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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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zuerst sogar den Vorschlag, in ihrem Programm den wahren Grund seiner Absage zu nennen. Ich dachte zwar kurz darüber nach, das Angebot anzunehmen, lehnte es dann aber doch ab und schickte Chakuza nach München, der ebenfalls bei den EMAs in der Kategorie New Sounds of Europe nominiert war. Ach ja, um das Thema noch abzuschließen: Der Award für den Best German Act 2007 ging übrigens an mich. Was soll ich sagen? Danke an mein Forum.
    Zurück zum ECHO. Ich ging auf die Bühne und Moritz Bleibtreu übergab mir meine Trophäe. Ich blickte kurz in die Menge, grüßte schnell meinen Kumpel DJ Ötzi und wollte gerade mit meiner Rede beginnen, als ich direkt vor mir die komplette Chefetage von Universal entdeckte – Luftlinie vielleicht fünf Meter. Och, nee, dachte ich. Was für ein Abtörn! Konnten die nicht woanders sitzen? Als ich dann aber in ihre Gesichter blickte, wie sie sich über meinen Erfolg grün und blau ärgerten, hob sich meine Laune wieder schlagartig. Ich betonte in meiner Danksagung extra die tolle Zusammenarbeit zwischen mir und SONY BMG und bedankte mich explizit noch mal bei Willy für seinen enormen Einsatz. Das kam schon ein bisschen cool.
    Oliver Pocher lieferte mit seiner Britney-Spears-Parodie später den Höhepunkt des Abends. Als er mit der Show durch war, machte er sich noch über ein paar nominierte Musiker lustig – mein Name war auch dabei.
    »Ich grüße auch Bushido«, meinte Pocher und zeigte dabei auf mich und die Jungs.
    »Ihr seid dann nachher auch alle wieder pünktlich in der JVA, ne!«
    Großes Gelächter im Saal.
    Okay, ich muss zugeben, dass ich den Spruch schon lustig fand, aber ich war mir alles andere als sicher darüber, ob die Jungs das genauso sahen. Es war auf jeden Fall mutig von Pocher, so ein Ding zu bringen, auch weil er mit seiner Freundin zwei Reihen schräg hinter uns saß. Nicht nur das: Der Platz vor ihm gehörte ausgerechnet Veysel. Über ihn muss man wissen, dass er, trotz seiner Führungsposition im Café, ständig den krassesten Unfug im Kopf hat. So ging er eines Tages in einen Mc Donald’s und bestellte einen Big Mac. Er nahm den Burger noch an der Kasse aus der Schachtel und sagte zur Bedienung, einem glatzköpfigen Typ Mitte 20, dass er ihn auf keinen Fall bezahlen würde. Auf die Frage, wieso, antwortete er, dass er keinen Burger essen würde, der schon mal auf dem Kopf eines anderen Mannes gelegen hätte. Dann klappte er langsam den Big Mac auf, nahm die Seite mit dem Fleisch in seine rechte Hand und klatschte ihm diese mit einem eleganten Schwung auf den Kopf. Veysel rannte dann aber nicht weg, sondern bestellte noch einen Burger, versteht ihr? Hehe. Trotzdem ist mit ihm nicht zu spaßen, wenn es ernst wird. Dann wird er zum Pitbull. Hat er sich erst mal festgebissen, gibt es kein Zurück. Ach ja, und immer schön in Trainingshose und Lederjacke. Die Therapiestunde für Pocher war also vorprogrammiert. Irgendwann schnappte er sich sogar Pochers Freundin und verschwand mit ihr für ein paar Minuten in den Katakomben der Halle. Keine Ahnung, was dort passiert ist, aber Pocher machte natürlich gute Miene zum bösen Spiel. Was sollte er auch anderes tun? Man muss eben wissen, was passiert, wenn man sich mit den guten Jungs einlässt.
    Die Nominierungen für den Besten nationalen Live-Act hallten durch den Saal und mir wurde es seit langer Zeit mal wieder ein bisschen mulmig in der Magengegend: Peter Maffay, Rosenstolz, Silbermond, Tokio Hotel oder Bushido. Ich dachte nur, wenn wir das auch noch gewinnen, dann wäre das einfach zu krass. Ich hatte mich schon im Vorfeld nie so richtig mit dem Gedanken anfreunden können, dass wir zwei ECHOS an einem Abend abräumen würden. Wobei Arafat immer sagte: »Bu, mach dir keinen Kopf. Das wird schon.« Das hatte er allerdings bis jetzt bei jeder Verleihung gesagt.
    Als der Schauspieler Ingo Naujoks auf der Bühne stand und seine Laudatio hielt, war ich gar nicht richtig bei der Sache. Ständig spukte mir die Frage im Kopf herum, ob das Gremium überhaupt zulassen würde, dass ein Bushido zwei ECHOS an einem Abend bekommen würde. Schon im Jahr 2006, als ich meinen ersten ECHO gewonnen hatte, hatte ich in meiner Dankesrede gesagt, dass ich mir wie ein unerwünschter Gast vorkommen würde. Ich hatte wirklich so gefühlt und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Bushido und der ECHO, das passte für viele aus der Industrie einfach nicht ins Bild einer fröhlichen, deutschen Musiklandschaft, in der jeder

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