kiffen zusammen, alles machen wir zusammen.«
Ich kapierte einfach nicht, warum sie nicht ganz offiziell meine Freundin sein wollte. Sie verstand es wahrscheinlich selbst nicht ganz.
Mit der Zeit wurde sie immer merkwürdiger. Sie hing plötzlich mit komischen Typen rum, die alle viel älter waren als ich, und ging so gut wie nicht mehr in die Schule. Sie fing dann auch ziemlich schnell an, Drogen zu nehmen, nicht nur Dope, sondern auch die harten Sachen: Koks, Pillen, Speed, was es eben gerade gab. Ihr Wochenplan sah so aus, dass sie von Mittwoch bis Sonntag Party machte und den Montag und Dienstag in der Schule dazu nutzte, ihren Rausch auszuschlafen. Die Lehrer kümmerten sich einen Scheiß darum. Katrin fiel immer tiefer in ihr eigenes Loch und ließ niemanden mehr an sich ran. Auch mich nicht.
Jedes Mädchen hatte damals in unserer Schule einen dieser Wochenplaner, in denen man Geburtstage, Verabredungen, Sprüche und so ein Zeug eintragen konnte. Als Katrin mal wieder eines Montags im Delirium in der Ecke unseres Klassenzimmers chillte, ging ich zu ihrem Rucksack, um ein bisschen zu spionieren. Ich fand ihren Planer, blätterte ein bisschen herum und sah, dass der kommende Freitag rot umrahmt war.
»Tom besorgt Heroin«, stand da.
Scheiße, wir waren doch erst 14 Jahre alt!
Irgendwann kam Katrin kaum noch in die Schule. Sie driftete immer weiter ab, wurde am Ende sogar paranoid und litt an Verfolgungswahn. Die typischen Junkie-Symptome halt. Sie stand auch noch mal vor meiner Tür und fragte mich, ob wir nicht doch noch ein Paar werden könnten. Und das, nachdem sie sich zwei Wochen gar nicht mehr gemeldet hatte. Für uns war es schon zu spät. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Ich habe sie seitdem nie mehr wieder gesehen.
Brillantenfieber
Ich hatte absolut keinen Bock mehr auf meine VDSZBZ-Tour 2007. Ich wollte nur noch nach Hause.
»Ich bin schlecht gelaunt, besser keine Faxen heute!«, raunzte ich, als ich den Backstage-Bereich des Clubs in Zürich betrat.
Meine Band drehte sich zu mir um, alle
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