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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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Außerdem war ich allein in Berlin, meine Mutter und mein kleiner Bruder waren in Westdeutschland, und Kay besuchte seine Eltern zu Hause am Bodensee. Deshalb wusste ich nur, dass ich mich auf jeden Fall später am Abend mit Arafat und den Jungs im Café treffen würde. Aber das machte ich ja eh jeden Abend, also war es auch nichts Besonderes. Es war einfach nur ein Tag wie jeder andere.
    90 Prozent der Deutschen machten Party, nur wir schoben einen Abtörn. Na, das passte mal wieder zu uns. Immer schön schlechte Laune haben! Hehe. Ich machte mich fertig und fuhr los. Ich bezahlte den Taxifahrer und wunderte mich schon aus der Ferne darüber, dass es so dunkel war vor dem Café. Normalerweise strahlt durch die große Glasscheibe an der Front immer etwas Licht nach draußen. Sicherheitshalber rüttelte ich an der Tür, aber es war tatsächlich geschlossen. »Was ist denn hier los?«, grübelte ich vor mich hin und schaute auf meine Uhr: 23.30. Ich setzte mich auf die Stufe des Cafés und wartete. Fünf Minuten später tauchte Hamoudi auf, der sich genauso wunderte wie ich. Wir unterhielten uns kurz, dann rief ich Arafat an, der zehn Minuten später mit dem Schlüssel aufkreuzte. Da natürlich keine Bedienung da war, bereitete Arafat mir eine Wasserpfeife und ich setzte etwas Tee auf. Schließlich wollten wir nicht wie Hunde leben. Alle fünf Minuten tauchte irgendwer auf, aber es waren andere Leute als sonst, also gab es außer dem obligatorischen Handschlag zur Begrüßung nichts weiter für mich zu tun.
    Wir setzten uns zu dritt an einen der Tische parallel zur Fensterfront und chillten bis Mitternacht. Es gab keinen Countdown, wir fielen uns nicht um die Arme – nichts. Wir hatten halt 2008 – und jetzt? Langsam füllte sich das Café, aber niemand war in Feierlaune. Es war alles wie immer. Business as usual.
    Ich spielte mit ein paar der Jungs Karten, rauchte immer noch sparsam an meiner Wasserpfeife und war irgendwie tief in Gedanken versunken. Wie gesagt, die Stammcrew war nicht da und mit den anwesenden Arabern hatte ich nicht so wirklich was zu besprechen, also konzentrierte ich mich auf das Spiel. Ich bemerkte plötzlich eine Kindergruppe, die draußen vor dem Café herumalberte und Böller durch die Gegend schmiss. Es waren keine arabischen, sondern deutsche Kinder. Ich schaute ihnen eine Weile zu, beachtete sie aber dann nicht weiter, denn ich war am Zug und musste mich erst wieder sortieren. Ich warf eine Karte ab, als es plötzlich im Café ein bisschen lauter wurde. Ich schaute hoch und dann in die Mitte des Raumes, in dem auf einmal genau die Kinder standen, die eben noch vor der Tür gespielt hatten. Einer der Araber, die mit mir am Tisch saßen, zeigte auf einen Mann, der von vielen kleinen Kindern umzingelt war.
    »Was ist das denn für ein Typ?«, fragte er auf Arabisch in die Runde. Ich schaute den Mann an und wollte es erst gar nicht glauben. Es war Til Schweiger. Als er mich entdeckte, schob er die Kinder zur Seite und kam auf mich zu.
    »Ey, Alter. Alles Gute im neuen Jahr«, meinte Til, der schon gut was getankt hatte, und reichte mir seine Hand.
    Was war das denn für eine skurrile Situation bitteschön: Til Schweiger im berüchtigtsten Gangster-Café von ganz Berlin. Ob ihm das bewusst war? Dazu kam ja noch, dass die Jungs, die an meinem Tisch saßen, kein Wort Deutsch verstanden. Ich spielte auch nicht mit Arafat, sondern mit zwei seiner Onkel und einem seiner Cousins aus Nordrhein-Westfalen. Die hatten keine Ahnung, wer dieser Kerl war, der mit einer Alkoholfahne vor ihnen stand. Das wohlgemerkt in einem Café, in dem Alkohol streng verboten ist. Ich gab Til die Hand, bedankte mich höflich für seine freundlichen Worte, ignorierte ihn dann aber und widmete mich wieder dem Spiel. Til unterhielt sich kurz mit Arafat und kam noch mal kurz an meinen Tisch zurück.
    »Bushido, was ich dir noch sagen wollte: Ich finde das, was du tust, echt cool. Auch die Art, wie du dein Ding durchziehst, ist genau richtig. In meinem Auto liegt übrigens ’ne CD von dir. Das war’s dann eigentlich auch schon. Also, schönen Abend noch.«
    Im nächsten Moment schnappte sich Til seine herumstreunende Rasselbande und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. Schon cool, dachte ich, und zog an meiner Wasserpfeife. Til Schweiger hört also auch meine Musik. Wer hätte das gedacht?
    Zehn Minuten später fragte einer der Männer, die mit mir am Tisch saßen, ob dieser Typ von eben nicht irgendwas mit dem

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